Ganzjährig barfuß - Dank ans Forum / Best of (Hobby? Barfuß! 2)

Rainer_DO, Tuesday, 06.01.2004, 00:27 (vor 7574 Tagen)

Für alle, die sich nicht, noch nicht, oder nicht oder noch nicht im Winter bzw. bei Frost trauen, barfuß zu gehen:

Ein passionierter Barbüßer bin ich seit Jahren. Anfangs habe ich mir Blasen gelaufen, wenn ich es übertrieben habe, und die Kilometer gezählt, weil es mich interessierte. Nach 1.200 km habe ich aufgehört, zu zählen, weil es mich nicht mehr interessierte.

Jedes jahr habe ich von neuem angefangen, weil die Füße über den Winter durch Strümpfe und Schuhe wieder verweichlicht und entwöhnt wurden. Ich wußte es halt nicht besser: Im Oktober vor zwei Jahren wurde ich z.B. mit den Worten "Sie gehen ja immer noch barfuß!" begrüßt. Damals lautete meine Antwort. " Nein, nicht immer noch, jetzt wieder -- im September war es mir zu kalt."

Den Anstoß zum Nachdenken gab mir die Sendung der Hobbythek (http://www.hobbythek.de) im WDR im Dezember 2002 über das Thema Füße. Eines der Teil-Themen lautetete: "Gehen Sie öfters 'mal barfuß!" Danke, dachte ich, meine sprichwörtlichen Eulen sind schon in Athen. Verblüfft war ich erst, als ich in einem Filmbeitrag eine Gruppe Menschen barfuß in herbstlich kühler Scenerie durch eine Wald- und Heidelandschaft gehen sah --offensichtlich mit größtem Vergnügen. [Danke Dir, Georg!]

Darauf beschloß ich --im Dezember 2002--, das auch 'mal so ab Herbst 2003 bei langsam sinkenden Temperaturen für mich auszuprobieren. Dieser "gute" Vorsatz hielt nicht 'mal bis Sylvester 2002.

Ab 27.12.2002 war ich barfuß draußen. Anfangs bei 10-8°C nach Stunden nur durch den Regen limitiert, weil meine Regenjacke nicht mehr ganz dicht war, wurde es mit Tag für Tag langsam sinkenden Temperaturen für mich spannender.

Das erste Mal --über ca. 3 km-- bei leichtem Frost bin ich zunächst gegangen, dann gejoggt, weil ich nicht beurteilen konnte, ob ich mir etwas Gutes gönne oder mir gerade schade. Zurück in der Wohnung war es dann nur noch schön aufgrund der von innen strömenden Wärme.

Das erste Mal am Wochenende bei leichtem Frost zur Kneip(en)tour hatte ich Schuhe in einem Rucksack dabei --ich habe Sie dort gelassen und überhaupt nicht vermißt.

- Die bisher längste Wanderung durch den Schnee: Gestern ca. 3 km bei 2 bis +3°C [leider wurde es schon wieder wärmer --man beachte: nicht weniger kalt, sondern wärmer!] Und außerdem hatten diejenigen, die ihrer Schneeräumpflicht nachkommen mußten, zuviel scharfkantigen Split verstreut ...

-Die bisher kälteste Temperatur: -6 °C; ich stand 22 Minuten lang am Bahnhof auf dem Beton des Bahnsteigs --ein bischen Fußgymnastik im Stand, das war's ...

Bilanz nach einem Jahr und im zweiten Winter:

- Schuhe trage ich nur noch zur Arbeit [geht halt nicht anders], Strümpfe selbst da nicht mehr.

- Ich fühle mich super und friere viel weniger. Trug ich sonst im Winter lange Unterhosen, extra dicke Socken und Schuhe mit extra dicker Sohle sowie Handschuhe, so brauche ich dies alles überhaupt nicht mehr, Die mir angenehme Raumtemperatur ist nun 3°C niedriger --18 bis 19°C statt 21 bis 22°C [spart auch noch Energie und Geld, aber das ist kein Grund, sondern nur ein Nebeneffekt ...]

- Ich kann nur jedem empfehlen, es selbst auszuprobieren. Allen, die mich diesbzgl. interviewen, empfehle ich auch genau dieses.

- Ich muß nicht in jeder (Sommer-)Saisonimmer wieder neu anfangen. Meine Fußsohlen haben inzwischen die --ärztlich bestätigte-- Konsistenz von Autoreifen. Anders hätte ich die Hochgebirgstouren auf z.B. Teneriffa auch gar nicht schuhlos glücklich machen können. Trotzdem sind sie sensibel und verletzlich: Vor Glasscherben und Wintersplit, der genauso schneidend ist wie Glas, kann ich nur warnen.

- Ich hasse den Winter nicht mehr, nun lächle ich ihn an.

- ich habe eine rundum positivere Einstellung zum Leben.

