Meine Erlebnisse am Wochenende (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Tuesday, 25.05.2004, 22:56 (vor 7432 Tagen)

Hi zusammen,

endlich komme ich dazu, über das letzte Wochenende zu berichten. In München hatte es sich in der Nacht von Donnerstag (Christi Himmelfahrt) auf Freitag stark abgekühlt, und so bekam ich Lust, mal wieder einen Ausflug ins Schwabenland zu machen. Ich verabredete mich also mit Dominik, und er schlug zu meiner Freude spontan vor, daß wir zusammen nach Esslingen fahren und Franz (S) überraschen. Am Samstag machte ich mich also in der Frühe bei strömendem Regen und kühlen Temperaturen in München auf den Weg. Die Zugfahrt nach Stuttgart verlief großenteils angenehm (ich reise meist im Speisewagen), aber als der Zug sich Stuttgart näherte, ging ich nach vorn, um nicht so weit über den Bahnsteig laufen zu müssen. Ich erlebte aber eine unangenehme Überraschung: Fast der gesamte Zug war mit rauchenden, saufenden Jugendlichen besetzt (auch die eigentlich Nichtrauchern vorbehaltenen Wagen). Weiß der Kukkukk, wo die alle herkamen und wo die hinwollten (zum Glück nicht nach Stuttgart). Klar, daß ich mir von diesen Besoffenen mit ihren vernebelten Köpfen einige Sprüche anhören mußte: "Schuhe wären jetzt cool", "Der kann sich nicht mal Schuhe leisten" und so. Na ja, gewisse Menschen sind anscheinend derart enttäuscht, daß sie mit so wenig Verstand ausgestattet sind, daß sie das wenige, das ihnen blieb, buchstäblich in Rauch aufgehen lassen.
In Stuttgart angekommen, brauchte ich nicht lange zu warten, bis der Bus kam, und nach kurzer Zeit war ich in Dominik's gemütlicher Wohnung. Dort hielten wir uns noch eine Stun´de auf; dann machten wir uns auf den Weg zu Franz. Auf dem Weg zur S- Bahn am Hauptbahnhof erlebte ich eine angenehme Überraschung: Ganz unverhofft traf ich nach Jahren einen Freund wieder, den ich aus den Augen verloren hatte, nachdem er für mehrere Monate nach Amerika gegangen war.
Als wir schließlich in Esslingen ankamen, war Franz (S) gerade wach geworden. Er war sehr überrascht, als wir plötzlich vor seiner Tür standen, doch die Überraschung verwandelte sich schnell in Freude über unseren Besuch. Wir saßen lange gemütlich zusammen, bis Dominik plötzlich einfiel, daß seine Frendin ihm eine Einkaufsliste mitgegeben hatte. Also wandelten wir zum Aldi, wo sich jeder das kaufte, was er brauchte (ich nahm mir nur ein Pakkerl Erdbeeren mit). Gleich neben dem Aldi befindet sich eine grichisch- orthodoxe Kirche, an der aber noch ziemlich viel gebaut wird und die deshalb nicht zugänglich war.
Nachdem wir wieder zurück waren, verabschiedete sich Dominik, weil seine Freundin auf ihn wartete, während ich den Nachmittag bei Franz verbrachte. Schließlich hieß es Abschied nehmen, und so mußte ich in die S- Bahn nach Stuttgart steigen, wo, wie ich wußte, bald der nächste ICE nach München abfahren würde. Es stellte sich jedoch heraus, daß dieser ICE irgendwo stekkengeblieben war und mehrere Stunden Verspätung haben würde. Die Deutsche Bahn AG hatte daher in aller Eile einen Ersatzzug aus lauter IC- Wagen 1. Klasse zusammengestellt, die jedoch auch mit Fahrkarten 2. Klasse benutzt werden durften. Leider gab es keinen Speisewagen, was mir überhaupt nicht behagte.
Noch viel weniger behagen mir die Kontrollen irgendwelcher Zivilfahnder, die vorzugsweise zwischen Ulm und Augsburg stattfinden. Diemal hatte ich es mit besonders unangenehmen Zivilfahndern vom Bundesgrenzschutz zu tun. Die beiden stiegen in Ulm ein und nahmen scheinheilig Platz, bis der zug sich in Bewegung setzte. Danach kamen sie zielstrebig auf mich zu, hielten mir ihren Ausweis unter die Nase. Zuerst wollten sie meinen Personalausweis sehen. danach interessierten sie sich für den Inhalt meiner Plastiktüte, konnten aber nur eine Zeitung und ein Pakkerl Erdbeeren darin entdekken. Danach wollten sie meine Fahrkarte nebst Bahncard sehen (wer barfuß reist, hat im Zweifel wohl auch keinen gültigen Fahrausweis. schließlich verlangten sie, ich solle alle Taschen meiner Kleidung ausleeren. Da wurde es mir zu bunt und ich wollte meinerseis wissen, was sie eigentlich suchten. "Wir suchen nach Waffen und Drogen", lautete die Antwort. (Aha, wer barfuß unterwegs ist, schmuggelt Waffen oder ist ein Drögeler). Da ich mir als Anwalt kein Ermittlungsverfahren wegen Widerstandes gegen Vollstrekkungsbeamte leisten kann, gab ich unter Protest nach. Einer dieser Blödmänner wollte sogar wissen, ob ich barfuß unterwegs sei. "Das ist doch offensichtlich", antwortete ich, "oder haben Sie bei Ihrer völlig blödsinnigen Durchsuchungsaktion etwa Schuhe entdeckt?" Schließlich fand derjenige, der den Inhalt meiner Geldbörse inspizierte (was ich ganz besonders wenig leiden kann), meinen Anwaltsausweis. Prompt lautete die nächste Frage, ob ich auch barfuß vor Gericht auftrete. "Ja freilich", gab ich zur Antwort, "so etwas spricht sich unter den Mandanten rasch herum, sorgt für Neugier und sichert mir den nötigen Bekanntheitsgrad." Das entspricht zwar überhaupt nicht der Wahrheit (es käme mir nie ernsthaft in den Sinn, barfuß vor Gericht aufzutreten), aber manche Fragen sind so dämlich, daß derjenige, der sie stellt, geradezu darnach schreit, veräppelt zu werden. Als die beiden Blödmänner schließlich von mir abließen, konnte ich mir die Bemerkung nicht verkneifen: "Sie werden nie etwas finden, wenn Sie Ihre Zeit lieber damit verbringen, unbescholtene Bürger zu belästigen, statt die wirklich Schuldigen, welche kaum mit dem Zug reisen, zu suchen."

Den Sonntag verbrachte ich ruhiger; bei heiterer, wenngleich kühler Witterung machte mir ein Spaziergang durch die Münchener Innenstadt einschließlich Restaurantbesuch (völlig unproblematisch) Freude. In der Kaufinger Straße hörte ich aber dann eine Amerikanerin kreischen: "Look at this man! He doesn't wear shoes! He's crazy!" Was solls. Daß Amerikaner ein problematisches Verhältnis zu ihrem Körper haben und auch sonst allzu häufig denkbar weit vom Boden der Tatsachen entfernt sind, kann man in diesem Forum öfters nachlesen. in meinem Land kann ich indessen rumlaufen, wie ich will (auch barfuß), ohne daß irgendwelche amerikanerinnen es mir verbieten könnten.

Barfüßige Maigrüße,
besonders an Franz (S) und Dominik,
Markus U.


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