Verhaltensbeobachtungen (Hobby? Barfuß! 2)

Andi35 @, Stammposter, Tuesday, 08.06.2004, 04:24 (vor 7419 Tagen) @ KaiL

Inzwischen gehe ich seid rund einem Monat nahezu jeden Tag (so bei oder über 20°) zum hiesigen See (sind nur 50m) - barfuß natürlich. Auf dem Weg dorthin und vor allem vor Ort kann man allerlei interessante Verhaltensbeobachtungen machen.
Reaktionen auf's Barfußlaufen auf dem Weg gibt es KEINE. Kein komischer Blick, kein schlauer Spruch, es wird nicht wahrgenommen. Zu dicht am See? Ich weiß es nicht. Allerdings auch keine erkennbare Nachahnung. Interessant die beiden Spielplätze auf dem Weg. Auf dem ersten (keine 5m von den nächsten Häusern weg) habe ich noch nie ein Kind ohne, auf dem anderen (weiter zum See hin) selten ein Kind mit Schuhen gesehen.
Am See selbst pendelt die Barfußquote zwischen 50 und 100%, Schuhträger sind auf der Wiese dort also (fast) immer in der Minderheit.
Tatsächlich sind nahezu alle konsequenten Schuhträger dort entweder zwischen 10 und 20 Jahren alt und männlich, HipHopper, Personen deutlich über 50 oder das, was ich jetzt mal als "Dressureltern" bezeichne (komme ich gleich nochmal zu).
Ansonsten gibt es dort verschiedene typische Verhaltensmuster zu sehen. Besonders interessant das Verhalten der Eltern. Insgesamt kann man dies in zwei Richtungen einordnen. Entweder orientiert sich das Spielverhalten (per Anordnung) an der Bekleidung oder die Bekleidung am Spiel.
Ersteres ist besonders häufig bei Kleinkindern (2-3jährige) zu beobachten, die mit langer Hose (idr. Latzhose), festen Schuhen und oftmals sogar einem Pullover aufkreuzen, woran sich die gesamte Zeit über auch nichts ändert - auch nicht, wenn Geschwister und Eltern dies für sich anders handhaben und die Temperatur selbst im Schatten an der 25°-Marke kratzt.
Bei älteren Kindern wird dieser Umgang durch die Eltern seltener, spiegelt sich dann aber auch im Elternverhalten wieder und wird konsequenter (die sog. "Dressureltern", die mit den Kindern nach dem Prinzip vorgehen "was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten"): die Kinder werden eher mit Gewalt vom Wasser weggezerrt, als dass man die barfüssigen Kinder drumherum als Vorbild nimmt. Man wundert sich fast, dass von diesen Eltern keine entsetzte Kritik über leichte Bekleidung kommt (bisher noch nicht vorgekommen). Teilweise müssen die Kinder auch permanent (!) an der Hand der Eltern bleiben. Typisches Erkennungszeichen ist die Tüte mit altem Brot (Enten füttern) als einzige Ausstattung.
Tauchen Kinder ohne Eltern auf, ist eine sehr deutliche Jungs/Mädchen-Trennung zu beobachten. Während sich Mädchen fast immer die Schuhe ausziehen (und austesten, wie warm das Wasser ist, um es unabhängig von der realen Temperatur mit einem "is das kalt!" erst zu verlassen, dann aber doch im Wasser zu gehen), ist dies bei Jungs selten, bei reinen Jungengruppen fast nie zu beobachten. 20-30jährige verhalten sich hierbei als absolute Barfußkönige, in dieser Altersgruppe zieht fast jeder die Schuhe aus. Wenn sich letztere zum Barfußtoben entscheiden, wird's meistens umso wilder, auch baden bei 20° (is das nur mir zu kalt?) ist dann durchaus wahrscheinlich.
Die einzige Vorbildfunktion, die man erkennen kann, entsteht, wenn jemand vor den Augen anderer ins Wasser geht. Dies führt dann zumindest dazu, dass es einige weitere ausprobieren und idr. zumindest barfuß bleiben. Gruppenzwang kann man weder in der einen noch in der anderen Richtung nennenswert beobachten.
Wer im "HipHopper-Look" ankommt (zu tief sitzende Jeans, Turnschuhe) behält diese fast immer auch an und zieht sich auch sonst nichts aus. Diese Gruppe fällt ansonsten vor allem durch konsequentes "drop&go"-Verhalten auf (alles bleibt dort liegen, wo man es los läßt, Müllentsorgung ist Aufgabe anderer). Bei den Mädchen dieser Gruppe kann man aber auch beobachten, dass sie mit Schuhen bis direkt ans Wasser gehen, diese dann ausziehen, einmal durch's Wasser laufen und (mit Schuhen in der Hand) zur Gruppe zurückkehren.
Das Verhalten dem mitgebrachten Hund gegenüber deckt sich zumeist 100%ig mit dem den Kindern gegenüber - bei den einen darf der Hund rumtoben und reihenweise Stöckchen aus dem Wasser fischen, bei den anderen nicht von der (2m kurzen) Leine.
Es mag jetzt so klingen, als ob ich die Leute in gewisse "Schubladen" sortieren will, aber (leider) sind Ausnahmen von diesen Schubladen sehr sehr selten.

Hallo Kai!
Du hast Recht, solche Beobachtungen habe ich auch schon gemacht, es stimmt wirklich: das Verhaltensmuster wiederholt sich immer wieder. Gerade diese Jugendlichen, die diese, in meinen Augen ätzenden Hosen an haben, bei denen die hinteren Hosensäcke in den Kniekehlen hängen (furchtbar!!!!!), ist es wirklich meistens zu beobachten, dass sie mit Schuhen, oder zumindest mit Socken auf ihrer Wolldecke, oder wie auch immer, liegen! Höchstenfalls mal das Oberteil wird ausgezogen, um dann seine "Muckis" (je mehr, umso chaotischer, weil dann ja "superstark") zu zeigen. Eben genau diese Leute, die selbst nicht barfuß gehen, lassen Anderen ihren Müll zurück und muten diesen Leuten zu, dass sie in ihren Unrat hinein treten. Ein Bierdeckel (Krone) z.B. kann schon sehr weh tun, wenn man richtig hinein tritt! Aber selbst wenn hier keine Verletzungsgefahr in Aussicht ist, ist es doch eine Sauerei, sich gegenüber anderen Mitmenschen so zu verhalten! Der Anblick, wenn man an einen See, Weiher oder ein Flussufer geht, ist ja dann nicht gerade sehr einladend und auch für die Natur eine kleine Schande, die sich durch viele solcher Leute ja ruck-zuck verstärkt! Bei diesen jungen "Gretchen", wie ich sie immer nenne, also den Teenis, handelt es sich um Mädchen, die den gewissen Reifegrad noch nicht erreicht haben. Die ziehen mit diesen Typen herum und finden das auch ganz toll, herum zu schreien und kreischen und so anderen Badegästen, oder eben Besuchern, ein unwohles Gefühl zu geben! Kennen wir alles, steht mir bis zum Hals! :-(
Liebe Grüße von Andi!


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