Lawinenniedergänge in den Bergen, starke Niederschläge in den nördlichen Teilen der Schweiz. Kein Wunder, daß dann die Flüsse viel Wasser führen. Wenn dann für einige Stunden mal der Regen aufhört und der Sonne Platz macht, noch dazu am Wochenende, dann unterbreche ich nur allzu gerne die alle Jahre wieder notwendigen Arbeiten für die Steuererklärung (grrrrrrrr!) und schwinge mich aufs Fahrrad, so wie letzten Samstag (17.1.2004). Auch das Flüßchen Wigger, an dem ich zunächst entlang radelte bildete keine Ausnahme: Eine trübe Brühe wälzte sich der Mündung entgegen. An einem Wehr konnte ich es einfach nicht lassen. Ich zog die Schuhe aus und watete ein Stück im Fluß, dort, wo im Normalfall kein Wasser fließt. Führ Januar war das Wasser gar nicht zu kalt, vermutlich gerade so, wie Pfarrer Kneipp es gerne gehabt hätte. Mein weiteres Verhalten hätte "der gute alte Sebastian" vielleicht weniger gerne gesehen. Statt Füße abtrocknen (ging nicht, ich hatte kein Handtuch dabei) oder auf einer Wiese trockenlaufen (ging auch nicht, die Kuhweide war naß) versuchte ich, die Füße mittels Fahrtwind zu trocknen und die Schuhe erst "bei Bedarf". Da wider Erwarten jedoch keine Schmerzen auftraten, verspürte ich keinen Bedarf nach Schuhen, im Gegenteil. Da die Wege ziemlich aufgeweicht waren, spritzte recht viel Matsch hoch, und Schuhe putzen gehört zu denjenigen Tätigkeiten, die ich schon als Kind - und später beim Militär (dort mußte ich auch die Stiefel des Herrn Oberleutnant putzen, eklig) - gehaßt habe. Ich radelte durch Sursee (in dieser Stadt fiel meine Aufmachung nicht auf), um hinterher dem Ufer der Suhre zu folgen, auch dieser Weg war aufgeweicht.
Das erste "Negativerlebnis" geschah in Oberentfelden, als ich an einem Bahnübergang einen Triebzug der WSB durchlassen mußte. Als ich anhielt, warteten bereits Fußgänger vor dem Übergang. Ein Junge starrte auf meine Füße, worauf die Mutter ihn zurückhielt mit den Worten: "Kind, geh ja nicht zu dicht an den Mann heran. Sonst steckt er dich mit SARS an!" Da war ich aber baff! Glaubte diese Frau wirklich, daß ich aufgrund meiner zweifellos nicht allzu winterlichen Aufmachung mir eine derart heimtückische Krankheit einfangen kann und diese an andere übertragen kann. Dann wäre ich ja im weitesten Sinne des Wortes ein "Selbstmordattentäter, der eine Biobombe auf sich führt"! Oder benutzt die Frau das Wort SARS "nur" als Mittel, um ihr Kind davon abzubringen, mich anzustarren? Da der Zug vorbei war und ich die hinter mir wartenden Autos nicht behindern wollte, radelte ich weiter, Richtung Aarau, wo ich auch nicht auffiel. Am Aareufer radelte ich weiter nach Olten, diesmal führt der Fluß Hochwasser, ein Überqueren beider "Schwelli-Platte" wäre diesmal nicht möglich gewesen.
Während ich die vielbefahrene Straße Richtung Olten benutzte, bemerkte ich, wie an etlichen Bushaltestellen immer ein Auto stand, was mich stutzig machte. Und tatsächlich: Kaum hatte ich eine Bushaltestelle passiert, da setzte sich das Auto in Bewegung, überholte mich langsam und fuhr diesmal auf eine Tankstelle. Dann wiederholte sich das Spiel. Ich bemerkte, wie die Beifahrerin ihr Handy benutzte. War das Zufall? Oder war sie gerade dabei, mich bei der Polizei anzuschwärzen? Die erwischt mich diesmal nicht! Ich wußte hinter Aarburg nämlich einen für Autos gesperrten und zu schmalen Weg, den ich eigentlich immer anstelle der Hauptverkehrsstraße benutze, wenn ich von Aarburg nach Hause fahre. Auf einer Quartiersstraße kam mir dann aber doch ein Polizeifahrzeug entgegen, aber wohl eher zufällig. Ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren fuhr es weiter. Da es langsam dunkel wurde, fällt ein barfüßiger Velofahrer sicher nicht auf, außer wenn man speziell danach sucht. Aber bei wem rechnet man schon damit, daß er Mitte Januar bei +7°C ohne Schuhe mit dem Velo auf einer Quartiersstraße in Zofingen unterwegs ist?
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen