Barfüssiger Stadtbummel mit kleinen Nettigkeiten (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Monday, 10.11.2003, 16:10 (vor 7630 Tagen)

Letzten Mittwoch war ich barfuß in Bamberg unterwegs. Ich wollte eine bestimmte Kugelschreibermine von Parker kaufen. Der Praktikant bei Karstadt suchte vergebens. Die Frau an der Kasse schickte ihn dann eine Kollegin für die Kasse zu holen, damit sie suchen konnte. Nach einer Weile fand sie das Gewünschte. Ziemlicher Aufwand für einen kleinen Artikel. Dann kaufte ich bei der Confeserie Storath handgemachte Trüffelpralinen. Ich ließ meine Mischung zusammenstellen.
Die 104 Gramm wurden nach unten abgerundet und ich erhielt noch eine gratis dazu. Bei Gramms trank ich einen Kaffee. Ich vergaß mein Bonusheft abstempeln zu lassen. Beim Verlassen der Filiale wollte ich dies nachholen und erhielt von der Verkäuferin gleich zwei Stempel.
Da ich zu Hause immer noch keinen Internetanschluß habe, war ich hier in der Buchhandlung Hübscher. Ich hätte 4,50 Euro zu zahlen gehabt und der Betrag wurde auf 4 Euro abgerundet.
Kleinigkeiten aber trotzdem. Lags daran, daß ich barfuss war oder einfach nur daran, dass es ein schöner Tag war und die Leute gute Laune hatten?

Lothar

Barfüssiger Stadtbummel mit kleinen Nettigkeiten

Gerhard-Z @, Monday, 10.11.2003, 16:17 (vor 7630 Tagen) @ Lothar

Hi Lothar,

Ganz einfach: Praktikanten in Kaufhäusern finden nie etwas. Die Kassiererin hatte keinen Bock mehr auf ihre Kasse und hat die Mine als Gelegenheit gesehen, sich aus dem Staub zu machen.
Von den Trüffelpralinen haben die so viele hergestellt, daß sie sie nicht verkaufen konnten, bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht war. Und da Entsorgung heutzutage sehr teuer ist....
Die Verkäuferin bei Gramms hat wahrscheinlich gedacht, daß Du gleich nochmal nen Kaffe trinkst und deshalb zwei Stempel vergeben.
Die Buchhandlung war wahrscheinlich so happy, daß endlich mal wieder Einer im Laden was gekauft hat, daß sie gleich völlig den Bezug zur Realität verloren hat.
Du siehst, es gibt für alles eine vernünftige Erklärung

MFG

Gerhard

Barfüssiger Stadtbummel mit kleinen Nettigkeiten

Tiziana, Stammposter, Tuesday, 11.11.2003, 11:13 (vor 7629 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,

Kleinigkeiten aber trotzdem. Lags daran, daß ich barfuss war oder einfach nur daran, dass es ein schöner Tag war und die Leute gute Laune hatten?

Ich glaube, es liegt vielmehr daran, dass Du nett bist. Vielleicht auch nett und barfuss, aber vor allen nett.
Nettigkeiten sind übrigens in Deutschland alles Andere als selten.

Ich habe oft erzählt, dass ich jeden Sommer zu Euch komme, und dass ich sehr oft von Deutschlandsweh befallen bin.
Dass ich in Deutschland angekommen bin, merke ich jedes Mal daran, dass mir jemand ganz spontan beim Gepäcktragen helfen will.
In den Buchhandlungen kriege ich auch oft etwasgeschenkt, wohl weil ich dort haufenweise kaufe: Ich lese ziemlich viel, und ich will einen Vorrat an Lektüren in deuscher Sprache haben, der für den ganzen Winter ausreicht. (Deshalb kaufe ich oft mehr, als ich tatsächlich brauche!)

Ob das an den nackten Füssen liegt, weiss ich nicht: Ich bin den ganzen Sommer lang nur barfuss unterwegs, deshalb kann ich das nicht beurteilen.
Aber die Freundlichkeit der Deutschen kenne ich gut. Die kann ich nur bestätigen.

Ich weiss, es ist nur eine blöde phsychologische Einstellung, aber bei mir vertragen sich Schuhe und Bücher überhaupt nicht. In Buchhandlungen, Büchereien und Bibliotheken muss ich einfach barfuss sein, da kann ich mich unmöglich in Schuhen vorstellen. Ich weiss nicht warum, aber es ist halt so.
Und ich habe neulich erfahren, dass mich hier viele als die Barfussläuferin mit dem Buch in der Hand beschreiben. Das liegt wohl daran, dass ich immer ein Buch in der Tasche habe, zu dem ich immer dann greife, wenn ich z.B. Schlange stehe, mich in irgendwelchem Warteraum befinde oder im Friseursalon mit der Haarkolorationsmarmelade auf dem Kopf unbeweglich sitzen muss.
Viele bemerken lächelnd, dass ich im Winter meine Schuhe ausziehe, wenn ich lese, was mich auch zum Staunen bringt.

