Kneipp: Mein Testament, barfussgehen: ein paar Sätze (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Stammposter, Wednesday, 16.06.2004, 13:23 (vor 7410 Tagen)

Gewöhnlich hat im menschlichen Leben das, was am allervorteilhaftes-
ten ist am allerwenigsten Wert und Bedeutung und wird oft gar nicht beachtet oder sogar selbst geflohen. So ist es mit dem Barfusgehen. Das barfusgehen hat für die menschliche Natur eine so hohe Bedeuttung, dass wen jeder seine Wichtigkeit kennen würde, er das Barfusgehen nie vollständig einstellen würde.

Um kräftige, gut gedeihende , widerstandsfähige Kinder heranzuziehen wird es kaufm ein Mittel geben, welches das Barfussgehen übertrifft.
Und wer du auch seiest, lieber Leser, unterlasse nicht, von Zeit zu Zeit einige Minuten barfuss zu gehen!
Glücklich ist derjenige, welcher seine Füße für jede Temperatur abgehärtet hat, unglücklich aber der, dessen Füße ganz oder teilweise verweichlicht sind.
... und sollte jemand seine Füße zehnfach umwinden, so kommen sie doch wieder auf den Boden.
Das Barfussgehen gewöhnt unsere Natur am meisten an die erde und härtet sie so ab, dass sie sich auf der Erde am wohlsten fühlt...

Welche Verheerungen richten oft Störungen in der Blutzirkulation besonders beim weiblichen Volke an! Sie würden aber ausbleiben, wenn die Füße durch Barfußgehen gehörige abgehärtet wären, weil durch die Abhärtung der Füße zugleich auch der Unterleib in den besten Zustand käme.

... denn seine ganze Umgebung sei ihm mit aller Strenge entgegengetreten, er solle sich doch nicht durch das Barfußgehen vollständig zu Grunde richten. (kennen wir)

Wie sehnen sich doch die Kinder nach dem Frühling, weil dann sie wieder barfuß gehen dürfen! Es ist ihnen dabei so behaglich, tut ihnen so wohl, daß gewiß kein Kind Strümpe und Schuhe anzieht, wenn es nicht gezwungen wird.

Das Barfußgehen ist aber nicht bloß für die Landleute gut, sonder ist noch viel mehr den Städtern zu empfehlen.

Das Barfußgehen muß also allen denen, die in einem geschlossenen Raume arbeiten müssen, empfohlen werden

so kann auch der Soldat am Morgen und Abend barfuß seine Arbeiten verrichten, braucht also nicht barfuß einen Marsch zu machen

... so möchte ich doch allen Vätern und Müttern zurufen:
Lasset euere Kinder fleißig barfußgehen!
Nicht weniger aber möchte ich den Lehrern ans Herz legen: Sorget für die Gesundheit eurer Schüler und unterrichtet sie, daß sie das Barfußgehen nie versäumen! Den Gymnasien und Seminaren möchte ich es zweimal zur Pflicht machen: Schützet die Schüler vor Verweichlichung und lasset euch in erster Linie das Barfußgehen angelegen sein!

Die Seminare haben gwöhnlich einen Steinboden. Da wird mancher vielleicht denken, daß Steinplatten zum Barfußgehen nicht taugen. Ich rufe aber jedem zu, daß das Steingehen dem gewöhnlichen Barfußgehen vorzuziehen ist.

In den Waisenhäusern sind gewöhnlich nicht nur vater- und mutterlose Kinder, sondern auch höchst persthafte und gebrechliche.
Hier sollte die erste Aufgabe sein, den Körper abzuhärten, denn dann entwickelt sich auch der Geist entsprechend. Man sollte deshalb in den Waisenhäusern kein Kind finden, das Schuhe trägt!

Auf die Frage: "Warum hat man Sie als Kind nicht barfußgehen lassen?" gab sie zur Antwort: "Meine Mutter hielt es für entwürdigend wenn ich barfußgehen würde"
Was liegt im Barfußgehen denn Entwürdigendes für ein Kind? Ist das Kind mehr wert, wenn es schon im Kissen Schuhe und Strümpfe trägt und dabei verkümmert, oder ist nicht vielmehr das ein gerechter Stolz der Eltern, wenn sie gesunde, abgehärtete Kinder haben und ist es nicht viel ehrenvoller für Vater und Mutter, wenn sie sagen können: Wir haben unsere Pflicht getan, unsere Kinder sind gesund und kräftig!

Somit soll das Barfußgehen allgemein sein: kein Alter, kein Stand und kein Geschlecht ist ausgenommen.
Es soll aber, wie schon erwähnt nicht bloß einige Minuten barfußgegangen werden, sondern je länger, desto besser.

Das Wassergehen, das auch im kältesten Wasser geschehen kann, soll zwei, höchstens vier Minuten dauern.
Das Barfußgehen im nassen Gras gehört zur Noblesse. Es gibt kaum etwas behaglicheres als im frischen Tau barfuß zu gehen und zwar je länger desto besser. Auf nassen Steinen gehen wirkt ebenfalls abhärtend. Vor allem aber wird dadruch das Blut abwärts geleitet.
so ziemlich dasselbe bezweckt auch das Gehen im Schnee.
Nur muß hier gesagt werden, daß man nur im frisch gefallenen Schnee oder in einem solchen Schnee gehen darf, der noch keine große Kälte durchgemacht hat. Wenn der Schnee schon 10 bis 20 Grad Kälte durchgemacht hat, sit er für die menschliche Natur zu kalt.
Es gab auch in Wörishofen Wagehälse, die glaubten, für sie könne der gefrorene Schnee nicht zu kalt sein. Sie haben ihre Füße durch ihren Mutwillen ordentlich erfroren.


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