Zu Pfingsten barfuß in Basel (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 01.06.2004, 14:01 (vor 7425 Tagen)

Eigentlich hätte ich bis einschließlich Pfingsten Urlaub gehabt: 3 Wochen wollte ich mit dem Fahrrad unterwegs sein, quer durch Deutschland! Aber mein Spitalaufenthalt hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zu Pfingsten selbst wollte ich aber noch einmal unterwegs sein, meinen Schuhen wollte ich auch ein bißchen Ruhe gönnen, bei mir zu Hause. Wozu brauche ich auch Schuhe, wenn ich mich sowieso die meiste Zeit an Gewässern aufhalten wollte. Am Samstagmorgen radelte ich barfuß Richtung Basel und ließ mich am Birskopf nieder. Es war wolkenlos und es wehte ein mäßiger Ostwind, der die Temperatur erträglich machte. Fürs Baden im Rhein kostete es jedoch schon Überwindung, das Wasser war doch noch recht frisch. Es waren auch nur wenige im Wasser, während die Liegewiese sich bald füllte. Daß sich dort viele Leute ihrer Schuhe entledigten, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Erstaunlich viele Leute reisten jedoch erstaunlich dick vermummt an, vielleicht lag es am Wind. Das galt auch für die Leute, die nur auf den Spazierwegen waren (Ausnahme: Jogger und Sportradler). Manche von den Sonnenhungrigen zogen bereits Schuhe über, nur wenn sie mal eben über den Rasen zum Kioskwagen gingen, die meisten jedoch nicht. Beim Ballspielen war es vielen zwar zu windig, um nur in Badekleidung zu spielen, aber Schuhe zogen sie nicht über. Manche spielten sogar barfuß Fußball.
Aber ab ca. 200 m von Birskopf entfernt trugen die meisten Leute Schuhe, mit nur wenigen Ausnahmen: Eine Mutter, die sich nicht auf der Wiese aufgehalten hatte, schob barfuß ihren Kinderwagen am Rheinufer entlang und in eine Quartiersstraße. Ein Vater hielt sich mit zwei Kindern auf einer Kieshalbinsel auf. Während er mit Schuhen aufpaßte, wateten sie immer wieder kurz in kalte Wasser der Birs. Als sie nach Hause mußten, verfrachtete der Vater den Sohn in die Kinderkarre, die etwas ältere Tochter schritt barfuß nebenher. Auf sie in einen Seitenweg wollten, der gerade eine mit Steinen übersäte Baustelle ist, wollte der Vater, daß seine Tochter Sandalen anzog. Sie aber weigerte sich lautstark, sie wollte barfuß bleiben. Schließlich durfte sie sich auf die untere Ladefläche der Kinderkarre stellen und er schob beide. Eine nette Episode! Hoffentlich wurde der Vater nicht wegen Überladung des Fahrzeuges von einem Polizisten gebüßt.
Eine vierköpfige Familie schritt Richtung Kraftwerk, die Kinder barfuß. Als sie am sich im Bau befindlichen Barfußpark vorbeigingen, mußten sie prompt die abgesteckte Bahn benutzen, obwohl dort noch keine "Schikanen" lagen. Sie gingen übrigens noch bis zum Kraftwerk, dann zum Auto.
Gegen radelte ich noch in Richtung Lörrach. Dabei kam mir ein barfüßiger Radfahrer entgegen, an seinem Rad hing ein mir Gartengeräten beladener Kinderanhänger. Ob er barfuß im Schrebergarten gearbeitet hat? Dann kamen mir im Laufschritt zwei junge Frauen entgegen, davon eine barfuß. Ob sie zum Bus mußten und die eine ihre Flipflops ausziehen mußte, um schnell genug zu sein. Von Lörrach bis Kleinhüningen benutzte ich den Weg entlang des Flusses Wiese. Auf einem Stück schob ich jedoch das Rad direkt neben dem Wasser auf dem Gras. Ich war aber nicht der einzige, der sich daran erfreute, das bereits feucht werdende Gras unter den nackten Füßen zu spüren, ein barfüßiger Mann kam mir entgegen.
In der Altstadt von Basel war ich allerdings der einzige, der ohne Schuhe durch die Straßen radelte bzw. das Velo durch die Fußgängerzonen schob. Dabei war das Pflaster noch angenehm warm. Viele Frauen (auch Mädchen im Kindesalter) schienen wohl auch einen gewissen Drang nach warmem Großstadtboden zu verspüren, sie trugen oftmals leichte Sandalen ohne Socken, ansonsten aber nicht selten in dicke Jacken oder gar Mäntel gehüllt. In der Fußgängerzone waren die Straßenrestaurants voll, manche Jugendliche (vermutlich angetrunken) lästerten, einer fragte mich, ob ich schwul sei, was ich jedoch "überhörte". Wie kommen Leute bloß auf die Idee, Worte zu gebrauchen, von denen sie nicht wissen, was sie bedeuten? Ich hätte die Frage mit einer Gegenfrage beantworten können, nämlich: "Bist du dick?" Aber ich tat es nicht, weil ich zum einen noch einen Rest Anstand besitze, zum anderen selber erkennen konnte, daß er zu dick war, wozu unnötig fragen? Es war schon nach 23 Uhr, als ich die Basler Altstadt verließ und nach Münchenstein radelte, wo ich mir einen romantischen Schlafplatz am Ufer der Birs aussuchte.
Der Pfingstsonntag begann mit einer Fahrt nach Basel, wo ich erneut einige Gassen barfuß durchschritt, jetzt war das Pflaster angenehm kühl. Die Stadt war noch recht leer, kaum Leute unterwegs. Die Straßenbahnen schlichen nur langsam durch die Stadt, da sie mangels Fahrgästen sonst zu früh an der Endstation wären. Niemand lästerte, höchstens mal ein Blick aus dem Tramfenster "nach unten". Morgens um acht ist die Stadt noch in Ordnung, zumindest sonntags. Als es wärmer wurde, radelte ich wieder zum Birskopf. Abends wiederholte ich die Barfußwanderung an der Wiese und durch die Altstadt. Abends bezog sich der Himmel, Gewitter waren angekündigt, daher wählte ich zum Übernachten im Schlafsack nicht denselben romantischen Platz, sondern einen unter einer Autobahnbrücke über die Birs. Tatsächlich gab es Gewitter in der Nacht. Morgens war es wieder trocken, aber es sah nach weiteren Niederschlägen aus. Also entschloß ich mich, barfuß nach Hause zu radeln. Gegen 10 Uhr erreichte ich Zofingen, etwa eine Viertelstunde später fing es an zu regnen, und wie! Die Kaltfront hatte uns erfaßt, es folgte wieder ein Wetterumschwung. Aber trotz des verkürzten Pfingstwochenendes hat mir der Aufenthalt in Basel gefallen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Zu Pfingsten barfuß in Basel

Andi35 @, Stammposter, Tuesday, 01.06.2004, 14:17 (vor 7425 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael!
Ja, so eine dumme Bemerkung muss ja immer dabei sein! Solche Leute können damit aber mal ganz schön auf die Nase fallen, es ist in so einem Fall nicht jeder so friedliebend, wie Du es vielleicht bist! Ich finde es aber gut, dass Du darüber stehst!
Dann war ja barfußmäßig doch schon ganz schön was los und Du warst bei weitem nicht der Einzige, wie man aus Deinem Bericht ja entnehmen konnte! War ein schöner Bericht! ;-)
Liebe Grüße von Andi!

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