- Gerade im Winter sprechen mich im wieder Leute interessiert an, denen ich gerne meine positiven Erfahrungen vermittle.

Ratschlag für die Fragenden im Forum ("Wie haltet Ihr das aus?" etc.):

Probiert es bei gemäßigten positiven Temperaturen einfach selbst aus und nähert Euch dann individuell der Frostgrenze. Hinweise anderer sind nützlich, aber nichts geht über das eigene Erleben. Es ist keine Schande, Schuhe im Rucksack spazieren zu tragen. Wenn man sie mehrfach nicht vermißt hat, läßt man sie irgendwann von ganz allein daheim ...

Info an alle anderen [aufgrund der Postings der letzten Zeit]:

Nein, ich denke nicht zuviel ans Barfußgehen, ich mach's einfach [auch ohne Aufforderung!] Ich kann auch ohne das Forum leben, habe ihm aber viel zu verdanken. Daher gebe ich meine Erfahrungen gerne von Zeit zu Zeit auf diese Weise zurück. Außerdem habe ich gar nicht die Zeit übrig; hier und da nehme ich sei mir halt [ wenn Ihr längere Zeit nichts von mir lesen solltet, gab's halt noch wichtigeres zu tun ...:)) ]

Mit barfüßig entspannten Grüßen aus Dortmund

Rainer

Ganzjährig barfuß - Dank ans Forum / Best of

Georg @, Stammposter, Tuesday, 06.01.2004, 14:15 (vor 7573 Tagen) @ Rainer_DO

Für alle, die sich nicht, noch nicht, oder nicht oder noch nicht im Winter bzw. bei Frost trauen, barfuß zu gehen: [...] Den Anstoß zum Nachdenken gab mir die Sendung der Hobbythek (http://www.hobbythek.de) im WDR im Dezember 2002 über das Thema Füße. Eines der Teil-Themen lautetete: "Gehen Sie öfters 'mal barfuß!" Danke, dachte ich, meine sprichwörtlichen Eulen sind schon in Athen. Verblüfft war ich erst, als ich in einem Filmbeitrag eine Gruppe Menschen barfuß in herbstlich kühler Scenerie durch eine Wald- und Heidelandschaft gehen sah --offensichtlich mit größtem Vergnügen. [Danke Dir, Georg!]

Hallo Rainer,
wir haben uns ja schon wiederholt darüber ausgetauscht - über den Dank freue ich mich natürlich, die Dreharbeiten am 9. 11. 2002 waren allerdings eher eine "Notlösung" als eine gezielte Werbemaßnahme für das Barfüßern im Herbst. Die Planung des WDR war halt eher kurzfristig.

[...]

- Ich hasse den Winter nicht mehr, nun lächle ich ihn an.
- ich habe eine rundum positivere Einstellung zum Leben.
- Gerade im Winter sprechen mich im wieder Leute interessiert an, denen ich gerne meine positiven Erfahrungen vermittle.
Ratschlag für die Fragenden im Forum ("Wie haltet Ihr das aus?" etc.):
Probiert es bei gemäßigten positiven Temperaturen einfach selbst aus und nähert Euch dann individuell der Frostgrenze. Hinweise anderer sind nützlich, aber nichts geht über das eigene Erleben. Es ist keine Schande, Schuhe im Rucksack spazieren zu tragen. Wenn man sie mehrfach nicht vermißt hat, läßt man sie irgendwann von ganz allein daheim ...

Es ist auch gar keine Schande, gerade im Winter Schuhe zur Sicherheit bei sich zu haben. Schließlich sind sie für genau diesen Zweck (Schutz vor Kälte und widrigen Böden) ursprünglich erfunden worden, und das war gut so!
(Nicht so gut ist, dass Teile der Menschheit die ursprüngliche Absicht später aus den Augen verloren haben.)

Info an alle anderen [aufgrund der Postings der letzten Zeit]:

Nein, ich denke nicht zuviel ans Barfußgehen, ich mach's einfach [auch ohne Aufforderung!] Ich kann auch ohne das Forum leben, habe ihm aber viel zu verdanken. Daher gebe ich meine Erfahrungen gerne von Zeit zu Zeit auf diese Weise zurück. Außerdem habe ich gar nicht die Zeit übrig; hier und da nehme ich sei mir halt [ wenn Ihr längere Zeit nichts von mir lesen solltet, gab's halt noch wichtigeres zu tun ...:)) ]

Das ist ein sehr vernünftiger Standpunkt - und viele andere halten es - zum Glück - ja auch so!
Es ist sicher ganz natürlich, dass der virtuelle Gesprächsbedarf zum Thema nachlässt, je selbbstverständlicher - wie bei Dir - das Barfußgehen wird oder ist. Nicht wenige melden sich dann hier gar nicht mehr, das finde ich schade. Aber Bekanntes muss man tatsächlich nicht alle zwei Tage neu zum Besten geben!
Serfuß gen Osten
von Georg

Ganzjährig barfuß - Dank ans Forum / Best of

RainerL @, Stammposter, Wednesday, 07.01.2004, 13:27 (vor 7572 Tagen) @ Rainer_DO

Hallo Namensvetter !

