Barfuß unterwegs - in freier Natur übernachten (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Wednesday, 02.06.2004, 15:55 (vor 7424 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Hat sonst jemand im Forum auch Erfahrungen beim Übernachten in der freien Natur, wenn man keine Notschuhe dabei hat?
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Ich habe so etwas nur ein einziges Mal gemacht, und zwar im Jahre 1994 auf einer zweitägigen organisierten Wüstentour mit Kamelen in der Wüste Sinai. Da das Gepäck im Bus zur Herberge in St. Katherine (ein Dorf in der Nähe des berühmten Katharinenklosters) gebracht wurde, nahm ich nur einen Beutel mit einigen Wasserflaschen mit auf das Kamel - und keine Schuhe. Damals lief ich zwar noch nicht regelmäßig barfuß, wohl aber die Beduinen, und das imponierte mir. Außerdem wußte ich, daß ich den größten Teil des Tages auf dem Rükken des Kameles verbringen würde, und daß zum Übernachten eine sandige Stelle aufgesucht würde. (Die Wüste Sinai besteht zum größten Teile aus verstreuten, gleichförmig aussehenden Felsen; der Boden dazwischen besteht zumeist aus Sand, an einigen Stellen auch aus Geröll.)
Am Abend erreichten wir schließlich das Wüstental, welches zur Übernachtung im Freien auserkoren war. Es war eine große Sandfläche, die andrei Seiten von steilen Felsen umgeben war. Wir stiegen von den Kamelen, welche sofort zu irgendwelchen Ginstersträuchern in der Nähe trotteten, um daran rumzuknabbern, und breiteten die Schlafsäkke aus. Es war für mich ein seltsames Gefühl, ohne mich zu waschen und umzuziehen, in meinen Tageskleidern in den Schlafsack zu kriechen und - naja, irgendwie zu versuchen, einzuschlafen. Es gelang mir nicht. Ich hatte zuvor noch nie im Freien geschlafen, und ich hatte Angst, daß irgendwelche Skorpione oder Klapperschlangen kommen könnten. Dazu wird es dort in der Nacht unheimlich kalt, so daß ich mir die Enden des Beduinenkopftuchs, welches ich zu Beginn der Wüstentour bekommen hatte, wie einen Schal um den Hals wikkelte. Diese Tücher sind sehr praktisch; bei den extremen Temperaturen in der Wüste bieten sie gleichermaßen Schutz gegen die Hitze des Tages wie gegen die Kälte der Nacht.
Die ganze Nacht lag ich also wach und betrachtete den grandiosen Sternenhimmel und beobachtete, wie die Sterne sich gleichsam im Zeitlupentempo über den Himmmel zu bewegen schienen. Erst gegen Morgen schlief ich für kurze Zeit ein, bis ich von der aufgehenden Sonne geweckt ward.

Diese Übernachtung war für mich wie die gesamte zweitägige Wüstentour ein unvergeßliches Erlebnis, und ich würde so etwas durchaus noch einmal machen. In Europa käme es mir hingegen nicht in den Sinn, einfach irgendwo im Freien zu übernachten - trotz Michaels gegenteiliger Überlegungen ist mir die Gefahr, dabei überfallen zu werden, viel zu groß, und auf die Belästigung durch Mükken und Zekken vezichte ich auch gern. Eine Übernachtung in der Wüste erscheint mir da viel sicherer - erstens war ich nicht alleine, zweitens gibt es dort weder Mükken und Zekken, und drittens waren die von mir gefürchteten Skorpione und Klapperschlangen entgegen meiner Befürchtungen schließlich doch nicht gekommen.

Barfüßige Sommergrüße aus München,
Markus U.


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