Barfuß in Gambia (Hobby? Barfuß! 2)

Carsten, Monday, 24.11.2003, 16:13 (vor 7616 Tagen)

Hallo, Leute,

aus Westafrika zurück, finde ich etwas Zeit für einen kurzen Reisebericht.

Das kleinste Land Afrikas ist nicht viel mehr als der gleichnamige Fluß und ein bißchen Ufer rechts und links mit tropischer Vegetation am Ufer, Steppenlandschaft im abgelegneren Teil. Sonne pur und Temperaturen bis 38 Grad sind Dank der recht geringen Luftfeuchte ganz gut auszuhalten. Insofern macht sich die trockene Wüstenluft der nicht so fernen Sahara positiv bemerkbar.

Die breite Mündung des Gambia und bis tief ins Land hinein besteht der Fluß aus Salzwasser. Im Mündungsgebiet kann man Delfine bewundern. Weiter hinten im Süßwasserteil die Nasenlöcher und Öhrchen von Flußpferden. Krokodile sind ebenso einheimisch wie Hunderte Vogelarten und diverse Affen.

Das Reisen ins Hinterland ist trotz geringer Entfernungen beschwerlich, da die Straße bald nach der Küste eine reine Kraterlandschaft ist. So braucht man für die 306 km von der Hauptstadt Banjul (ehemals Bathurst) nach Janjang-Buhre (früher Georgetown) satte 8 Stunden. Dafür kann man dort mit Wassu das 'Stonehenge Afrikas' bewundern, rätselhafte Steinkriese, längst nicht so gewaltig, aber im Licht der Abendsonne im mannshohen Elefantengras nicht minder mystisch.

Die Geschichte Gambias ist geprägt von der Sklaverei. So ist der berühmteste Gambier Kunta Kinte ("Roots"). Dessen Nachfahrin in siebter generation Binta Kinte kann man in Juffureh besuchen. Auf einer Insel, St. James Island, unweit im Gambia-Fluß ist das Fort, das Ausgangspunkt für die Sklavenschiffe in die Neue Welt war. In winzigen Räumen wurden bis zu 30 Sklaven gehalten, die durch kleine Öffnungen mit minimal Wasser und Nahrung versorgt wurden. Wer nicht gestorben war in den 14 Tagen, war kräftig genug für die Baumwollfelder.

Barfuß laufen dort eigentlich nur die Kinder. Irgendwelche einfachen Latschen hat jeder Erwachsene. Ausnahmen: einige nomadisierende Völker im Hinterland. Wegen der staubigen Straßen ist das Laufen mit nackten Füßen eigentlich ganz angenehm. Aufpassen muß man an der Küste auf den Muschelpisten, die Straßen sind dort zum Teil wirklich mit Muscheln asphaltiert, die manchmal - wenn sie noch nicht so abgefahren sind - ordentlich pieken können. Die Warnung vorab wegen viel Unrat auf den Wegen, an dem man sich verletzen kann, ist berechtigt, aber da es sich um größere Teile handelt, hat man sie eigentlich immer sicher im Blick.

In den Unterkünften - auch den richtig touristischen - zeigten sich die Einheimischen sehr tolerant. Irritierte Blicke, weil ich etwa barfuß zum Buffet ging, gab es eigentlich nur von den anderen Touris.

Auf jeden Fall empfehlenswert, da noch recht ursprünglich und wenig touristisch versaut.

Gruß,

Carsten


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