Eine Lanze brechen für den (vemeintlichen) Hardcore (Hobby? Barfuß! 2)

Aquajeans, Tuesday, 04.11.2003, 19:08 (vor 7636 Tagen)

möchte ich mit diesem Beitrag.

Für mich beginnt die eigentliche Barfusssaison im November.

Trotzdem sehe ich mich nicht als sog. "Hardcorebarfüsser", sondern als Geniesser einer verkannten, freudebringenden Betätigung.

Sicher, ich laufe auch im Sommer barfuss. In den Sommerferien war ich zwei Wochen nur barfuss, außer beim Reiten, wegen der Metallsteigbügel.

Ich bin es im Sommer auch oft am Wochenende.

Über die Woche kann ich es mir nicht leisten. Ich kann meine soziale Stellung nicht riskieren. Die Leute, die es trotzdem tun, scheinen mir eher in die Schublade "Hardcore" zu passen, als ich. Manchmal beneide ich sie. Aber als Familienvater und Freiberufler in einem Ort mittlerer Grösse muss man gewisse Zwänge akzeptieren.

Trotzdem, im Sommer hat die Sache nicht so sehr den Reiz des Besonderen.

Was ist der Reiz des Besonderen an der Sache im Winter ?

Er besteht darin, jedes Wochenende, bei egal welchen Temperaturen und Witterungsbedingungen, mindestens eine Stunde barfuss durch den Wald zu laufen.

Nein, ich will nicht auffallen, oder provozieren. Ich suche mir ruhige Waldwege, auf denen ich kaum jemandem begegne, weiche den Begegnungen allerdings (auch nicht mehr) aus.

Ich begegne allerdings kaum jemand anderem als Joggern, Mountbainbikern, u.ä.LLeuten, von denen ich annehme, dass sie eine gewisse Naturverbundenheit haben.

Bin ich daran interessiert, körperlich zu leiden ?

Nein !

Wenn man regelmäßig barfuss läuft, wird einem dabei nicht kalt. Ich war Anfang Januar 2000 eine geschlagene Stunde im Schnee unterwegs. Kalt war mir dabei überhaupt nicht. Nur die Schuhe bekam ich am Ende des Waldes fast nicht mehr an, weil die intensiv durchbluteten Füsse eine Nummer grösser geworden waren.

Im übrigen bleibt so die Lederhaut erhalten, und man erspart sich die Brandblasen im Frühling. Man reduziert objektiv das Leiden.

Aber der Reiz des unvernünftig Besonderen ist schon da, mal abgesehen von reinen "Vernunftargumenten" wie Erhalt der Lederhaut, oder Anregung des Blutkreislaufs und der Widerstandskraft im Kneippschen Sinne.

Barfusslaufen per se, wenn man es nicht aus materiellen Zwängen her muss, macht an und für sich jederzeit Spaß. Braucht in diesem Forum nicht erwähnt zu werden.

Aber im Winter macht es halt noch etwas mehr Spaß.

Der Reiz besteht darin, den scheinbaren Widerlichkeiten der Natur zu trotzen, zu erleben, dass man dies kann, dass der eigene Körper reagiert , das Blut in die Füße sendet, die käseweißen Füße eine gesunde rosa Farbe annehmen, und , jawohl, mir macht es auch noch Spaß, wenn die Füße voller Matsch sind, und der Hosensaum der Schlaghose dreckig und die gesamte Kleidung nass wird.

Man ist deshalb jedenfalls kein "Selbstkasteier", wie in einem Beitrag hier im Forum gemeint wurde, kein Yogi, und ich habe an mir noch keine SM-Tendenzen entdeckt, außer, man bezeichnet quasi jedwede sportliche Tätigkeit , bei der eine gewisse minimale Leidensbereitschaft erforderlich ist, unter anderem z.B. jede Form von Ausdauersportart, als "Selbstkasteiung"

Für mich gehört der wöchentliche Spaziergang dieser Art zu einem festen Ritus, den ich nicht missen möchte, bei dem ich den beruflichen Stress der ganzen Woche vergesse, Zeit habe, die Seele baumeln zu lassen, schon so manche guten Einfälle hatte, und dieser Spaziergang ist für mich mit dem Winter so sehr verbunden wie Schi und Snowboard.

Manchmal bedauere ich fast, wenn der Frühling kommt, und barfusslaufen wieder "banaler" wird.

MfG

Aquajeans


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion