Barfuß - Stellwand (Hobby? Barfuß! 2)

Projektleiter, Saturday, 08.11.2003, 20:34 (vor 7631 Tagen)

Hallo zusammen,
auf Vorschlag einer Kollegin, die als Klassenlehrerin eine Barfußwanderung im Juni diesen Jahres begleitet hat (ich habe davon hier nicht berichtet), haben wir zum heutigen "Tag der Offenen Tür" für interessierte Eltern von Viertklässer(inne)n eine Stellwand über den Ausflug gestaltet.
Wie bei solchem Ansturm immer (bei uns laufen bei dieser Gelegenheit um die 300 Personen zusätzlich herum) konnte ich die Beachtung dieser Stellwand durch die Besucher schlecht hbeobachten. Aber die Abgebildeten haben sich schon gestern ganz mächtig darüber gefreut. Und die Kollegin hat mir versichert, wie schön es gewesen sei und dass wir das mit ihrer neuen Klasse unbedingt wieder machen müssen! Machen wir auch - aber lieber erst im Frühjahr.
Gruß
vom Projektleiter

PS: Wir haben beschlossen, die Texte und Bilder (einschließlich der beiden barfüßigen Lehrer in hochgekrempelten Hosen) zur Freude der Gesamtschülerschaft noch ein paar Tage hängen zu lassen.
Für die, die's interessiert, hier noch die Texte von der Stellwand:

Barfuß unterwegs, oder: Iiiiihhhh, da sind ja Tiere im Wald!!!
Ein Morgen im sonnigen Juni 2003.
Knapp 30 Mädchen und Jungen der 6a sitzen am Rand des Erholungsgebiets "Leidenhausen" in Köln - Porz auf der "Stange" und ziehen ihre Schuhe aus.
Auf was haben wir uns da nur eingelassen?? In den Wald - und dann auch noch barfuß. Das ist doch sehr gewagt, oder?
Und unser Lehrer hilft uns auch nicht. Der sagt nur, wir würden schon selbst merken, wie sich der Unterschied von Blättern und Ästen, von Matsch und von Steinchen, von Wiese und von Sand anfühlen wird. Und dass wir ganz schnell herausfinden werden, wo wir lieber nicht noch einmal drauftreten wollen.
Dann die ersten Schritte, kritische Blicke auf den Boden. Und eine Entdeckung: da gibt es ja Tiere, ganz kleine, die sind uns bisher nie aufgefallen. Auf Tiere treten ist bestimmt nicht so toll, machen wir doch lieber einen Schritt drum herum.
Die ersten haben nur einige Schritte gebraucht, um sich an das ungewohnte Barfußgehen auf Naturboden zu gewöhnen. Sie "stürmen" geradezu voran, sind ganz schnell weit vorne; andere setzen vorsichtig Fuß vor Fuß, man weiß ja nie ...

(2 Fotos)

Vor nur wenigen Generationen war es auch in weiten Teilen Mitteleuropas noch die Regel, dass Kinder zumindest in den Monaten ohne "r" nahezu durchgehend barfuß liefen. Was heute für viele ein kleines oder großes Abenteuer ist, das war ganz selbstverständlich.
Neben der Tradition spielten wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Kinderschuhe waren teuer und mussten wegen des Wachstums häufig erneuert werden. Heute muss - zum Glück - niemand bei uns barfuß laufen, weil das Geld für Schuhe fehlt. Wer aber immer in Schuhen läuft, verliert alle die wertvollen Informationen, die der Tastsinn der Fußsohlen liefern könnte: warm - kalt, hart - weich, angenehm - unangenehm ...

Was man barfuß erlebt, bringt Martin Auer (*1951) in seinem Gedicht "Über die Erde" schön zum Ausdruck:

Über die Erde sollst du barfuß gehen.
Zieh die Schuhe aus, Schuhe machen dich blind.
Du kannst doch den Weg mit deinen Zehen sehen.
Auch das Wasser und den Wind.

Sollst mit deinen Sohlen die Steine berühren,
mit ganz nackter Haut.
Dann wirst du bald spüren,
dass dir die Erde vertraut.

Spür das nasse Gras unter deinen Füssen
und den trockenen Staub.
Lass dir vom Moos die Sohlen streicheln und küssen
und fühl das Knistern im Laub.

(Foto)
Mit dem Tastsinn der Fußsohlen Informationen aufgreifen - besonders intensiv geschieht dies, wenn zusätzlich der Sehsinn ausgeschaltet wird: jetzt muss ich mich ganz auf das verlassen, was ich mit den Zehen ertasten kann.

(Foto)
Damit es nicht zu Unfällen kommt, leistet ein(e) Mitschüler(in) Hilfe. Ihm oder ihr muss ich vertrauen, er oder sie ist für mich verantwortlich!
(Foto)


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