Kinderbuch Barfuss durch die große Stadt (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Wednesday, 21.04.2004, 15:58 (vor 7461 Tagen)

In der Stadtbibliothek wollte ich wissen was es dort zum Thema barfuss zu lesen gibt. Die Auswahl war sehr dürftig. Außer dem Videofilm "Barfuss im Park" fanden sich nur zwei Kinderbücher.

Das obengenannt habe ich dann neugierigerweise gelesen.
Die Autorin ist Lehrerin und sie wird schon wissen was sie schreibt;
aber ob sie die Erfahrungen selbst gesammelt oder Kinder gefragt oder ihre eigenen Kinder herangezogen hat wäre schon interessant zu wissen.

Es geht darum, dass ein achtjähriger Junge mit seiner alleinerziehenden Mutter von einem kleinen Dorf, wo es keine Straßennahmen gibt, sondern nur Hausnummern, in die oberste Etage eines Hochhauses in der Stadt zieht weil seine Mutter dort nach langer Arbeitslosigkeit Arbeit als Krankenschwester in einer Klinik gefunden hat.
Er begegnet einem streunenden Hund ohne Halsband, der ihn dann begleitet.

Am ersten Tag ist er allein zu Hause da er noch keine Schule hat, legt sich, nachdem er vorher die Schuhe ausgezogen hat in das Bett seiner Mutetr und starrt die Decke an und dort erscheint ihm ein gefährlich aussehendes Monstergesicht, das ihn dazu veranlaßt die Wohnung fluchtartig zu verlassen. Die Tür fällt ins Schloss; er hat keinen Schlüssel, kein Geld und ist barfuss und macht sich dann auf die Suche nach der Klinik wo seine Mutter arbeitet, von der er nur weiß, dass sie per Auto ca. 10 Minuten von der Wohnung entfernt ist und ungefähr wie sie aussieht, da sie am Vorabend da vorbeigefahren sind.

Begegnung mit Nachbarin; Unterstellung wegen barfuss, dass er eines von mehreren Geschwistern sei; die Eltern Sozialhilfeempfänger wären; wie er mit vierzehn sein würde (wahrscheinlich kriminell) und dass man den Zuzug solcher Leute unterbinden sollte.

Sommertag mit Morgennebel; nächste Aussage dass er krank würde barfuss auf dem kalten Boden.

Er will im Supermarkt eine Kassiererin fragen wie er zur Klinik kommt;
Unterstellung des Hausdetektives, dass er gestohlen habe und als dies sich nicht bestätigte, die Frage was er wolle; ohne diese zu beantworten landet er wieder auf der Straße wo er feststellt, dass im Supermarkt der Boden wärmer war (?)

Geht mit Frau mit Kinderwagen mit, die ihren Mann in einer Klinik besuchen will; Weg führt durch Park und ist (leider wie meist) mit Kieseln oder Split ausgestattet; kann der Frau kaum folgen, da dies weh tut (kann ich gut nachvollziehen)

Nachfrage im Krankenhaus bei Auskunft; Gegenfrage "barfuss im Krankenhaus suchst du deine Mutter?

dann sehr heißer Boden; schwierig darauf zu laufen (kann ich auch gut nachvollziehen;

ich frage mich, wie die Menschen in der Wüste stundenlang im glühend heißen Sand barfuss laufen können?

Wieder durch den Park; dann aber im Gras weil das angenehmer ist; ok.

Als er endlich die Klinik findet hat seine Mutter Feierabend und ist bereits nach Hause gegangen. Problem: Er weiß nur die Haus-Nummer des Hauses; nicht aber die Straße.

Ein Obdachloser hilft ihm; er kann sich erinnern dass im Haus ein Friseurgeschäft ist und mit Branchentelefonbuch und Hausnummer wird die Straße gefunden.

Auf dem Heimweg begegnet er fußballspielenden Kindern.
Aussage: Barfuss kann man nicht kicken; deshalb wird er ins Tor gestellt und hält gut.
Allerdings hat er dann ein schlechtes Gewissen, weil er nicht gleich nach Hause gegangen ist, weil dort seine Mutter doch wahrscheinlich warten würde.

Dann sieht er eine Rolltreppe zur U-Bahn und es reizt darunter zu fahren. Als er oben steht springt der Hund auf die Rolltreppe und er muß hinterher. Im Menschengewühl unten verliert er den Hund aus den Augen und hört kurz darauf ein schmerzliches Bellen des Hundes.

Der Hund ist auf die Gleise der U-Bahn geraten und wurde überfahren.

Ich weiß nicht, was die Autorin mit diesem Part des Buches wollte.
Wollte sie hier Kindern Verlust und Tod am Beispiel eines Hundes nahebringen weil es nicht ganz so schlimm ist, wie wenn man das am Beispiel eines Menschen tut? Wollte sie damit andeuten, dass der liebe Gott kleine Sünden sofort bestraft, weil der Junge zweimal vom Weg abgewichen ist, bzw. nicht gleich nach Hause gegangen ist.

Ich muß zugeben, dass mich der Teil des Buches ganz schön mitgenommen hat, denn ich hatte mit einem Happy-End gerechnet; Mama schließt Junior und Hund in die Arme; Junge darf Hund behalten.

Das Buch endet damit, daß der Junge von Menschen nach Hause gebracht wird, die den Vorfall in der U-Bahn beobachtet haben und den Jungen davon abgehalten haben, den Hund nochmal sehen zu wollen. Mama schließt in die Arme; er legt sich zunächst erschöpft wieder aufs Bett und besiegt mit einem Trick, den ihm der Obdachlose verraten hat die böse Fratze an der Decke; dann schlüpft er in seine Schuhe und geht zu den Erwachsenen.

Lothar


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