Barfußerlebnis im Gefängnis (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Monday, 05.01.2004, 19:54 (vor 7574 Tagen)

Ich beneide alle, die die Festtage in Freiheit verbringen durften und nicht wie ich im "Gefängnis" verbracht haben. Eine richtige Gefängnisstrafe wäre leichter zu ertragen gewesen als "Wohnhaft" im Elternhaus. Als "Anstaltskleidung" waren zwar kein "gestreifer Arbeitsanzug" und keine schwere Eisenkugel obligatorisch, dafür aber ein dicker Wollpullover (von meinem Vater geliehen, meinen eigenen habe ich in der Schweiz gelassen), lange Hosen (der Dezember gehört zu den Monaten mit "r") und selbstverständlich Schuhe (dieses scheint vernünftig im Elternhaus, soweit man nicht das Bedürfnis hat, in Stecknadeln, Heftzwecken usw. zu treten (meine Mutter ver(sch)wendet zwar recht viel Zeit mit "Saubermachen", aber dank ihrer nicht mehr allzu guten Augen würde ich die Tätigkeit eher als "Aktivität vortäuschen" bezeichnen.
In der ersten Nacht erwachte ich infolge Druck auf der Blase. Ohne Überlegung ging ich zur nahen Toilette, ohne Hausschuhe anzuziehen und Licht anzuschalten (mache ich in der Schweiz auch nicht, solange meine Eltern nicht zu Besuch sind). Zurück auf dem Flur, da wurde plötzlich das Licht angeschaltet und meine "liebe" Mutter stand im Türrahmen zum Schlafzimmer. Als sie mich sah, schimpfte sie: "Michael, hast du gestern soviel Bier getrunken, daß du nicht einmal mehr in der Lage bist, Hausschuhe anzuziehen? Los, wasch dir die Füße, trockne sie gut ab. Ich hole die Schuhe, die ziehst du dann an und gehst damit zurück!" Ich führte ihren Sattelbefehl kommentarlos aus, da ich meinen Vater und meinen Bruder (er war auch nur zu Besuch) nicht im Schlaf zu stören. Erst als ich wieder im Bett war, fiel mir ein, daß meine Mutter nicht ausdrücklich befohlen hatte, die Schuhe vors Bett zu stellen und dann ohne Schuhe wieder zu schlafen. Hätte ich sie anbehalten sollen? Möglicherweise für den Fall, daß ich von Glasscherben träume und dort nicht hineintreten sollte? So ist halt meine 74jährige Mutter! Sie geht mit ihrem 47jährigen Sohn wirklich so fürsorglich um wie mit einem kleinen Kind. Sie meint es wirklich nur gut und kann es gar nicht begreifen, daß es Leute gibt, die so etwas nicht zu schätzen wissen.
Dieses war mein einziges "Barfußerlebnis" bei meinen Eltern in Norddeutschland. Nun habe ich meine zweiwöchige Haft abgesessen und bin wieder zurück in der Schweiz. Mein Bruder wurde auch von meiner Mutter begnadigt, er hat sogar einen Erholungsurlaub nötig. Lediglich mein Vater (nur seinetwegen reise ich zu Weihnachten in den Norden und ertrage die "Tierquälereien", die mir meine Mutter zufügt) ist wirklich ein "armer Siech". Seine Strafe lautet "lebenslänglich".
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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