Grüsse aus Italien.
Tiziana

Schuhe und Bücher

Joachim, Tuesday, 11.11.2003, 14:21 (vor 7629 Tagen) @ Tiziana

Liebe Tiziana,

ich kann Dir nur zustimmen: Schuhe und Bücher - das verträgt sich nicht. Zuhause bin ich ja nun immer barfuß, also auch beim Lesen und Schreiben (ich arbeite als Lektor und Übersetzer). Aber selbst in öffentlichen Bibliotheken könnte ich mich niemals konzentriert mit Texten befassen, ohne mich zuvor meiner Schuhe und Strümpfe entledigt zu haben: barfuß liest und denkt und schreibt es sich eben besser! Oder meinst Du, das ist nur bei uns "barfüßigen Seelen" der Fall?

Schöne Grüße nach Italien!
Joachim

Schuhe und Bücher

Tiziana, Stammposter, Tuesday, 11.11.2003, 14:36 (vor 7629 Tagen) @ Joachim

Hallo Joachim,

(ich arbeite als Lektor und Übersetzer).

Ich bin auch Berufsübersetzerin, und das seit 15 Jahren.
Barfussläuferin bin ich sogar schon länger.

Oder meinst Du, das ist nur bei uns "barfüßigen Seelen" der Fall?

Das weiss ich nicht. Mal sehen was andere hier antworten, wenn andere überhaupt antworten.
Bei mir ist es halt so.

Liebe kollegiale Grüsse an Dich und liebe Grüsse an alle.
Tiziana

Schuhe und Bücher

Roland Schorno, Tuesday, 11.11.2003, 15:46 (vor 7629 Tagen) @ Joachim

Aber gerade in den USA wird man offenbar in Bibliotheken als Barfüsser besonders oft rausgeschmissen. Die fahren vermutlich auf Springer - Stiefel ab.
Die USA-Bürger sind wirklich ein extrem krankes Volk. Dabei wären das ja ehemalige Europäer.

Schuhe und Bücher

Michael aus Zofingen @, Wednesday, 12.11.2003, 06:48 (vor 7628 Tagen) @ Joachim

"Schuhe und Bücher - das verträgt sich nicht"

Hallo Joachim,
gedanklich kann ich Dir zustimmen. Aber selber praktiziert habe ich es nur, wenn ich zu Hause, am Strand oder auf einer Parkbank ein Buch lese. In der "meiner" Bibliothek trage ich grundsätzlich Schuhe (sowie Krawatte und lange Hosen). Neben meiner Haupttätigkeit als Entwicklungschemiker leite ich nämlich die (nicht öffentlich zugängliche) Firmenbibliothek. Meine dortige Aufgabe ist aber nicht das Lesen von Büchern, sondern das Katalogisieren. Die Bücher die dort stehen, sind keine Romane (die man besser barfuß liest), sondern Fachbücher, die man nicht stundenlang liest, sondern in denen man was sucht, etwas herauskopiert und dann wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgeht. Während dieses kurzen Aufenthaltes in der Bibliothek würde es keinem meiner Kollegen (Chemiker, Laboranten, Betriebsmeister) einfallen, die Schuhe auszuziehen, um sie kurze Zeit später wieder anzuziehen (in Chemielabors und Fabrikationsanlagen ist das Tragen von Schuhen aus verständlichen Gründen ein Obligatorium). Da etliche auch mit Arbeitsschuhen in die Bibliothek kommen, ist sie nicht wie eine Stadt- oder Unibibliothek mit Teppichboden ausgelegt, sondern mit Linoleum, was auch nicht gerade ein Anreiz ist, ohne Schuhe dort zu arbeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Okay, okay ...

Joachim, Wednesday, 12.11.2003, 20:14 (vor 7627 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Lieber Michael,

ich hatte bei meinem Beitrag freilich nur "öffentliche" Bibliotheken im Sinn. Daß man sich in einer Firmenbibliothek, die man in der Regel nur betritt, um kurz irgendetwas nachzuschlagen, nicht seiner Schuhe entledigt, versteht sich von selbst - ebenso wie die Tatsache, daß Du als Leiter einer solchen Einrichtung Deiner Arbeit dort kaum barfuß nachgehen kannst: das würde ich an Deiner Stelle wohl auch nicht tun. Ich hingegen befasse mich - als Lektor wie als Übersetzer - vor allem mit philosophischen und sozial- oder kulturwissenschaftlichen Texten, sodaß ich oftmals stunden- oder tagelang in der Bibliothek zubringe, wo ich zum stets barfüßigen Arbeiten immer am selben Platz sitze. Und ganz in meiner Nähe gibt es dort übrigens noch zwei Frauen, die auch meistens barfuß sind und mir häufig komplizenhaft zulächeln. In solch angenehmer Umgebung macht die Arbeit doch gleich doppelt Spaß, oder?

