Ohne Schuhe in Zürich... (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Monday, 17.11.2003, 13:38 (vor 7623 Tagen)

... weil Zürich nicht Zofingen ist.
Letzten Samstag (15.11.2003) hatte der Wetterbericht sonniges Wetter angekündigt, also ideal zum Velofahren. Als ich mich gegen 8.30 Uhr auf den Weg machte, war es allerdings noch neblig bei 5°C, was für Zofinger Verhältnisse normal ist. In Flipflops radelte ich los mit der Begründung, daß ich sie schnell ausziehen konnte (womöglich während der Fahrt, ohne anzuhalten), wenn es zu warm wird. Sicherheitshalber hatte ich aber auch warme Turnschuhe dabei, beinahe hätte ich sie auch benötigt, weil die Füße vor Nebelnässe zu schmerzen begannen. Zwischen Lenzburg und Wohlen verschwand der Nebel, langsam wurde es wärmer. Nachdem ich nach der Abfahrt vom Mutschellen das letzte Waldstück vor Dietikon erreicht hatte, "entsorgte" ich Jacke und Schuhe in der Packtasche. Am Limmatufer radelte ich weiter Richtung Zürich, erst zum Hauptbahnhof, dann zur Bahnhofstraße, wo meine fehlenden Schuhe in Kombination mit T-Shirt und nicht-Petersdom-konformer Hose höchstens Kommentare wie "Der Sommer ist wieder da" hervorrief. Nach einer weiteren Rundfahrt durch Zürichs Straßen gelangte ich auch in die Seefeldstraße, wo ich wegen der Einbahnregelung schieben mußte. Da kam mir wahrhaftig eine blaue Schlange, die etliche Menschen "verschlungen" hatte, entgegen. Es war die "Krimi-Kobra", ein Sonderfahrzeug der Straßenbahn. War meine Aufmachung denn kriminell? Sicher nicht! Dagegen war das Verhalten eines Mannes kriminell, der in Turnschuhen ohne Socken und mit nicht zugebundenen Schürbändern durch die Stadt radelte. Kriminell deswegen, weil er die Einbahnregelung mißachtete (und weil offene Schnürbänder beim Radfahren ein erhöhtes Unfallrisiko bergen). Nahe der "Bellevue" standen 2 Leute mit Plakaten, auf denen stand: "weil Zürich nicht Hinwil (bzw. Bülach) ist". Dann schob ich mein Velo am Seeufer zur entlang zum Freibad Tiefenbrunnen, wo ich Mittagspause machte. Zum Baden war es mir zu kalt, aber ich konnte es nicht unterlassen, durch das Wasser zu waten. Hier fiel meine sommerliche Kleidung nicht auf. Als ich das Rad aber wieder zurück Richtung Quaibrücke schob, mehrten sich die komischen Blicke, speziell bei Kindern. Ein Kind im Wintermantel mit Mütze und Handschuhen sagte zum Vater: "Der läuft ja barfuß!" "Der kommt sicher vom Baden!" war die Antwort. Als mich ein Erwachsener fragte, warum ich in der Stadt barfuß laufe, antwortete ich: "Weil Zürich nicht Zofingen ist!" Ein anderer Mann warnte mich vor Glasscherben auf dem Weg. Ich radelte die Seefeldstraße stadtauswärts, kreuzte beim Bahnhof Tiefenbrunnen die S-Bahn und folgte dem beschilderten Radweg bis Erlenbach, zurück fuhr ich die Straße am Seeufer bis Anfang Zürich und schob wieder das Rad am Ufer entlang und dann durch die Straßen des "Niederdorfes", wo einige Scherben lagen. Hier erntete ich mehr dumme Bemerkungen, speziell von "Halbstarken". Vom "Central", wo ich mich durch ein wahres "Tramdurrenand" bahnen mußte, radelte ich via Platzspitz, Höngg, Weiningen und Wettingen nach Baden. In der Altstadt sahen mich Leute ungläubig an, als ich das Velo eine steile Treppe hoch trug. Hinter Baden suchte ich mir ein Waldstück an der Nationalbahn aus, wo ich eine Pause machte. Als ich mich wieder, es war schon dunkel, auf den Weg machte, mußte ich die Jacke wieder anziehen. Und Schuhe? Das wollte ich noch mindestens bis Mellingen oder gar Lenzburg verschieben. Aber es sollte noch einiges geschehen, was genug Stoff für einen weiteren Beitrag liefert!
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Ohne Schuhe in Zürich...

