Hallwiler See umrundet (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 23.02.2004, 14:28 (vor 7525 Tagen)

Aber nicht etwa mit dem Fahrrad. Oder gar mit dem Auto. Auch nicht auf Schusters Rappen, sondern "ohne alles" - zumindest was den Bereich der Füße anbelangt. Das Fahrrad benutzte ich am gestrigen Sonntag (22.2.2004) "nur" um an den Hallwiler See, genauer gesagt an den Aabach bei Boniswil zu kommen (ca. 35 km). "Schusters Rappen" - genauer "Schuhfabriks Massenware" (Flipflops) durften bereits während der Velofahrt im Rucksack mitreisen. Zu Hause wollte ich sie nicht lassen, sie könnten doch gestohlen werden. Es kann doch nicht jeder das Glück haben wie die jungen Dicobesucherinnen, die ihre Schuhe versteckten. Oder ich damals in Giswil, wo gerade an diesem Tag laut Verkehrsfunk ein Karnevalsumzug stattfinden sollte. Bei trocknem Wetter und Temperaturen um 7°C ist barfüßiges Velofahren auf Kurzstrecken wie dieser wirklich keine Hexerei. Auch der Boden hatte gerade die richtige Temperatur. Leider haben irgendwelche "Trottel" Teile des Wanderweges neu gekiest. Aber wenn eine Wiese parallel dazu lief, benutzte ich halt diese. Im Wald waren die gekiesten Wege schon unangenehmer, weil die Steine bis direkt an die Büsche herangingen. Unangenehm waren auch die Laubhaufen, unter denen besonders große (und schafkantige) Partikel lagen. An vielen Stellen waren auch Bäume beschnitten und die Zweige lagen auf dem Boden. Wenn die Beschneidung mit Maschinen geschah, was heute vielfach der Fall ist, dann liegen Astreste teilweise recht weit vom Baum entfernt. Einmal trat ich auch mit der Wölbung auf einen etwa 2 cm oberhalb der Erde abgeschnittenen Busch, über dem ein Laubhaufen lag, gemein! Und einmal trat ich mit der Ferse in eine abgeschnittenen Dornenzweig. Dieses alles fand ich am Westufer des Sees. Ich vermied es, nicht allzu nahe bei anderen Leuten zu gehen. Wo nämlich freie Wiesen sind, konnte ich in einem Tempo gehen, das etwa dem entspricht, wie ich auch mit Schuhen wandere, also deutlich schneller als die meisten. Auf steinigen Strecken dagegen ist jeder schneller als ich, auch derjenige, den ich sonst als "Trödler" bezeichnen würde. Irgendwie paßt es nicht zusammen, wenn man auf freien Strecken andere überholt und dort, wo es eng ist, für andere ein Verkehrshindernis darstellt. Es waren aber nicht viele unterwegs. Die Ostseite des Sees, die ich ja schon einmal ohne Schuhe erwandert hatte, war besser zu begehen. Teilweise führte sie über gesplittete Asphaltwege, aber es waren oft Grasflächen in der Nähe. Bisher hatte ich eigentlich keine negativen Bemerkungen zu hören bekommen. Beim Restaurant "Seerose" stand ein junges Paar, das sich auf der Wanderung befand, vor davor, sie wollte schon hineingehen, aber er zögerte mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob wir passend angezogen sind." Worauf ich sagte: "Sicher nicht unpassender als ich!" Er lächelte nur und sagte: "Das glaube ich nicht. Sie kann man wenigstens nicht wegen unpassender oder dreckiger Schuhe abweisen!"
Dann aber setzte Regen ein. Und ich war nur im T-Shirt, meine Jacke hatte ich am Velo deponiert. (Das Wort "nur" darf nicht so verstanden werden, daß ich außer einem T-Shirt nichts anderes trug, eine Hose hatte ich selbstverständlich auch noch an). Und prompt wurden die Blicke (und Worte) der Leute, die mir begegneten, anders. Einer, der seinen Schirm vergessen hatte und schnell zum Auto wollte, pflaumte mich an: "Mit Ihrem Getue halten Sie hier den ganzen Verkehr auf." Der Weg wurde nun schlüpfrig, was nicht nur ich, sondern gleichermaßen beschuhte Leute zu spüren bekamen. Ich glaubte, die Unebenheiten nun stärker zu spüren. Kurz vor Erreichen des Schiffsanlegers Seengen hörte der Regen auf. Eine Gruppe von Leuten (Alter 30-40) befand sich gerade dort, obwohl im Winter kein Schiffsbetrieb herrscht. Eine Frau fragte mich nach meinen Schuhen, worauf ich auf meinen Rucksack deutete. Kaum war ich vorbei, da brachen sie in Gelächter aus. In der Gruppe fühlt man sich stark, das gilt nicht nur für Teenager! Ich umrundete das Schloß Hallwil und war auch bald am Velo. Mit Schuhen habe ich die Umrundung schon mal in 3,5 Stunden geschafft, diesmal brauchte ich 2 Stunden länger. Beim Radfahren sind diese Zeitunterschiede längst nicht so kraß.
Mittlerweile war es 17 Uhr, als ich das Velo bestieg. Das Fahren ohne Schuhe (aber mit Jacke) ging sogar ausgezeichnet. Ab und zu fiel noch etwas Regen, aber viel war es nicht. Da es allmählich dunkel wurde, wurde meine Barfüßigkeit kaum bemerkt. Nur in der Stadt Lenzburg, als ich an einer Kreuzung den vorfahrtberechtigten Verkehr vorbeilassen mußte, starrte ein Kind auf meine vermohrten Füße. Dem Hausmeister, der sich gerade im Keller befand, als ich mein Velo dort abstellte, schien es dagegen nicht zu stören, er kennt halt meine "Marotten" - und läuft selber auch barfuß, z. B im Garten, beim Autowaschen usw.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Meine Anmerkungen.....