Schöne Grüße
Joachim

Barfüssiger Stadtbummel mit kleinen Nettigkeiten

Mike S, Tuesday, 11.11.2003, 20:21 (vor 7628 Tagen) @ Tiziana

Ich weiss, es ist nur eine blöde phsychologische Einstellung, aber bei mir vertragen sich Schuhe und Bücher überhaupt nicht. In Buchhandlungen, Büchereien und Bibliotheken muss ich einfach barfuss sein, da kann ich mich unmöglich in Schuhen vorstellen. Ich weiss nicht warum, aber es ist halt so.

Hallo Tiziana

Ich kann das Gefühl gut nachempfinden. Leider hätte ich nicht den Mut hier barfuss in die Bibliothek zu gehen. Dank meines Interesse an Geschichte bin ich bei den meisten Archiven oder Bibliotheken in der Umgebung bereits bekannt (oder berüchtigt). Auch am Gymnasium würde ich mir das nicht getrauen.
Die Schule ist recht übersichtlich, so dass fast jeder den anderen kennt, was sowohl Vorteile als auch Nachteile haben kann.
Viele Grüsse
Mike S

Barfüssiger Stadtbummel mit kleinen Nettigkeiten

JoachimGe, Tuesday, 11.11.2003, 19:09 (vor 7629 Tagen) @ Lothar

Kleinigkeiten aber trotzdem. Lags daran, daß ich barfuss war oder einfach nur daran, dass es ein schöner Tag war und die Leute gute Laune hatten?
Lothar

Bis auf einen Beinahe-Rauswurf in einem REWE Geschäft habe ich auch nur positive Erfahrungen beim Einkaufen gemacht - wenn denn überhaupt Reaktionen kamen:

So war ich mit dem Rad zu einem Dampfschifftreffen im Alten Schiffshebewerk nach Henrichenburg gefahren. Abschließend kaufte ich mir im Museumsladen noch ein Buch über das Museum. Und bekam noch eine Stofftüte mit Bildaufdruck dazu: "Machen Sie Werbung für unser Museum" sagte die nette Dame an der Kasse. Was ich natürlich gerne und oft tue ! Das Museum war barfuss übrigens "genial". Die verschiedensten Böden liessen den Besuch auch für die Füsse nie langweilig werden, nur auf den sonnenbeschienenen Stahldecks der Schiffe war es etwas warm. Aber Kühlwasser war ja genügend vorhanden.

Ein anderes Mal kaufte ich kurz vor Feierabend eine Spiegelreflexkamera. Obwohl ich mit der Kamera in der Hand mehrfach zum Ausprobieren zur Ladentüre gegangen war, bemerkte der Verkäufer erst ganz zum Schluss, als er hinter mir abschliessen wollte, dass ich barfuss war. Dann haben wir uns noch lange über unterhalten, über das tolle Gefühl ohne Schuhe unterwegs zu bis zu seiner Sammelleidenschaft für alter Spiegelreflexkameras.

Nach meinen Erfahrungen ruft man bei vielen Menschen barfuss positive Reaktionen hervor ! Sei es, seil sie es auch gerne machen (würden), weil es einfach eine unbeschwerte, positive Lebenseinstellung zeigt oder weil es sie an schöne Urlaubserlebnisse erinert.

Und lustig ist es manchmal auch: Im Frühjahr kaufte ich im Vorverkauf 3 Karten für eine Opernpremiere im Aalto Theater in Essen. Wir mussten etwas anstehen, hinter mir eine sehr elegant gekleidete ältere Dame, ich selbst hatte ein bunt gemustertes Hemd und Jeans, aber eben keine Schuhe an. Die Dame schaute mich immer wieder an, und immer wieder der Blick nach unten. Und als sie dann bemerkte, dass ich für die 3 Karten einen Betrag bezahlte, der locker auch für 3 Paar Schuhe gereicht hätte, meinte sie, ob ich mir denn nicht erst einmal Schuhe kaufen wollte, bevor ich so viel Geld für Opernkarten ausgebe :-). In der Vorstellung waren wir übrigens mit Schuhen.

weiter viel barfüssiger Spass

JoachimGe

PS: Bisher hatte ich hier unter QJ6319, meinem Eisenbahn-Nickname, oder unter Joachim gepostet. Da es noch einen J. gibt , ab sofort JoachimGe(lsenkirchen)

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