Mike S, Tuesday, 18.11.2003, 20:15 (vor 7622 Tagen) @ Michael aus Zofingen

... weil Zürich nicht Zofingen ist.
Letzten Samstag (15.11.2003) hatte der Wetterbericht sonniges Wetter angekündigt, also ideal zum Velofahren. Als ich mich gegen 8.30 Uhr auf den Weg machte, war es allerdings noch neblig bei 5°C, was für Zofinger Verhältnisse normal ist. In Flipflops radelte ich los mit der Begründung, daß ich sie schnell ausziehen konnte (womöglich während der Fahrt, ohne anzuhalten), wenn es zu warm wird. Sicherheitshalber hatte ich aber auch warme Turnschuhe dabei, beinahe hätte ich sie auch benötigt, weil die Füße vor Nebelnässe zu schmerzen begannen. Zwischen Lenzburg und Wohlen verschwand der Nebel, langsam wurde es wärmer. Nachdem ich nach der Abfahrt vom Mutschellen das letzte Waldstück vor Dietikon erreicht hatte, "entsorgte" ich Jacke und Schuhe in der Packtasche. Am Limmatufer radelte ich weiter Richtung Zürich, erst zum Hauptbahnhof, dann zur Bahnhofstraße, wo meine fehlenden Schuhe in Kombination mit T-Shirt und nicht-Petersdom-konformer Hose höchstens Kommentare wie "Der Sommer ist wieder da" hervorrief. Nach einer weiteren Rundfahrt durch Zürichs Straßen gelangte ich auch in die Seefeldstraße, wo ich wegen der Einbahnregelung schieben mußte. Da kam mir wahrhaftig eine blaue Schlange, die etliche Menschen "verschlungen" hatte, entgegen. Es war die "Krimi-Kobra", ein Sonderfahrzeug der Straßenbahn. War meine Aufmachung denn kriminell? Sicher nicht! Dagegen war das Verhalten eines Mannes kriminell, der in Turnschuhen ohne Socken und mit nicht zugebundenen Schürbändern durch die Stadt radelte. Kriminell deswegen, weil er die Einbahnregelung mißachtete (und weil offene Schnürbänder beim Radfahren ein erhöhtes Unfallrisiko bergen). Nahe der "Bellevue" standen 2 Leute mit Plakaten, auf denen stand: "weil Zürich nicht Hinwil (bzw. Bülach) ist". Dann schob ich mein Velo am Seeufer zur entlang zum Freibad Tiefenbrunnen, wo ich Mittagspause machte. Zum Baden war es mir zu kalt, aber ich konnte es nicht unterlassen, durch das Wasser zu waten. Hier fiel meine sommerliche Kleidung nicht auf. Als ich das Rad aber wieder zurück Richtung Quaibrücke schob, mehrten sich die komischen Blicke, speziell bei Kindern. Ein Kind im Wintermantel mit Mütze und Handschuhen sagte zum Vater: "Der läuft ja barfuß!" "Der kommt sicher vom Baden!" war die Antwort. Als mich ein Erwachsener fragte, warum ich in der Stadt barfuß laufe, antwortete ich: "Weil Zürich nicht Zofingen ist!" Ein anderer Mann warnte mich vor Glasscherben auf dem Weg. Ich radelte die Seefeldstraße stadtauswärts, kreuzte beim Bahnhof Tiefenbrunnen die S-Bahn und folgte dem beschilderten Radweg bis Erlenbach, zurück fuhr ich die Straße am Seeufer bis Anfang Zürich und schob wieder das Rad am Ufer entlang und dann durch die Straßen des "Niederdorfes", wo einige Scherben lagen. Hier erntete ich mehr dumme Bemerkungen, speziell von "Halbstarken". Vom "Central", wo ich mich durch ein wahres "Tramdurrenand" bahnen mußte, radelte ich via Platzspitz, Höngg, Weiningen und Wettingen nach Baden. In der Altstadt sahen mich Leute ungläubig an, als ich das Velo eine steile Treppe hoch trug. Hinter Baden suchte ich mir ein Waldstück an der Nationalbahn aus, wo ich eine Pause machte. Als ich mich wieder, es war schon dunkel, auf den Weg machte, mußte ich die Jacke wieder anziehen. Und Schuhe? Das wollte ich noch mindestens bis Mellingen oder gar Lenzburg verschieben. Aber es sollte noch einiges geschehen, was genug Stoff für einen weiteren Beitrag liefert!
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Ist Zürich eigentlich allgemein gesehen eine barfussfreundliche Stadt?
Ich war diesen Sommer kurz im Klassenlager in der Nähe von Zürich und als wir zwei Ausflüge nach Zürich unternahmen, fiel mir auf, dass trotz der Hitze (ich glaube, über 30 Grad), niemand barfuss war und auch fast niemand mit Flip-Flops.
Viele Grüsse
Mike S

