Barfuß unterwegs - in freier Natur übernachten (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 01.06.2004, 18:29 (vor 7425 Tagen)

Wer mehrere Tage hintereinander unterwegs ist, der muß irgendwo übernachten, unabhängig davon, ob er die Stiefel sogar im Bett und unter der Dusche anbehält, ob er je nach Lust und Laune mal mit, mal ohne Schuhe rumläuft oder ob er aus welchen Gründen auch immer keine Schuhe dabei hat. Beim Übernachten bei Privatleuten hat man in der Regel als Barfüßer keine Probleme - oder gerade, aber dann weiß man es vorher. In Hotels, Jugendherbergen usw. kann man das Pech haben, daß man gar nicht erst reingelassen wird.
Wenn ich in meiner Freizeit unterwegs bin, dann meide ich Hotels usw. Der Grund ist nicht etwa, daß ich mich barfuß nicht reintraue (das war schon vor meiner Barfußzeit so). Hotels verbinde ich irgendwie mit Arbeit und Pflicht. Ebenso empfinde ich die Benutzung von Taxis, das Tragen von Anzug, Krawatte, Hüten und langen Hosen sowie den Schuhzwang (nicht das Tragen von Schuhen an sich) als Synonym für den grauen Alltag.
Auch Campingplätze sind nichts für mich. Entweder halt man das mit teilweise spießigen Dauercampern zu tun, die in einem zugewachsenen, längst nicht mehr fahrtüchtigem Wohnwagen leben und jeden (auch den beschuhten) Camper, der nur für eine Nacht mit dem Zelt kommt, verächtlich anschauen. Dann aber kann man das Pech haben, daß man Leute dort trifft, die bis spät in die Nacht lärmen und saufen, Scherben sind dann unvermeidlich, zum Leidwesen der Barfüßer.
Dann kann man sich natürlich auch noch irgendwo in der Landschaft niederlassen, entweder mit oder ohne Zelt. Ich zähle zu denen, die das ohne Zelt tun. Zum einen hat ein Zelt Gewicht auf dem Fahrrad oder beim Wandern, zum anderen ist nicht überall Platz, um ein Zelt aufzustellen. Ich habe festgestellt, daß es beim Aufsuchen eines geeigneten Schlafplatzes problematisch sein kann, wenn man keine Schuhe dabei hat. In der Regel ist es ja dunkel, wenn man den Schlafplatz sucht. Dann sieht man nicht mehr jede einzelne Dornenranke, jede Brennessel, jede Scherbe, lockeres Gestein usw. Mit Schuhen ist man da leider deutlich flexibler als barfuß. Auch wenn man festgestellt hat, daß ein Platz ungeeignet ist, dann kann man in Schwierigkeiten geraten, wenn man barfuß wandert. Mit dem Rad ist man dann etwas besser dran. Man hat mir gesagt, daß es gefährlich sei, auf diese Weise zu übernachten, wegen überfallen werden usw. Dabei ist die Gefahr, irgendwo in der Wildnis bestohlen zu werden nicht größer als an einem offiziellen Übernachtungsort. Wer einen überfallen will, der sucht nicht in der Wildnis. Und wer in der Wildnis ist, der will was anderes. Ich habe ehrlich gesagt mehr Angst davor, daß mich ein Polizist erwischt als ein Spitzbube. Um dem vorzubeugen, suche ich mir unauffällig den Schlafort aus und benutze auch keine Taschenlampe. Wie aber sieht es aus mit wilden Tieren? Normalerweise greifen auch große Tier (Tiger usw. gibt es hier ja nicht) kaum einen schlafenden Menschen an, sie machen einen Bogen um ihn. Einmal, es war vor über 20 Jahren im Wald unterhalb des Schlosses Nordstemmen (gehört das Schloß nicht dem hannoverschen "Thronfolgern"?) versuchte ein Wildschwein, sich an meinem Gepäck (Lebensmittelgeruch?) gütlich zu tun. Als ich aufwachte, lief es davon. In diesem Fall wäre es egal gewesen, ob man Schuhe anhat (im Schlafsack? Tat ich auch früher nicht, höchstens in Socken) oder nicht. Und wilde Kleintiere? Mit Mücken hatte ich schon häufiger Ärger in der Nacht. Es gibt jedoch ein kleines Viech, das einem kaum in einem Hotel bedroht, im Wald aber öfters, die Zecke! Auch wenn ich im Spital war, soll ich allein deswegen aufs Übernachten im Freien verzichten? Wenn man erst mal einen Platz hat, dann ist es wirklich herrlich, über sich den sternenklaren Himmel zu haben, das Wasser plätschern hört und morgens von Vögeln geweckt zu werden.
Über Pfingsten verbrachte ich auch 2 Nächte im Freien. Den Ort kannte ich vom letzten Jahr, ich wußte, daß dort der Boden barfußtauglich war (weswegen ich auch ohne Schuhe unterwegs war. Aber nein! Ich fand den Ort zwar, aber im Laufe der Monate wurde die Birs renaturiert, einiges Gehölz wurde entfernt. Beinahe wäre ich mit dem Fuß an einer unterspülten Baumwurzel hängen geblieben, ich konnte jedoch noch einen Sturz vermeiden. Ein Zeh bricht in solchen Fällen leichter, wenn man barfuß ist. Aber die Nacht war angenehm. Die darauffolgende Nacht übernachtete ich wegen drohender Gewitter unter einer Autobahnbrücke über die Birs. Die Brücke kannte ich nur vom Vorbeifahren (kein Autoverkehr auf dem Uferweg, nur Fußgänger und - verbotenerweise - Radfahrer). Der Untergrund: Kopfsteinpflaster in leichter Schrägung. In der Dunkelheit war es mühsam, dort die das Velo abzustellen und sich barfuß längszutasten, meine Füße waren schon etwas empfindlich geworden. Während der Nacht blieben zwar Schlafsack und Velo trocken, aber am Morgen sah ich die Bescherung: Überall zwischen den Steinen lagen Scherben, sogar unter und neben meiner Isomatte. Vermutlich haben hier schon mal Jugendliche gefeiert, und die städtische Straßenreinigung fegt hier nicht. Erstaunt war ich trotzdem, daß ich mich nicht verletzt hatte. Vielleicht lag es daran, daß ich mich bemühte, in der Mitte der recht großen Steine aufzutreten. Dort liegen nämlich weniger Scherben als in den Fugen.
Hat sonst jemand im Forum auch Erfahrungen beim Übernachten in der freien Natur, wenn man keine Notschuhe dabei hat?
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion