Wanderung an der Emme (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 05.04.2004, 10:56 (vor 7483 Tagen)

Wer den Beitrag von Georg am 11. März 2004 18:09:07 http://www.espace.ch/medien/archiv/details.asp?vID=390479&newspaper=bz über einen barfüßigen Kabarettisten aus Burgdorf gelesen hat, der hat vielleicht eine Ahnung, wo mein Ziel am letzten Samstag (3.4.2004) war. Wegen anfänglichen Regen radelte ich erst gegen 10.30 Uhr los. Die Temperatur war immerhin so hoch, daß ich Jacke und Schuhe zu Hause lassen konnte. Nach etwa zweistündiger Fahrt erreichte ich die Stadt Burgdorf, wo ich mein Velo am Ufer des Flusses Emme abstellte. Ich befand mich in "Barfußneuland". Zwar habe ich im Laufe der Zeit schon Wanderungen (und noch häufiger Radtouren) am Ufer der Emme unternommen, aber immer mit Schuhen. Da ich mir damals nicht vorstellen konnte jemals barfuß das Ufer der Emme zu erschließen, konnte ich mich auch nicht daran erinnern, ob die Wege eher steinig oder dornig oder sonst was sind. Aber schon am Anfang konnte ich sagen: Wer hier nicht barfuß läuft, hat selber schuld (also im Grunde auch ich selber, da ich erst jetzt auf die Idee kam und nicht schon früher)! Er weiß nicht, was er versäumt. Wer in einer derartigen Gegend wohnt, dem dürfte es leichter fallen, auf Schuhe zu verzichten. Der Kabarettist hat richtig gehandelt. Die Wege, meist Waldböden, waren wirklich eine Wohltat. Auch machte siech die Sonne am Himmel breit, so daß ich das T-Shirt als lästig empfand. Mein Weg führte bis Hasle-Rüegsau (nur hier war eine sehr kurze Schotter-Passage) am westlichen Ufer entlang, am anderen Ufer wanderte ich nach Lützelflüh, dort wo Albert Bitzius, der unter dem Pseudonym "Jeremias Gotthelf" Schriftwerke wie "Die schwarze Spinne" oder Ueli, der Knecht" verfaßt hat, als Pfarrer tätig war. Ich schritt noch durch den Ort, um die Kirche http://www.picswiss.ch/Historie/g-BE01.html herum, über die Brücke, dann Richtung Bahnhof und schließlich am anderen Ufer zurück. Während am Ufer selbst sich niemand über meine Aufmachung aufregte, lästerten in Lützelflüh selbst einige Jugendliche, von denen einige noch eine Mütze trugen, über mich, halt das übliche. Vor Hasle-Rüegsau wechselte ich wieder auf das andere Ufer der Emme, diesmal benutzte ich einen eisernen Fußgängersteg. Hierbei muß ich gestehen, daß ich Gesetze übertrat. Der Steg war nämlich gesperrt, aber weder die Abschrankungen, noch die Verbotschilder konnten mich daran hindern. Einsturzgefahr bestand wohl nicht, ich bin doch kein Dreizentnermensch, und trug nicht einmal schwere Schuhe! Der Steg war angenehm zu begehen, er war mit Blechen ausgelegt, nicht mit "Sieben". Noch angenehmer war das barfüßige Beschreiten einer gedeckten Holzbrücke, über die ich bald darauf wieder die Emme passierte. Nur per Zufall sah ich mitten auf der Brücke die Reste einer zerbrochenen Flasche. Wer mitten auf der Brücke (und nicht nur dort) Flaschen zerdeppert, ist ein Depp! Ich folgte einem Reitweg und dann einem Seitenarm durch den Oberburgschachen.
Dann aber war die Wanderung an der Emme vorbei, der Tag aber noch nicht. Es reichte noch für einen Stadtrundgang. Von der Straße schritt ich eine Treppe zum Schloß http://www.picswiss.ch/Bern2/BE-63-05.html empor, wobei ich auch den ehemaligen Schloßgraben betrat. Ein Spaßvogel rief von der Schloßbrücke: "Der Graben hat doch kein Wasser! Man braucht da wirklich die Schuhe nicht ausziehen!" Die Pflasterung im Schloßhof ist nicht gerade das allerangenehmste, aber sicher kein Hinderungsgrund. Bei einer Aussichtsplattform sonnte sich ein junges Paar auf der Schloßmauer, sie hatten Schuhe und Strümpfe (nicht mehr, nicht einmal die Jacken) ausgezogen. Dann kam noch ein weiteres Pärchen über die "unbequeme" Pflasterstraße zum Schloß, er in dicker schwarzer Jacke und Stiefeln, sie nur mit leichtem weißen Sommerkleid und Sandalen bekleidet (ihre Haut, die sich kaum von der Farbe ihrer Kleidung unterschied ,verriet aber, daß sie noch nicht allzu viel Sonne abbekommen hat). Sie hatte Mühe, sich mit diesem Schuhwerk fortzubewegen. Kaum hatte sie auf der Mauer Platz genommen, da riß sie erleichtert die Sandalen von den Füßen. Ist es nicht merkwürdig? Während des gesamten Tages hatte ich weder vorher, noch nachher Leute gesehen, die barfuß oder zumindest annähernd barfuß waren. Und ausgerechnet am Schloß hielten sich 4 Leute ohne Schuhe auf, ein Pärchen und zwei weitere unabhängig davon. Sollte etwas war an der in diesem Forum aufgestellten Behauptung sein, daß alte Burgen gerade dazu prädestiniert sind, daß man sie idealerweise schuhlos erschließt?
Ich aber verließ das Schloß und schritt durch verschiedene Altstadtgassen sowie zur Kirche http://www.picswiss.ch/Bern2/BE-62-08.html, aus der Orgelmusik ertönte. Obwohl recht viele Leute in der Altstadt waren, hörte ich nur eine abfällige Bemerkung aus einem Straßenrestaurant: "Barfuß mitten in der Stadt! Der schämt sich wohl gar nicht!" Letzterem Satz kann ich sogar zustimmen! Ich aber mußte allmählich Abschied von Burgdorf nehmen. Ich schritt zurück zum Velo und setzte mich gegen 18.30 Uhr in Bewegung. Die Sonne verkroch sich hinter Schleierwolken und der Wind frischte auf. Letzterer sorgte dafür, daß ich mich beim Fahren weniger anstrengen brauchte, nötigte mich aber, ein T-Shirt überzuziehen. Im ganzen aber ein gelungener Tag. Es war meine erste barfüßige Wanderung an der Emme - aber sicher nicht meine letzte!
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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