Barfußversuche draußen und Polizeikontrolle (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 02.02.2004, 10:54 (vor 7544 Tagen)

Winter ade! So hat es der Wetterbericht für das vergangene Wochenende angekündigt. Letzten Samstag (31.1.2004) sollte es dem Schnee an den Kragen gehen, also am besten noch einmal hinaus, bevor es zu spät ist. Allerdings war es noch -8°C am frühen Morgen, als ich mich auf den Weg machte, natürlich (zumindest für mich) mit Schuhen. Da kein Wind wehte und die Sonne durchkam, spürte ich die Kälte kaum im Wald. Unschöner war, daß ich auch nicht spürte, daß beim Stapfen durch den Schnee sich an der Oberkante der Turnschuhe eine Eiskruste bildete. Diese sorgte dafür, daß sich eine Schorfschicht einer einwöchigen Wunde wieder löste und die Eiskruste rot färbte. Schmerzen spürte ich aber nicht. Mit Socken wäre es auch passiert, nur hätte dann die Gefahr bestanden, daß ich diese mit der Wunde verklebt wären. Die Wanderung führte mich durch den "Boowald" über St. Urban (http://www.picswiss.ch/Luzern/LU-10-03.html) nach Langenthal. Von meiner "blutigen Spur" bekam natürlich niemand etwas mit. Selbst in der Stadt türmten sich noch Schneeberge. Ich überquerte die "Schwingfestbrücke" und setze mich auf eine Bank in die Sonne. Vor mich lag ein schneebedecktes Feld. Sollte ich es wagen, ein paar Schritte ohne Schuhe darüber zu gehen? Ich tat es, lief aber schnell wieder zur Bank. Ich tat es wieder. Da der Schnee bereits etwas verharscht war, empfand ich es nicht als "übermäßig angenehm". An eine Heimwanderung ohne Schuhe war also nicht zu denken (hatte ich nie ernsthaft ins Kalkül gezogen). Sicher wäre es aber verkehrt gewesen, die völlig durchnäßten Turnschuhe anzuziehen. Oder lieber mit Flipflops, trotz Gefahr erhöhten Aquaplanings? Da mittlerweile die Temperatur derart stark angestiegen war, daß ich ohne Jacke weitermarschieren konnte und mein weiterer Weg nicht mehr über Hügel verlaufen würde, sondern weitgehend am Flußufer, wählte ich letztere Art von Schuhen. Weder in Aarwangen, noch am Uferweg der Aare wurde mein nicht gerade wintertypisches, aber bei ziemlich festgetretenem Schnee und Temperaturen um knapp 10°C erstaunlich praktisches Schuhwerk (hätte ich nie gedacht) registriert. Das geschah erst in Murgenthal: Ich kam von der Holzbrücke und wollte einen Quartiersweg an der Bahn entlang weitergehen, wobei ich ein stehendes Polizeifahrzeug registrierte, Geschwindigkeitskontrolle! Sicher war ich nicht zu schnell gelaufen, und selbst wenn, die würden meine Geschwindigkeit nicht feststellen können, da ich, nicht am Fahrzeug vorbeimußte sondern vorher abbog. Aber nein! Ich war schon außer Sicht, da bewegte sich einer der Beamten im LAUFSCHRITT hinter mir her und nötigte mich zum Anhalten (Ich hätte nie gedacht, daß ich die Fähigkeit besitze, einen BEAMTEN zur "Arbeit" zu bringen. Ich hoffe, daß Leser dieses Forums, die selber Beamten sind, mir diesen Rückfall ins klischeehafte verzeihen). Behufs Personenkontrolle mußte ich zum Auto kommen, etwa 5 Minuten mußte ich warten, dann bat er der "Läufer", einzusteigen, er wolle mich nach Rothrist bringen, damit ich nicht mehr so weit zu gehen hätte. Die Polizisten behandelten mich höflich und korrekt. Sie fanden es nur etwas merkwürdig, daß einer überhaupt im Winter lange Wanderungen unternimmt. Zum anderen hätten sie "noch nie jemanden gesehen, der in Badelatschen unterwegs ist, wenn noch Schnee liegt". Umgekehrt muß ich jedoch sagen, daß ich in der Schweiz schon viele Polizisten kennen gelernt habe, die schon vergleichbares zu mir gesagt haben. Demnach gibt es in der Schweiz doch recht viele Polizisten, aber die Schweiz deswegen als "Polizeistaat" zu bezeichnen, geht wohl doch ein bißchen weit. Wie viele Autoraser wohl wegen mir nicht verzeigt werden konnten? Ob ich eine Rechnung von der Polizei bekomme, wegen "entgangener Bußgelder durch Schnellfahrer"?
In Rothrist durfte ich die "Bullenschleuder" verlassen und ich wanderte über Aarburg zurück nach Hause, wo ich ankam, als es dunkel wurde. Kurze Zeit später setzte Regen ein. Da entschloß ich mich, noch einmal ohne Schuhe durch den feuchten Schnee um Haus zu gehen, auch über den Schneehaufen, den der Hausmeister beim Räumen auf den Rasen geschoben hatte. Anders als in Langenthal empfand ich es diesmal als angenehm, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht war es die veränderte Konsistenz des Schnees. Vielleicht war es aber auch psychologisch bedingt: Von Rasen ins Haus waren es ca. 20 Meter, von Langenthal 20 Kilometer.
Aus dem noch nicht ganz schneefreien Schweizer Mittelland grüßt
Michael aus Zofingen