Ein frohes Neues Jahr noch und Dank Dir für den umfangreichen und interessanten Barfußbericht. Ich finde mich darin wieder. Wir scheinen ja in etwa zum selben Zeitpunkt angefangen zu haben Barfußerfahrungen zu sammeln (ich ab Sommer 2002). Zur Zeit gehe ich allerdings nur selten mal draußen barfuß da ich seit einer Barfußtour von ca. 1,5 Std. vor Weihnachten bei 3 Grad und gefrorenen Böden Schmerzen in den Zehengrundgelenken an einem Fuß habe (wird aber schon wieder besser). War seitdem nur mal kurz im Schnee, tja ist wohl nicht jeder physisch zum Ganzjahresbarfüßer geeignet. Im Gegensatz zu Dir kann ich auch im Job meist barfuß sein und da ich zu Hause sowieso schon länger barfuß bin trage ich nur einen geringen Teil des Tages Schuhe :-)

Den Anstoß zum Nachdenken gab mir die Sendung der Hobbythek (http://www.hobbythek.de) im WDR im Dezember 2002 über das Thema Füße. Eines der Teil-Themen lautetete: "Gehen Sie öfters 'mal barfuß!" Danke, dachte ich, meine sprichwörtlichen Eulen sind schon in Athen. Verblüfft war ich erst, als ich in einem Filmbeitrag eine Gruppe Menschen barfuß in herbstlich kühler Scenerie durch eine Wald- und Heidelandschaft gehen sah --offensichtlich mit größtem Vergnügen. [Danke Dir, Georg!]

Die Sendung habe ich auch gesehen, war sehr interessant. Habe die Sendung auch aufgezeichnet um mal ein "seriöses" Band an der Hand zu haben falls jemand Fragen stellt.

Dieser "gute" Vorsatz hielt nicht 'mal bis Sylvester 2002.

Ab 27.12.2002 war ich barfuß draußen. Anfangs bei 10-8°C nach Stunden nur durch den Regen limitiert, weil meine Regenjacke nicht mehr ganz dicht war, wurde es mit Tag für Tag langsam sinkenden Temperaturen für mich spannender.

So habe ich das auch im Winter 2002/2003 gemacht. Da war allerdings der Vorteil daß da wirklich die Temperaturen stufenweise weniger wurden während diesen Winter doch arge Sprünge vorhanden waren. So konnte ich dieses Jahr einige Tage im November barfuß zur Arbeit fahren während es im Oktober dafür oft zu kalt war. Tja das Wetter spielt verrückt ...

-Die bisher kälteste Temperatur: -6 °C; ich stand 22 Minuten lang am Bahnhof auf dem Beton des Bahnsteigs --ein bischen Fußgymnastik im Stand, das war's ...

Da beneide ich Dich daß Du das schaffst. Nach meinen Barfußerfahrungen vom letzten Jahr (Erfrierungen bei -11 Grad) gehe ich bei diesen Temperaturen nicht mehr barfuß raus.

- Ich fühle mich super und friere viel weniger. Trug ich sonst im Winter lange Unterhosen, extra dicke Socken und Schuhe mit extra dicker Sohle sowie Handschuhe, so brauche ich dies alles überhaupt nicht mehr, Die mir angenehme Raumtemperatur ist nun 3°C niedriger --18 bis 19°C statt 21 bis 22°C [spart auch noch Energie und Geld, aber das ist kein Grund, sondern nur ein Nebeneffekt ...]

Das geht mir ähnlich. Auch meine Raumtemperatur ist oft bei 18-19 Grad und ich finde es angenehm. Auch trage ich bei 18-19 Grad zu barfuß nur Jeans und Hemd. Früher oft bei über 20 Grad zusätzlich Pullover und geschlossene Schuhe mit Socken. Scheint der Abhärtungsprozeß zu sein der einen kälteunempfindlicher werden läßt :-)


Ratschlag für die Fragenden im Forum ("Wie haltet Ihr das aus?" etc.):
Probiert es bei gemäßigten positiven Temperaturen einfach selbst aus und nähert Euch dann individuell der Frostgrenze. Hinweise anderer sind nützlich, aber nichts geht über das eigene Erleben. Es ist keine Schande, Schuhe im Rucksack spazieren zu tragen. Wenn man sie mehrfach nicht vermißt hat, läßt man sie irgendwann von ganz allein daheim ...

Guter Ratschlag !

Mit barfüßig entspannten Grüßen aus Dortmund
Rainer

dito
Rainer L.

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