Barfuss Turnen - Tip aus der Theaterwelt (Hobby? Barfuß! 2)

Jörg (2), Stammposter, Thursday, 19.02.2004, 14:36 (vor 7529 Tagen) @ Kai (WN)

Hallo,

anhand der Diskussion fällt mir ein Interview ein, das ich mal mit Heinz Rühmann hörte. Er berichtete von einem sog. 'Toilette-Fehler', also konkret war der Hosenstall des Kostüms im Theater versehentlich offen geblieben. Er bemerkte es auf der Bühne, gleichwohl gelang es nicht, den Reissverschluss zu schließen. Vor allem nicht unbemerkt.

Später habe ein alter, erfahrener Schauspieler Rühmann dann den Tip gegeben: wenn man sich so auf den angeblichen Blickpunkt konzentriert und in Gedanken ganz dort ist, fällt den Zuschauern das Malheur erst richtig auf. Rühmann bekam den Rat, das vollkommen zu überspielen. Mehr noch: er sollte lernen, gezielt seine (und damit die Aufmerksamkeit der Zuschauer) auf einen ganz anderen Punkt zu lenken, etwa indem er Hut oder Mütze tief ins Gesicht zieht, damit rumspielt oder so.

Ich musste beruflich auch öfter barfuss in Erscheinung treten (ist jetzt mal egal, in welchem Zusammenhang). Da habe ich dann versucht, ganz viel Energie in das Hauptthema zu legen und mich barfuss so sicher zu bewegen, wie ich es mit Schuhen getan hätte. Barfuss fiel es mir sogar leichter, richtig zu Hochform aufzulaufen. Diese Energie überspielt das Fussthema.

Damit isolierst du die nun Außenstehenden mit ihren Blicken. Du machst sie zu Voyeueren und bringst die Sache dahin, dass die Peinlichkeit eigentlich ihr Verhalten ist. Du selbst dagegen gibtst dich bewusst natürlich, strahlst absolute Entspanntheit aus und machst dich regelrecht ein wenig unwiderstehlich. Man könnte auch sagen, du leistest dir eine Freiheit, um die dich bald viele beneiden werden. Vielleicht gerade sogar gerade jene, die am lautesten lästern.

Schau die Barfüssigen mal in Wohn- und Modezeitschriften an. Die verkörpern Lässigkeit und das Selbstverständnis von "Das gönn´ ich mir!"

Ist es nicht so: die Voyeure, die du beschreibst, öffnen dir Tür und Tor, um sie zu manipulieren - in Deinem Sinne. Et voila.

Gruss
Jörg (2)


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