Ein Barfußtreffen ist keine "unbewilligte Demonstration" (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Tuesday, 04.11.2003, 06:49 (vor 7636 Tagen) @ Federico

"Und noch: wenn man von "Sache" reden soll, dann finde ich solche Treffen "kontraproduktiv", denn nach meiner Ansicht eine Gruppe von Menschen, die sich absichtlich trifft, um barfuß zu gehen, lässt diese Tätigkeit anormal erscheinen - vor allem bei denjenigen, die sie schon für anormal ansehen, welche es leichter hätten, sich über so eine Gruppe lustig zu machen oder sie für außergewöhnliche Folklore zu halten. Ich habe nichts gegen Leute, die sich durch dieses Forum kennen lernen und beschließen, sich zu treffen (das hab ich auch getan): ein Mensch, der allein oder mit einem Partner ungeniert barfuß durch die Straße geht, zeigt, ihre Veranlagungen ohne Angst zu erleben; eine Gruppe hingegen, oder, noch schlimmer, eine "Parade" zu bilden, bedeutet für mich eine Trennung zu schaffen und einen "Unterschied" zu betonen, was ich mir fürs Barfußlaufen nicht wünsche."

Hallo Federico,
ich war noch nie in Italien, wenn man mal von Bergregionen nahe der Grenze zur Schweiz absieht. Trotzdem glaube ich, Deine "Bedenken" nachvollziehen zu können.
Wenn etwa eine barfüßige Gruppe laut johlend und rasselnd außerhalb der Karnevalszeit durch die Stadt zieht, dann handelt es sich um eine "Parade". Von derartigen "Veranstaltungen" halte ich gar nichts. Das wäre eindeutig Provokation. Ein Barfußtreffen, wie Lorenz es wünscht, hat dagegen ein ganz anderes Ziel. Man will der beschuhten Mehrheit nicht mitteilen: "Wir sind barfuß, wir sind die Kings", sondern nur: "Seht, es geht auch so! Wir sind durch unsere Barfüßigkeit nicht besser und nicht schlechter als ihr mit Schuhen!" Wenn eine Gruppe so auftritt (und sich ansonsten nicht anders verhält wie wenn man Schuhe an hätte) erreicht sie mehr als eine Einzelperson.
Eine barfüßige Gruppe, die sich etwa bei ca. +5°C auf einem Weihnachtsmarkt aufhält, würde zumindest in Deutschland oder der Schweiz keinen Ärger mit Polizeikontrollen bekommen, da zumindest in diesen Ländern ein Barfußtreffen keine Demonstration ist, die bewilligungspflichtig wäre. Polizisten würden höchstens interessiert fragen - und sich vielleicht ärgern, daß sie selber Dienst haben und ihre "Kampfstiefel" anbehalten müssen.
Ein Barfüßiger in Begleitung von "sich normal verhaltenden" Beschuhten bleibt auch unbehelligt, weil dann die Polizei weiß, das sich man sich um den "Wehrlosen" kümmert.
Erst ein barfüßiger (oder kurz behoster) Einzelgänger gerät außerhalb der Sommerzeit leichter in eine Ausweiskontrolle, weil man annimmt, daß diese Person verwirrt ist.
Ich hoffe, daß ich Dir mit meinen Ausführungen geholfen habe.
Ich selber bin übrigens - leider - ein Einzelgänger. Das liegt daran, daß ich außerhalb meines Berufes nicht gerne Verpflichtungen eingehen mag. Aber das ist noch ein Relikt aus meiner von Zwang und "gut gemeinter Unterdrückung" geprägten Kindheit. Aber das wäre "Off-topic".
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion