Barfußfreundliches Zürich? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Wednesday, 19.11.2003, 06:49 (vor 7621 Tagen) @ Mike S

"Ist Zürich eigentlich allgemein gesehen eine barfussfreundliche Stadt?
Ich war diesen Sommer kurz im Klassenlager in der Nähe von Zürich und als wir zwei Ausflüge nach Zürich unternahmen, fiel mir auf, dass trotz der Hitze (ich glaube, über 30 Grad), niemand barfuss war und auch fast niemand mit Flip-Flops."

Hallo Mike,
die Definition "barfußfreundlich" kann unterschiedlich sein. Zum Beispiel aus "morphologischen" Gründen. Wenn etwa eine Stadt viele saubere Grünflächen (ohne Diesteln, Scherben, glatte Parkwege) besitzt, ist sie barfußfreundlich. Das gilt auch für Fußgängerzonen. Wenn aber überall rauhe Wege sind, überall Scherben herumliegen, überall Baustellen sind, dann ist sie barfußfeindlich. Eine Stadt kann aber auch aufgrund der Leute barfußfeindlich sein. Wird man aus einem Laden, einem Restaurant, einer Kirche, einem Museum gleich rausgeschmissen, wenn man ohne Schuhe aufkreuzt? Gerät man ohne Schuhe gleich in die Fänge der Polizeischergen? Wird man von Fremden dumm angestarrt oder nicht?
Ich selber wohne etwa 65 km von Zürich entfernt, habe dort im Prinzip eigentlich nichts spezielles zu suchen. Da ich weiterhin kein Auto besitze, bin ich auch nicht allzu häufig in der Stadt. Bei 30°C ist der Asphalt sicher vielen zu heiß zum Barfußlaufen, aber das würde nicht erklären, weshalb kaum Flipflopträger vorhanden waren. Zürich besitzt recht viele Grünanlagen am See, dort sind im Sommer eigentlich viele Leute barfuß. Oder warst Du während der heißen Jahreszeit nicht in irgendwelchen Parks, sondern ausgerechnet in einem Gebiet, wo sich eine Bankgesellschaft an die andere reiht? Wer im Sommer Freizeit hat, begibt sich bei gutem Wetter sicher nicht ins Bankenviertel. Also trifft man dort nur Geschäftsleute, bei denen vielleicht ein Krawattenzwang herrscht.
In meinen Augen ist Zürich nicht barfußfeindlich: Es gibt viele Parks, viele gut begehbare Wege, eine gut funktionierende Straßenreinigung. Was Toleranz von Laden- und Restaurantbesitzern, Pfarrern, Museumswächtern usw. anbelangt, kann ich nichts zu sagen, weil ich noch nie versucht habe, ohne Schuhe dort hinein zu kommen (weniger aus Angst, sondern weil ich nicht das Verlangen etwa nach einem Museum hatte). Was die Toleranz anderer Leute anbelangt, so gibt es in Zürich erstaunlich wenig Probleme, wie ich ja letzten Samstag (15.11.2003) festgestellt habe. Im allgemeinen ist die Toleranz gegenüber Barfüßern in Großstädten größer als in Bauerndörfern, in Kantonen mit überwiegend reformierter Bevölkerung größer als in denen mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Wenn eine Stadt an einem großen Fluß liegt, der sich im Sommer als Badegewässer eignet (z.B. der Rhein in Basel), dann wird man nicht einmal schief angeschaut, wenn man nur in der Badehose den Weg zum "Umkleideplatz" zurückgeht.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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