Alles Ansichtssache (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Friday, 04.06.2004, 07:29 (vor 7422 Tagen) @ Andi35

"Du hast völlig Recht, man(n) wird (aber leider fast überall) in eine "Rolle rein gepresst", oder besser in einen gewissen Kleiderzwang! Ärgerlich war nur, dass ich 25 km gefahren war, um in diese Disco zu gehen, in der ich schon Stammgast bin. Aber als ich den Chef, der mich inzwischen kannte, sprechen wollte, ließ mich der Türsteher hinein, da die Dame an der Kasse meinte, ich wäre ja Stammgast. Ich sagte: "Mein Gott! Wir haben Sommer! Was ist denn schon dabei, Frauen dürfen doch auch mit offenen Schuhen `rein und ich möchte das eben auch mal! Es spielt dabei auch keine Rolle, ob ich Stammgast bin, oder nicht!"

Aber diese Sportsandalen kamen nicht so gut an, das konnte man sehr gut an den Blicken vieler Frauen und auch Männern erkennen. Daher ziehe ich sie auch nicht mehr an. Ich hörte auch von Bedienungen, die dort arbeiten: "Das sieht echt scheiße aus!" Fand ich zwar Taktlos, denn man hätte es auch etwas anders sagen können, aber das war mir dann doch etwas zu viel."

Es ist doch alles Ansichtssache, ob etwas gut aussieht oder so, wie die "Dame" es sagte. Der Bankangestellte, der in seinem normalen Dienstanzug zur Opernpremiere geht, wird sicher von den Smoking-Trägern schief angesehen, weil er "zu schlecht" angezogen ist. Würde derselbe Mann hinterher in eine Disko wie oben gehen, würde jeder dort sagen: "Oh, wie konservativ!" Wenn man sich durch die Welt bewegt und nirgendwo auffallen will, dann müßte man ständig einen Kleiderschrank mit sich rumschleppen und im gerade das anziehen, was nicht auffällt. Am Strand läuft man barfuß, begibt man sich ins Bankenviertel, trägt man Anzug und Krawatte, im Industriequartier einen Blaumann und Sicherheitsschuhe usw. Nur: Wie handhaben? Allein schon die Tatsache, daß man einen Kleiderschrank trägt, fällt auf, und zwar unabhängig von Kleidung und Ort. Und wie man unauffällig die Kleidung wechselt, ist auch eine Wissenschaft für sich.
Für mich persönlich zählt nicht, ob etwas gut aussieht, egal ob Kleidung oder sonstiges. Für mich zählt, was zweckmäßig ist. Schuhe haben den Zweck, daß sie einen vor Dornen, Scherben usw. sowie vor Kälte schützen. Andere Kleidung soll vor Kälte, zu starker Sonne, Wind, Regen, Insekten usw. schützen. Auch ich finde, daß Flipflops aus Plastik nicht schön aussehen, aber ich trage sie, wenn ich barfuß nicht weiterkomme. Sie sind einfach nur zweckmäßig (schnell an- und auszuziehen, wasserbeständig, bei Nichtgebrauch platzsparend im Rucksack unterzubringen). Und ich finde, daß beim Fahrradfahren über längere Strecken kurze Hosen zweckmäßiger sind als lange, auch wenn sie für viele Jugendliche "uncool" und für mindestens einen Juristen "kindlich" aussehen.
Ohne Kompromisse geht es nicht: Wenn man mich irgendwo nicht reinläßt, weil ich barfuß bin, dann ist es nicht tragisch, wenn einem die Sache nicht so wichtig ist. Wenn aber die Sache wichtig ist, dann ist man genötigt sich anzupassen. Ich bin Chemiker, und ich bin es gerne. Da weiß ich, daß ich nicht barfuß erscheinen darf, also trage ich Schuhe, auch wenn ich sie nicht schön finde, und lange Hosen, obwohl sie mich nerven. So ist es halt. Da ich aber kein Krösus bin, bin ich darauf angewiesen, einem Beruf nachzugehen. Und einen Beruf, der einem Spaß bringt, obwohl man Schuhe tragen muß, finde ich besser als einen, den man zwar barfuß ausführen darf, der aber stinklangweilig ist.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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