UlliDO, Stammposter, Monday, 23.02.2004, 20:08 (vor 7524 Tagen) @ Michael aus Zofingen

...zu Deinen Wochenendberichten:

mach weiter so!

jede Woche erneut interessant zu lesen.
Allerdings frage ich mich manchmal ob Du Fischblut in Deinen Adern hast. Ich wäre bei derartigen "Abenteuern" schon leicht angefroren :-))

Gruß
UlliDO

Fischblut?

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 24.02.2004, 06:19 (vor 7524 Tagen) @ UlliDO

"Allerdings frage ich mich manchmal ob Du Fischblut in Deinen Adern hast. Ich wäre bei derartigen "Abenteuern" schon leicht angefroren :-))"

Hallo UlliDO,
vielleicht hast Du recht. Ich bin im Sternzeichen der Fische geboren. Manche Leute in der Firma bezeichnen mich als "Fischkopf" oder als "Elbritze", was nicht gegen mich persönlich gerichtet ist. Sie bezeichnen nämlich jeden als Fischkopf, der in der Nähe vom Meer aufgewachsen ist. Und für die meisten Schweizer liegt nun mal Hamburg an der Nordsee! Auch wenn ich nie mehr zurück an die Waterkant will (aber das hat eher familiäre Gründe), so sind meine Reiseziele doch häufig wasserorientiert. Und zu guter Letzt kann ich auch stumm sein wie ein Fisch. Bei Sitzungen bin ich nicht derjenige, der immer das erste oder/und das letzte Wort haben muß. Ob ich nach Fisch stinke, kann ich nicht beurteilen. Sicher ist nur, daß meine Füße nach Käse (Valeriansäure) stinken, wenn ich geschlossene Schuhe trage. Wenn ich sie ausziehe, verflüchtigt sich der Geruch.
Mit fischigen Grüßen
Michael aus Zofingen

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