"Eine erfrorene Person genügt uns!" (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 12.01.2004, 11:34 (vor 7565 Tagen)

Das Wetter schlägt diesen "Winter" auch wirklich Kapriolen. Letzten Samstag (10.1.2004) war die Temperatur nach einer nassen Nacht doch immerhin auf +4°C angestiegen, es sollte tagsüber auch trocken bleiben. Also nichts wie hin Richtung Hallwiler See. Am "Männerbad" in Boniswil kettete ich mein Velo an einen Baum, um von dort aus um den See zu wandern. Da die Wege recht matschig waren, hielt ich Turnschuhe, die ich während der Fahrt angehabt hatte, für unzweckmäßig. Also Flipflops, sollen doch die anderen denken was sie wollen. Mir begegneten sowieso anfangs nur Jogger und Leute mit Hunden, also in der Regel tolerante Leute. Dank der Sonne war es auch möglich, ohne Jacke zu wandern. Gegen 12 Uhr erreichte ich das Freibad in Beinwil, wo ich Mittagspause einlegte. Bei der Gelegenheit las ich auf einem Schild, daß das Betreten der Rasenflächen mit Straßenschuhen verboten sei. Hatte ich nun Straßenschuhe an oder nicht? Im Prinzip nein. Da ich sie aber auch auf der Straße trage, könnte ich mit Straßenschmutz die schöne Liegewiese verunreinigen. Also ließ ich die Schuhe auf dem Plattenweg stehen und schritt barfuß über die Wiese. War gar nicht einmal unangenehm, nicht einmal das Schreiten über einen winzigen Schneehaufen (vermutlich die Reste eines Schneemannes, oder hat der Bademeister dort, mitten auf dem Rasen, den Schnee der letzten Tage hingeschoben?). Mit Flipflops wanderte ich weiter, als ich beim Bootshafen zwei parkierte Polizeifahrzeuge erblickte. Waren die etwa meinetwegen gekommen. Ich glaubte schon, diesmal mit einem blauen Auge davon zu kommen, als ich sah, daß die Beamten sich über einen reglos am Ufer liegenden Mann beugten. Das war nichts für mich! Aber die Beamten hatten auch mich bemerkt. Ich mußte den Ausweis vorzeigen. Während der männliche Beamte per Funk an die Zentrale durchgab : "Mann in weißem T-Shirt und in kurzen Hosen in Beinwil am See....", fragte seine Kollegin, warum ich Badelatschen trage, worauf meine Antwort war: "Bei dem Matsch gehen Lederschuhe an den Ranzen, und ganz barfuß wandern ist sogar mir zu kalt!" Der Mann gab mir den Paß zurück und sagte höflich: "Passen Sie auf, daß Sie nicht erfrieren. Eine erfrorene Person genügt uns!"
Hinter Mosen ging der bislang recht steinige Weg in einen idealen Barfußweg über. Das Verlangen, die Schuhe auszuziehen war größer als damit fertig zu werden, daß ich die Polizistin angelogen habe wegen "ganz barfuß zu kalt". Der Barfußweg endete, es folgten Asphaltwege, dann Schotterwege, wo ich jedoch auf Wiesen ausweichen konnte. Ein älterer Herr meinte: "Nein, nein, SOOOOOO warm ist es noch nicht!" Viele Leute schienen meine Sommerkleidung aber gar nicht zu registrieren, nicht einmal Kinder. Liegt es vielleicht daran, daß Leute das, was landläufig im Bereich des absolut Unmöglichen liegt, weniger registrieren als das, was "gerade eben noch möglich bzw. gerade eben unmöglich" ist? Sogar am Hallwiler Schloß fiel ich nicht auf. Schließlich hatte ich mein Velo wieder erreicht. Wie weiter? Wenn ich die Füße im kalten Wasser des Aabachs gewaschen hätte, dann wären sie sicher "erfroren", wenn ich sofort losgeradelt wäre, auch mit Turnschuhen. Und mit den "Schlammfüßen" direkt in die Schuhe? Ohne mich! Also radelte ich ohne Schuhe los, was doch besser ging als ich dachte, immerhin etwa 35 km. Beim Durchfahren der Lenzburger Altstadt lästerten ein Jugendliche mit Pudelmützen, sollen die doch! Unangenehm war lediglich, daß ich, daß mein Rücklicht unterwegs durchbrannte und ich die Ersatzbirne erst mühsam aus den Tiefen der Packtasche kramen mußte. Durch dieses längere Stehen auf dem Asphalt spürte ich doch, daß es noch kein richtiger Sommer war.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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