Hallo Ralf und Frank,

vielen Dank für den guten Filmtipp. Werde ihn wahrscheinlich Ende November im Kino anschauen. Whalerider scheint ja ein wunderschöner poetisch-mystischer Jugendfilm zu sein, zumindest wenn man den unterschiedlichen Film-Trailern glaubt, die man sich im Internet anschauen kann. Als Jugendfilm vielleicht vergleichbar mit der norwegischen Film von 1984 "Ronja Räubertochter", obwohl dieser eher ein Märchenfilm ist.

Die Drehbuchautorin Niki Caro hat schon mit früheren Filmen Aufsehen erregt; so mit dem Film FOOTAGE, einer Studie über Schuhfetischismus.
Im Film Whalerider geht es aber um Frauenemanzipation und der Gradwanderung zwischen Tradition und Moderne.

In den Filmtrailern habe ich eine Szene gesehen, die mich zum schmunzeln gebracht und nachdenklich gemacht hat. Um einige Jungen auf die Probe zu stellen, fordert der Maori-Häuptling des Films sie auf, nach einem Walzahn zu tauchen, den er gerade ins Wasser geworfen hat. Ohne zu zögern ziehen die Jungen ihr T-shirts aus und springen ins Wasser. Doch keiner bringt den Zahn zurück. Wenig später hat auch die Heldin des Films, Pai, die Gelegenheit, nach dem Walzahn zu tauchen. Auch sie springt ohne zu zögern ins Wasser und bringt nicht nur den Walzahn, sondern auch noch eine Languste ins Boot zurück.

Der entscheidende Unterschied ist aber: Sie taucht mit T-shirt in die Tiefen des Meeres. Ich frage mich jetzt aber: Können 11-jährige Mädchen mit T-shirt besser und schneller in die Tiefe tauchen als alle anderen Jungen des Dorfes ohne T-shirt? Immerhin waren Pai und die Jungen barfuss. Hat das was mit Frauenemanzipation zu tun? Wie tauchten denn vor 250 Jahren in der Maori-Kultur die Mädchen und Jungen in die Tiefe des Meeres, bevor die Europäer die Insel einnahmen und anglikanisch-presbyterianisch-katholische Missionare den Maori-Stämmen die unabänderliche absolute Wahrheit mitteilten?

Für ein Mädchen ist es eine Sache, barfuss über neuseeländischen Boden zu laufen. Aber ohne T-shirt in das Meer zu tauchen ist offenbar in Neuseeland eine ganz andere Geschichte.

Mit nachdenklichen Grüssen,

Eugen