Hallo Michael,

Deinen Beitrag finde ich sehr interessant. Ein Glück, dass so viel Distanz zwischen Norddeutschland und der Schweiz ist. Bei Deinen Postings habe ich immer das Gefühl, dass Dich die heimische Sphäre mehr und mehr zu erdrücken scheint, und dass Deine Selbstverwirklichung wohl erst vor dem Hintergrund des Wohnortwechsels stattfinden konnte.
Als ich (mittlerweile 31) noch im Hause meiner Eltern in meiner eigenen Wohnung lebte, hatte ich - komischerweise! - auch starke Hemmungen, die Socken wegzulassen und in Sandalen zu schlüpfen. Es war ein irrationales, total unbegründetes Gefühl, aber ich behaupte, dass mein Umzug 1999 nach Gießen die Voraussetzung dafür war, dass ich mich vor fünf Jahren überhaupt das erste Mal barfuß unter Menschen traute. Damals war ich 26 - und hatte ebenfalls total verwöhnte, geschmeidige Schweißfüße, die tagsüber in Lederschuhen steckten und zum täglich Sport in den dafür vorgesehenen Sneakers. Meine ersten beiden Barfuß-Wanderungen im März 99 endeten, wahrscheinlich wie bei Dir, mit zerschundenen Fußsohlen, blutenden Zehen - und mit einem durchgebrochenen Nagel. Im gleichen Jahr dann mussten sich meine bereits im Frühjahr leicht abgehärteten Fußsohlen trotzdem erst an den heißen Ashphalt im superheißen Juni gewöhnen, was zu Brandblasen und schmerzhaften Verbrennungen führte. Erst da merkte ich, wie sehr meine Füße durch Schuhe entwöhnt waren, und von Jahr zu Jahr gewann mein Leben dadurch an Qualität, dass ich so oft wie nur möglich barfuß lief. Dadurch hat sich für mich sehr viel verändert - zum Positiven.

Gruß

Bernd

Erst seitdem ich in der Schweiz bin, traute ich mich in Sandalen ohne Socken auf die Straße. Als ich so aber mal im Sommer mit dem Zug zu meinen Eltern nach Nordeutschland fuhr, wurde ich prompt zusammengeschissen mit dem Spruch "Sowas tut man nicht".