Himmelfahr 2004, letzter Hochsommertag? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 24.05.2004, 08:52 (vor 7433 Tagen)

Der Himmelfahrtstag 2004 sollte ja der letzte "Hochsommertag" bis auf weiteres werden, danach sollte es Gewitter geben und dann stark abkühlen (hat sich auch bestätigt). Bereits morgens war es recht warm. Würde ich eine 30 Kilometer lange Fahrradtour ohne Schuhe nach Boniswil durchstehen? Wenn nein, dann sicher nicht wegen fehlender Schuhe, sondern "nur" wegen meiner noch nicht ganz abgeklungenen Krankheit (an Pedro: Vom Krankenhaus habe ich einen Bericht bekommen, was bei mir untersucht wurde und was gefunden. Wahre Zahlenfriedhöfe und Ausdrücke, die (bewußt?) so gewählt wurden, daß ein Nichtmediziner damit nichts anfangen kann. Ich habe den Bericht nicht vor mir liegen. Zum Einscannen fehlt mir die Möglichkeit, und zum wörtlichen Abschreiben habe ich weder Zeit noch Lust - und es wäre off-topic). Ich schaffte die Stecke ohne Schwierigkeiten. Von hier aus habe ich bereits zweimal den Hallwiler See barfuß umwandert (und noch viel öfters beschuhte Wanderungen im schönen Seetal unternommen). Aber an diesem heißen Tag hätte mich keine Barfußwanderung um den See gereizt, nicht einmal dann, wenn nur Wege aus feinstem Karnickelsand vorhanden wären. Ich hatte nur das Bedürfnis, mich irgendwo im Schatten zu lagern und die Natur zu genießen.
Vielleicht ein paar Worte zu Anlage: Sie befindet sich in einem Moorgebiet am Südende des Hallwiler See, der See wird von Aabach entwässert. Vor langer Zeit wurden hier unter anderem ein "Männerbad" und ein "Frauenbad" angelegt. Beide Bäder sind von Bäumen umstanden, besitzen je eine Liegewiese, die zeitweise etwas feucht ist. Ein geschotterter Weg verbindet beide Bäder mit einem Abstellplatz für Auto (Radfahrer dürfen direkt bis zum Bad fahren). Also wirklich ein romantisches Plätzchen. Das Moor selbst wäre sicher eine Wohltat zum Barfußlaufen, aber die Wege sind gesperrt, der Natur zuliebe. So etwas respektiere ich (und das erwarte ich auch von anderen, egal ob Barfüßer oder Beschuhter).
Übermäßig viel Badebetrieb ist dort eigentlich nicht. Zwar kommen ab und zu Wanderer und Radfahrer aus der Umgebung vorbei zum Baden und es werden dort Boote zu Wasser gelassen, aber Massenbetrieb herrscht nicht, Gott sei dank. Dieses hat mehrere Gründe: Zweihundert Meter Fußweg zum Strand sind für viele Autofahrer einfach zuviel. Sicher ist für viele das Nichtvorhandensein einer Dusche und noch viel mehr eines Kiosk ein Grund, sich andere Plätze auszusuchen. Sicher wird aber kaum jemand sagen: "Ich würde dann hingehen, wenn der Weg vom Parkplatz zum Strand nicht gekiest wäre. Dann könnte ich barfuß mit dem Auto hinfahren und bräuchte nicht einmal Schuhe mitnehmen. Aber der Kiesweg ist eine Zumutung!" Tatsächlich kommen praktisch alle Autofahrer (und nicht nur die) mit Schuhen und ziehen sie erst am Strand aus.
Eine Beobachtung: Viele Kinder ahmen das nach, was die Eltern vormachen. Da gab es Familien, da wurde als erstes die Schuhe ausgezogen, und die bleiben aus bis zur Abreise. Andere dagegen zogen für jede Kleinigkeit gleich Schuhe an, wen sie sich vom Lagerplatz erhoben. Wenn einer es macht, wenn er mal eben über den Kiesweg zurück zum Auto will oder in das Gehölz geht, um Holz zum Grillen zu sammeln, dann ist es wohl noch verständlich. Aber wenn man lediglich Schuhe überzieht, wenn man direkt ans Wasser geht oder Federball auf der Wiese spielt (Bienen waren nicht da), dann ist das doch ein Zeichen der Verweichlichung. Die Eltern machen es vor, die Kinder nach; und später büßen sie es mit Rückenbeschwerden.
Was "Gehölz" anbelangt, so versuchte ich dort barfuß durchzugehen. Kürzlich waren dort Holzfäller am Werk. Die Tatsache, daß die Äste wild herumlagen überall noch scharfkantige Holzstücke herumlagen, läßt wohl darauf schließen, daß die Holzfäller während ihrer Arbeit Schuhe getragen haben. Ansonsten hätten sie sorgfältiger gearbeitet. Ich konnte mich nur vorsichtig durchtasten, auch schon wegen Brombeerranken und Brennesseln. Beim Parkplatz kam ich heraus, wo gerade eine Familie ankam. Als die Tochter das sah, rief sie: "Der läuft ja barfuß" Meinte der Vater: "Wieso? Das darfst du doch auch gleich!" Darauf nahm das Mädchen ihre Flipflops in die Hand und wollt barfuß zum Strand, zog sie aber auf dem Kiesweg wieder an. War wohl doch ein bißchen viel.
Zum längeren Baden war das Wasser noch zu kalt, aber kurze Abkühlungen waren bei der heißen Luft doch von Vorteil. Glücklicherweise zogen später Wolken auf, so daß ich nicht in der prallen Sonne nach Hause radeln mußte. Alles in allem ein gelungener Himmelfahrtstag, meine Krankheit hatte ich ganz vergessen.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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