Grossstadt Cowboy! (Hobby? Barfuß! 2)

Pedro, Stammposter, Tuesday, 15.06.2004, 08:56 (vor 7411 Tagen) @ Andi35

Hallo Pedro!
Vor längerer Zeit wurde in diesem Forum mal das Thema Rio de Janeireo angesprochen und es wurde deutlich, dass dort sehr viel Gewalt herrscht: Kinder, die klauen, würden auf offener Straße erschossen und Studenten, die Mutproben durchstehen müssen, die in extreme Richtung gehen und nicht selten gäbe es Schwerverletzte und sogar Tote! Also auf solche Gegenden kann ich gerne verzichten, da nutzen auch Lieder und Berichte darüber, wie schön es doch sei, nicht viel! Ich schrieb damals, dass das Barfußlaufen für mich eine sehr sinnliche Sache ist, die ich genießen will und dass ich dies nicht könnte, wenn Gewalt herrscht. Ich schrieb auch, dass alleine schon der Gedanke, dass ich vielleicht gerade barfuß gehe oder stehe, wo mal ein kleines Kind oder allgemein ein Mensch sein Leben ließ, mir absolut widersteht und mich aufregt bis ins Letzte.
Gruß von Andi!

Hallo Andi!

Zunächst zum Praktischen: In Städten wie Rio de Janeiro kann man nur nach dem "Ohne-alles-Prinzip" umherlaufen: kein Rucksack, kein Fotoapparat, keine Uhr, wenig Geld, bestimmte Stadtviertel meiden, bestimmte Tageszeiten meiden. Das schränkt natürlich das Barfuß- und Reisevergnügen ziemlich ein. Trotzdem ist Rio eine Reise wert.

Und nun zum Politischen (sorry, jetzt wird's ein bisschen off topic): Kennst Du den Spruch "Niemand hungert, weil wir zu viel essen, sondern weil wir zu wenig denken"? Den Straßenkindern in Rio geht es nicht besser, wenn Du nicht dorthin fährst, wohl aber wenn Du ein Straßenkinderprojekt unterstützt. Am allermeisten tust Du aber für sie, wenn Du Dich für eine Änderung der ausbeuterischen Weltwirtschaftsordnung einsetzt. Denn vor 40 Jahren gab es noch keine Straßenkinder, und die Kriminalität war niedrig. Das alles ist erst durch steigende soziale Gegensätze entstanden. (Und entsteht auch bei uns, wenn die Zerstörung des Sozialstaats so weitergeht.) Aber es ehrt Dich, wenn es Dir unerträglich ist, barfuß irgendwo zu stehen, wo vielleicht ein Kind getötet wurde.

Viele Grüße
Pedro


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