Barfuß an der Uni (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd, Sunday, 25.04.2004, 12:18 (vor 7462 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,
Du schreibst, dass Du barfuß zur Uni gehst. Wäre nett, mehr zu diesem Thema zu erfahren. Schreib' doch mal von Deinen persönlichen Erfahrungen, ich denke, diese würden nicht nur mich brennend interessieren!!!
Gruß
Bernd

Hi Bernd!
Ich habe es von Anfang an so gehalten, meist barfuß (oder - vor allem im Winter - sokkenlos in Sandalen) zur Uni zu gehen. Außer freundlich- besorgten Fragen der Profs (wir sind ein kleiner Fachbereich, an dem man sich persönlich kennt), ob ich nicht kalt hätte, sowie den Fragen einzelner Kommilitonen, warum ich barfuß ginge, ist dem weiter keine Beachtung geschenkt worden. Man kennt mich halt so - und damit hat es sein Bewenden. Die Fragen, ob ich nicht kalt hätte, konnte ich stets guten Gewissens verneinen, und auf die Frage, warum ich barfuß ginge, habe ich geantwortet, daß es mir so am angenehmsten sei. Einmal hat mich auch jemand gefragt, ob ich aus Askese barfuß ginge (liegt bei Theologen ja nahe). Diese Frage hatte ich einfach bejaht, denn wenn jemand schon eine plausibel scheinende Erklärung bereit hat, scheint es mir einfacher, diese einfach zu bestätigen, als sie durch meine im Grunde viel banalere Erklärung ("es gefällt mir so") zu ersetzen. Weitere Erklärungen wie die, daß ich es genüßlich finde, den boden unter meinen Füßen zu spüren, und daß ich meine, daß es sehr gut aussieht, wenn jemand barfuß geht, habe ich nicht abgegeben.
Nachahmer habe ich zwar leider nicht gefunden, aber damit hatte ich auch nicht gerechnet. Orthodoxe Theologie scheint eben ein sehr "barfußarmes" Studienfach zu sein. Im Sommer sehe ich zwar an der Uni schon mal den einen oder anderen barfüßigen Studenten, aber da scheint es sich um andere Geisteswissenschaftler zu handeln. "Aus dem Rahmen" fallen indessen die Juristen und BWLer mit ihren Schikki- Mikki- Sachen (die ich schon während meines Jurastudiums nicht mochte - ich habe schon immer meinen eigenen Stil bevorzugt).
Ansonsten ist mein "barfüßiges Leben an der Uni" ziemlich unspektakulär - man kennt und akzeptiert mich so, und mehr brauche oder verlange ich auch nicht.
Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U.

Hi Markus,

danke für den ausführlichen Bericht.
Dass der Fachbereich f. Orthodoxe Theologie so klein ist, hat sicherlich mehr Vor- als Nachteile. Denk' doch nur mal an die Jura- oder BWL-Studenten, die ihre Prüfungen vor Menschen ablegen, für die Prüfungskandidaten ausschließlich Nummern im System darstellen. Bezogen auf Deine Studiensituation in Eurem Fachbereich hast Du ja gute Grundvoraussetzungen, da der Kontakt zu den Lehrenden eher möglich ist als in überlaufenen Fächern. Wenn die Professoren offen sind - und das setze ich mal in Deinem Fach optimistischerweise voraus -, dann akzeptieren sie Deinen barfüßigen Lebensstil und werten ihn als Ausprägungsmerkmal Deiner Individualität, nicht als Auflehnung gegen die Gesellschaft oder wie auch immer. Ich hatte während des Studiums in Gießen nicht immer das Gefühl, von reflektierenden, vorurteilsfreien Menschen umgeben zu sein, denn auch in den Geisteswissenschaften haben die Schicki-Mickis mittlerweile ihren festen Platz. Aber so ernsthaft gestört hat mich das eigentlich nie.
Nochmal lieben Dank für Deinen Bericht vom Campus,
und eine schöne Zeit!

BERND


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