Barfußfreundliches Zürich?

Michael aus Zofingen @, Wednesday, 19.11.2003, 06:49 (vor 7621 Tagen) @ Mike S

"Ist Zürich eigentlich allgemein gesehen eine barfussfreundliche Stadt?
Ich war diesen Sommer kurz im Klassenlager in der Nähe von Zürich und als wir zwei Ausflüge nach Zürich unternahmen, fiel mir auf, dass trotz der Hitze (ich glaube, über 30 Grad), niemand barfuss war und auch fast niemand mit Flip-Flops."

Hallo Mike,
die Definition "barfußfreundlich" kann unterschiedlich sein. Zum Beispiel aus "morphologischen" Gründen. Wenn etwa eine Stadt viele saubere Grünflächen (ohne Diesteln, Scherben, glatte Parkwege) besitzt, ist sie barfußfreundlich. Das gilt auch für Fußgängerzonen. Wenn aber überall rauhe Wege sind, überall Scherben herumliegen, überall Baustellen sind, dann ist sie barfußfeindlich. Eine Stadt kann aber auch aufgrund der Leute barfußfeindlich sein. Wird man aus einem Laden, einem Restaurant, einer Kirche, einem Museum gleich rausgeschmissen, wenn man ohne Schuhe aufkreuzt? Gerät man ohne Schuhe gleich in die Fänge der Polizeischergen? Wird man von Fremden dumm angestarrt oder nicht?
Ich selber wohne etwa 65 km von Zürich entfernt, habe dort im Prinzip eigentlich nichts spezielles zu suchen. Da ich weiterhin kein Auto besitze, bin ich auch nicht allzu häufig in der Stadt. Bei 30°C ist der Asphalt sicher vielen zu heiß zum Barfußlaufen, aber das würde nicht erklären, weshalb kaum Flipflopträger vorhanden waren. Zürich besitzt recht viele Grünanlagen am See, dort sind im Sommer eigentlich viele Leute barfuß. Oder warst Du während der heißen Jahreszeit nicht in irgendwelchen Parks, sondern ausgerechnet in einem Gebiet, wo sich eine Bankgesellschaft an die andere reiht? Wer im Sommer Freizeit hat, begibt sich bei gutem Wetter sicher nicht ins Bankenviertel. Also trifft man dort nur Geschäftsleute, bei denen vielleicht ein Krawattenzwang herrscht.
In meinen Augen ist Zürich nicht barfußfeindlich: Es gibt viele Parks, viele gut begehbare Wege, eine gut funktionierende Straßenreinigung. Was Toleranz von Laden- und Restaurantbesitzern, Pfarrern, Museumswächtern usw. anbelangt, kann ich nichts zu sagen, weil ich noch nie versucht habe, ohne Schuhe dort hinein zu kommen (weniger aus Angst, sondern weil ich nicht das Verlangen etwa nach einem Museum hatte). Was die Toleranz anderer Leute anbelangt, so gibt es in Zürich erstaunlich wenig Probleme, wie ich ja letzten Samstag (15.11.2003) festgestellt habe. Im allgemeinen ist die Toleranz gegenüber Barfüßern in Großstädten größer als in Bauerndörfern, in Kantonen mit überwiegend reformierter Bevölkerung größer als in denen mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Wenn eine Stadt an einem großen Fluß liegt, der sich im Sommer als Badegewässer eignet (z.B. der Rhein in Basel), dann wird man nicht einmal schief angeschaut, wenn man nur in der Badehose den Weg zum "Umkleideplatz" zurückgeht.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

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