Barfussläufer und Polizei

Hampi, Monday, 02.02.2004, 20:43 (vor 7544 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,was empfindest Du eigentlich wenn Du die Beamten mit Deinem ungewohnten Aufzug im Winter "zur Arbeit anspornst"? Befriedigung,Freude?Verachtung,Hass?Offenbar fällst Du so sehr aus dem Rahmen,dass Du vielen Polizisten verdächtig vorkommst.Ich glaube zwar,dass die Polizisten,welche Dich schon kennen,höchstens als "harmlosen Spinner"bezeichnen werden. Stört Dich dieses Bild denn aber nicht? Es ist ja nicht so,dass uns Frauen oder Männer bewundernd hinterherpfeifen,weil wir was tun,was auffällt.Dazu sind wir leider zu wenig "hübsch" und haben vermutlich auch zuwenig vorteilhafte Beine.Selbst wenn es vielen Leuten egal sein wird,wie wir rumlaufen,ein paar Kritiker gibt es immer.Damit fertigzuwerden,ist bestimmt auch für Dich nicht immer einfach.

Polizeikontrolle ?

Hannes, Wednesday, 04.02.2004, 17:25 (vor 7542 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

(Das eine hat mit dem anderen nix zu tun, Bekleidungsvorschriften kann ich mir nur in einem totalitären System vorstellen. Vielleicht Krawattenzwang für die Herren und Stöckelschuhzwang für die Damen....)

Was ich allerdings vermute:

Deine Gedanken kreisen zuviel um die "Feinde" deines Verhaltens, du fühlst dich beobachtet, was sicher nicht der Fall wäre, wenn du Schuhe anhast.

Mit Barfußlaufen hast du die großartige Gelegenheit, deine Mentalität zu "trainieren". Denk gar nicht daran, dasß du barfuß bist, leichter gesagt als getan, aber probiers, du wirst staunen, wie wenig Probleme du auf einmal haben wirst. Ein wenig Übung braucht die Sache. Bedenke, alles, eas dich umgibt, ist irgendwie dein Spiegel, du ragierst nur auf Emotionen von anderen, wenn sie dich tangieren und umgekehrt...

Vergiß die Polizei........und überhaupt jede "Autorität" und jeden "Besserwisser" ......

Befreie die Füße, Befreie den Verstand, Lerne deine eigenen Gefühle und Motive kennen. Verzichte auf die Meinungen der "Anderen"...

Barfußgrüße Hannes

Polizeikontrolle ?

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 04.02.2004, 18:25 (vor 7542 Tagen) @ Hannes

Hallo Hannes,
an und für sich stören mich die Gedanken der anderen (d.h. Leute, mit denen ich nichts zu tun habe) überhaupt nicht, weder beim Barfußlaufen, noch sonst wo (Kleidung, Haarschnitt, Zustand meines Fahrrades). Das trifft lediglich nicht für Personen zu, bei denen mein Verhalten Nachteile auf mich haben könnte. Meine Eltern sind ein Spezialfall. Ich hätte beispielsweise keine Probleme, wenn mich ein Vorgesetzter barfuß auf der Straße erwischt. Er kann froh sein, daß ich es nicht am Arbeitsplatz mache (und ist es vermutlich auch).
Mit der Polizei sieht es anders aus: Lange bevor ich barfuß lief, hatte ich schon ein gespaltenes Verhältnis zur Polizei. Wenn mir etwa auf dem Fahrrad im Dunkeln ein Polizeifahrzeug begegnet, mache ich mir schon Gedanken, ob das Licht brennt. Oder ob ich mich zufällig in einer Einbahnstraße befinde, die ich in der falschen Richtung befahre. Viele (auch beschuhte) Autofahrer werden doch auch automatisch langsamer, wenn Polizisten in der Nähe sind.
Im ganzen habe ich festgestellt, daß ich durch Barfußlaufen nicht unsicherer in der Öffentlichkeit geworden bin, im Gegenteil! Etwa aus dem Grund, weil dadurch kleinere "Verbrechen", die ich begehe, gar nicht mehr von mir bewußt wahr genommen werden, weil sie "Peanuts" sind?
Mit unkontrollierten Grüßen
Michael aus Zofingen

RSS-Feed dieser Diskussion