Barfuss - Regen - City - kann gefährlich werden oder: 2 Kleinkatastrophen (Hobby? Barfuß! 2)

Moltke, Monday, 14.06.2004, 19:32 (vor 7412 Tagen) @ MarkusG

Hallo an alle Mitlesenden und MitlesendInnen,

zum Thema Gefahr fallen mir gerade zwei nicht lange zurückliegende Begebenheiten ein.
Bei Regen in der Stadt barfuß zu gehen, kann vielleicht gefährlich werden, aber auch sehr unterhaltsam sein. Die meisten barfußlaufenden Personen von den wenigen, die mir in verschiedenen Städten begegnet sind, traf ich auf nassem Pflaster nach oder während heftiger Gewittergüsse an (manchmal sogar noch abends im Dunkeln, als es schon deutlich kühler geworden war). Wovon einige sich nicht nur umständehalber kurzfristig mal von ihrem Schuhwerk befreit hatten, sondern ganz gezielt barfuß unterwegs waren.
Neulich erst wollte es der Zufall so, dass während eines heftigen Hagel- und Gewittersturms, als ich unter einer größeren Gebäudeüberdachung über einer schmalen Fußgängerpassage "in Deckung ging", dieser Ort auch von zwei jungen Frauen in Begleitung eines Jugendlichen und ihrer beiden Hunde aufgesucht wurde. Es hatte für uns alle gerade noch gereicht, um nicht völlig durchnässt zu werden.
Die beiden Frauen waren wie ich barfuß, und sie hatten auch keine Schuhe dabei. Es waren außerdem noch zwei Jugendliche mit Skateboards an diesen Ort geflüchtet. Von ihnen kam dann auch die obligatorische Frage, ob es uns Barfüßigen nicht zu kalt sei, welche die beiden Mädchen genauso selbstverständlich verneinen konnten wie ich. Das Unwetter steigerte sich nun seinem Höhepunkt zu, kräftige Donnerschläge unmittelbar auf grelle Blitze und bis zu cocktailtomatengroße Hagelkörner, der Wind blies die Feuchtigkeit von der Seite unter die Überdachung, am Boden bildete sich ein anschwellender Wasserstrom. Alles rückte hinter einem Mauervorsprung näher zusammen. Als das Ungestüm kurz ein wenig nachließ, machten sich die Skateboarder schnell davon, die Unbeschuhten waren von nun an in der Überzahl: Spontanes Mini-Barfußtreffen für eine halbe Stunde auf engstem Raume! Nach kurzer Unterhaltung zeigte sich die völlig ungezwungene Einstellung der jungen Frauen bezüglich des Barfußlaufens, für sie im Sommer durchaus normal, nicht der Rede wert. Es gab bei ihnen bestimmt kein Bedürfnis für ein Diskussionsforum zu diesem Thema und keinen Bedarf für Barfuß-Treffen. Genauso selbstverständlich für sie aber auch das Schuhetragen in den kühleren Jahreszeiten, da komme Barfußlaufen überhaupt nicht mehr in Betracht.
Nachdem die erste Unwetterfront durchgezogen war, war der Gang durch die noch feuchten Straßen der Stadt ein Genuss. An einigen Stellen waren nun größere Pfützen, zum Teil kleinere Seen, für Schuhträger eigentlich kaum zu passieren. Wunderbar empfand ich das Eintauchen mit dem Fuß ins kühle Regenwasser, um dann bei Bodenberührung noch die gespeicherte Wärme des darunterliegenden Pflasters zu spüren. Um zurück zum Auto zu kommen, musste ich noch vor interessiert dreinblickenden Zuschauern einen größeren See durchwarten, was barfuß natürlich kein Problem darstellte. Bis dahin, wie ich fand, eigentlich ein ganz interessantes Unwetter.

Doch nicht genug, die nächste Kleinkatastrophe ließ nicht lange auf sich warten. Um also hiermit auf das Gefahren-Thema zurückzukommen: bei Regen (und in der Stadt) Auto zu fahren ist wahrscheinlich gefährlicher als bei Regen barfuß zu laufen. Vielleicht ist es sogar sicherer, barfuß Auto zu fahren als mit Schuhen - jedenfalls kam es zwischen zwei unmittelbar vor mir fahrenden Wagen zu einem kleinen Crash nach plötzlichem verbotswidrigem Abbiegen des Vordermannes bei nässebedingt etwas verlängerten Bremswegen. Ich bin jedenfalls nicht aufgefahren, das Bremsen klappte auch ohne Schuhe an den Füßen. Nur kam dann leider mein Hintermann meinem Fahrzeugheck etwas zu nahe, geräuschvoll und spürbar, allerdings ohne Schaden anzurichten. Aussteigen, erste Schadensbegutachtungen, die ganz Eiligen haben auch plötzlich Zeit. Lagen irgendwo noch unfallbedingte Scherben? Ich bin mit ihnen nicht in Berührung gekommen und garantiert unverletzt geblieben. Die Polizei wurde herbeitelefoniert. Warten. Bald natürlich die obligatorische Frage, diesmal gestellt von einer Beifahrerin: "Ist Ihnen nicht zu kalt?" - Ich stelle mich so ahnungslos wie möglich: "Wieso fragen Sie mich, wie meinen Sie das jetzt?" - Sie: "Äh , ja also ich dachte, äh, weil Sie ..." usw, es dürfte jedem bekannt sein, was sie dann noch vorbrachte. (Es fehlte nur noch die häufig ausgesprochene Frage:"Und was hat man davon?" - oder ein verwundert ausgestoßenes "Warum tun Sie so etwas?")
Alsbald erschien auch die Polizeistreife, die beiden Beamten waren freundlich und humorvoll trotz langer Feiertagsschicht. Sie kontrollierten natürlich auch die Fahrzeugpapiere aller Beteiligten. Und wie stand ich ihnen gegenüber! Ziemlich gerötete Gesichtsfarbe (wegen kräftigenSonnenscheines vor dem Unwetter), barfuß, Hosenbeine hochgekrempelt, Hemd nicht in der Hose - kurz ich bot einen wirklich furchteinflößenden und verdächtigen (ich bin später noch jedesmal, wenn ich mein Spiegelbild erblickte, selbst angstvoll zusammengezuckt), aber auch gelassenen Anblick, und so kam es denn auch, wie es kommen mußte: die Beamten interessierten sich für meinen Aufzug natürlich nicht im geringsten.
So viel nur kurz aus eigenem Erleben zu den oft diskutierten Themen barfuß Autofahren und Barfußlaufen und Polizeikontrollen. Andere mögen da natürlich andere Erfahrungen haben, es kommt immer mit auf die jeweiligen beteiligten Personen, ihre Stimmung und vielleicht noch manch andere Umstände an.

So, genug der Katastrophen für heute, jetzt wünsche ich nur noch einen schönen und entspannenden Abend!
Harald

PS: Das hohe erkältungsbedingte Fieber, das ich mir aufgrund meiner völlig unterkühlten Füße nach diesen Abenteuern zugezogen habe, ist schon wieder am zurückgehen. Der Chefarzt meint, ich könne die Klinik bereits in einigen Monaten wieder verlassen.

Post PS: Die letzten beiden Sätze wurden im Unernst verfasst.
(Und wer es bis jetzt noch nicht bemerkt haben sollte, die Anrede auch ein klein wenig!)


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