vom geschichtlichen Ursprung her.. (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Friday, 23.04.2004, 15:28 (vor 7464 Tagen) @ Barfussjan

Hallo Bernd & die Anderen,

vielleicht macht es ein kollektiv verdrängtes Schuldbewusstsein den Amis unerträglich, unter ihren Füssen die ursprüngliche Natürlichkeit des ihnen (vom geschichtlichen Hintergrund aus betrachtet) fremden, sich 'lediglich' angeeigneten Landes fühlen zu müssen. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass gerade die Menschen, denen ein Land (vom Gewissen her) am wenigsten gehört, es militärisch am stärksten bewachen (müssen). Auf die USA trifft es m.E. auf jeden Fall zu. An der Wirkung (Silikon) kann man die Ursachen (undichte Stellen) meistens schon erkennen..
Barfussjan

Hi Barfußjan!

Als ich diesen Beitrag zum ersten Male las, hat er mich überzeugt, aber als ich genauer darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluß, daß hier eine differenziertere Sichtweise angebracht ist.
Es stimmt zwar, daß die Ureinwohner (Indianer) keine Schuhe kannten und daß die Weißen, die ihnen das Land geraubt haben, die ersten gewesen waren, die es mit Schuhen betraten, aber der ausgeprägte Schuhwahn, über den im Forum immer wieder berichtet wird (und der mich, nebst etlichen anderen Gründen, bis auf weiteres von einer Reise dorthin gerne absehen läßt), ist doch wohl erst in der zweiten Hälfte des vorigen, also des 20. Jh., entstanden. Im 19. Jh. war es zumindest in den Südstaaten der USA üblich, daß Jugendliche barfuß liefen; die schwarzen Sklaven liefen, soweit sie nicht als Haussklaven Livree oder etwas ähnliches trugen, ebenfalls stets barfuß (und als Verschleppte sind sie auch nicht von dem Vorwurf des Landraubs betroffen - vielmehr hatten die Weißen sie ihrem Lande geraubt). Auch aus der Zeit der Großen Depression (1930 - 1940) gibt es zahlreiche Photographien aus den Südstaaten (z. B. von dem berühmten Fotografen Walker Evans), welche nicht nur die Schwarzen, sondern auch zahlreiche arme Weiße barfuß zeigen; Schuhe waren damals also auch unter den Weißen der Südstaaten nicht allzu stark verbreitet.
Die "Theorie des verdrängten Schuldbewußtseins" wegen des Landraubs an den Indianern im Zusammenhang mit dem Schuhwahn der heutigen Amerikaner (nur der weißen, oder auch der schwarzen und anderer?), so sympathisch und bestechend sie auf den ersten Blick auch ist (weshalb ich den Beitrag auch nicht sofort beantwortet habe), hält einer genaueren historischen Nachprüfung leider nicht stand.

Barfüßige Freühlingsgrüße,
Markus U.


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