Reise mit dem Zug (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen!
Heute will von meiner Bahnreise berichten, die ich am vergangenen Dienstag unternommen hatte.
Die Reise begann in Triberg im Schwarzwald und endete in meinem Heimatdorf, rund 380km entfernt. Mit der Bahn bedeutet das: 4 Stunden Reisezeit und dreimal umsteigen.
Ich hatte mit vorgenommen, diese Reise barfuß zu unternehmen. Da mich in Triberg niemand kennt entledigte ich mich meiner Schuhe auf dem Weg zum Bahnhof. Vor den Bahnhof war eine Gruppe jugendlicher Mädchen, die mich wohl zuerst bemerkten, sie schauten zur mir her, und als ich näher kam um an ihnen vorbei ins Bahnhofsgebäude zu gehen drehten sie mir den Rücken zu. Es war mir egal.
Im Bahnhofsgebäude habe ich dann eine Fahrkarte bis Karlsruhe gelöst und bin dann auf den Bahnsteig um auf den Zug zu warten. Es war nicht viel los. Ein Mann mit ausländischem Akzent sprach mich am, ob ich eine Telefonkarte hätte. Bei dem kurzen Gespräch betrachtete er meine Füße genau.
Als der Zug kam, nahm ich direkt in einer leeren vierer Sitzgruppe platz. Auf der gegenüberliegenden Seite sass schon eine Frau, die ihre Schuhe ausgezogen hatte, und ihre baren Füße auf den Polstern ausruhte. Unsere Blicke trafen sich, jedoch keine Reaktion von ihr. Zuerst versteckte ich meine Füße unter meinem Sitzplatz. Dann bekam ich mehr Mut und streckte ich die Beine aus, später überschlug ich die Beine sogar, so dass der Unterschenkel waagerecht lag, die Fußsohle jedoch zum Fenster zeigte. Wie ich bemerkte waren die Sohlen nur leicht angegraut. Der Bahnhof Triberg und der Zug waren recht sauber.
Als nun der Zugbegleiter die Fahrkarten kontrollierte, sprach ich ihn an, ob ich bei ihm die Fahrkarte für die Weiterfahrt von Karlsruhe bis in mein Heimatdorf bei ihm lösen könnt. Er setzte sich mir gegenüber und erklärte mir wo ich noch überall umsteigen müsste - sehr freundlich und zuvorkommend. Meine baren Füße sah er wohl sprach sie aber nicht an.
Der Zug füllte sich und mir gegenüber setzte sich eine Frau um die 60. Sie vertiefte sich in eine Buch und sprach kein Wort.
In Karlruhe hatte ich 19 Minuten Aufenthalt. Ich lies die meisten Zugpassagiere vor mir aussteigen. Trotzdem fielen meine nackten Füße beim Aussteigen auf. Aber ich hatte keine Zeit um mich darum zu kümmern. Ich ging zur nächsten Treppe um in die Unterführung zu gelangen. Die Unterführung war voll mit Leuten. So viele Leute, und ich barfüßig mitten drin. Ich ging an zwei Uniformierten vorbei, ohne von ihnen angesprochen zu werden, und erreichte meinen Bahnsteig. Mein Anschlußzug war noch nicht da. Da stand ich nun, - Mitten auf dem Bahnsteig. Meine Sohlen waren durch den Gang in der Unterführung recht dunkel geworden. Ich fühlte mich wie auf dem Präsentierteller. Der Bahnsteig ist noch von den Übernächsten Bahnsteigen her einsehbar. Ich hatte das Gefühl, als ob mich alle anstarrten. In Wirklichkeit waren es jedoch nur wenige die den Kopf nach mir drehten und sich den Hals verrenkten um meine Füße zu sehen, oder den Mann der sowas macht. Die Wartezeit wurde mir lang.
Die beiden nächstenmale waren nicht so schlimm. Auf dem Bahnhof von Neustatt war nicht so viel los und das andere Mal war der Anschlußzug direkt da.
Jetzt stellt sich ein neues Problem. Der letzte Zug bestand nur noch aus zwei Wagons und fuhr bis in mein Heimatdorf. Je näher ich dem Dorf kam um so mehr mußte ich damit rechnen, auf Leute zu stoßen, die mich kennen. Was dann?
Ich hatte mir vorgenommen so lang wie möglich barfüßig zu bleiben. Sollte an den Bahnhöfen jemand zusteigen, den ich kannte, so wollte ich meine Schuhe wieder anziehen. Als wir uns meinem Dorf näherten machten sich nur zwei Kinder bereit zum Aussteigen. Also stieg ich auch barfuß aus. Und nun? Sollte ich es wagen? Es ist rund 1 km bis zu meinem Haus. Ich machte mich auf den Weg, jederzeit bereit die Schuhe aus der Tasche zu hohlen. Am Anfang währe das noch möglich, weil der Weg vom Bahnhof lange überschaubar ist. Aber es war nach Geschäftsschluss und so ging ich durch unsere Einkaufsstraße nach Haus. Komme was da wolle, Augen zu und durch, nun gab es kein zurück und auch kein "schnell die Schuhe an. Ein Mann begegnete mir, den ich nur vom sehen her kenne. Dieser schaute mich mit offenem Mund an, als ob er das achte Weltwunder sehen würde. Ich ging an ihm vorüber. Ansonsten sahen mich wohl nur noch ein paar Autofahrer. Dann war ich zu Hause.
Alles in allem war diese Reise wohl anstrengender für meinen Kopf (Selbstüberwindung, Scham) als für meine Füße, auf denen ich noch keine zwei km zurücklegte.
Wer gut geht, dem gehts gut
Gruß Willi