"Also, du läufst immer barfuss, aber auf Strassen machst du eine Ausnahme, indem Du Socken anziehts, somit läufst Du ja aber nicht immer barfuss, obwohl du sagst, dass Du immer barfuss läufst. Denn wenn Du Socken anziehst, läufst Du eben nicht mehr barfuss, denn barusslaufen heisst eben weder Schuhe noch Socken an den Füssen. Da Du nun eben auf den Strassen Socken anziehts, wenn auch keine Schuhe, läufst du eben nicht mehr barfuss. Als wenn Du mich fragst, Socken ohen Schuhe, was für Dich auch barfuss ist, aber nicht für mich, mag ja noch in der Wohnung angehen, doch auf Strassen, da entscheide Dich, Schuhe mit oder ohne Socken, oder dann weder Schuhe noch Socken, aber sicher nicht ohne Schuhe mit Socken, denn dass sieht nun doch etwas gar albern aus... und barufss ist es auch nicht!
Ich laufe immer Barfuß.Auf Straßen ziehe ich aber immer Socken an.
Was meint ihr ist es besser mit oder ohne Socken zu laufen."
Man kann sich streiten, was man unter "barfuß", "so gut wie barfuß", "fast barfuß", "halbwegs barfuß" usw. versteht. Ich möchte an diesem Streitgespräch nicht teilnehmen, jedoch an dieser Stelle die "Barfuß-Definition" eines kleinen Mädchens hinzufügen:
Es war letzten Samstag, den 25.10.2003, dem letzten "Sommertag" des Jahres. Es wurde ein "Tag der offenen Baustelle" von der Schweizerischen Bundesbahnen veranstaltet, Zentrum der Veranstaltung war die Tunnelbaustelle der Neubaustrecke Bern-Zürich in Wanzwil bei Herzogenbuchsee. Der Veranstalter empfahl "gutes Schuhwerk". Ich gestehe jedoch, daß ich nicht wegen dieses "Sattelbefehls", sondern wegen der morgendlichen Temperaturen um -2°C warme Turnschuhe (ohne Socken) anzog. Selbst in diesen froren mir die Füße (und vor allem die unbehandschuhten Hände, nicht aber die übrigen Körperteile) auf der 6 km langen Fahrt per Fahrrad nach Rothrist fast ein. Der kostenlose Bauzug, der von dort über die neue Bahnstrecke zur Baustelle "dieselte", war auch nicht geheizt. Obwohl tagsüber die Sonne schien, stieg die Temperatur nie über +3°C. Da aber ansonsten der Veranstalter keine "Anzugsordnung" erlassen hatte, entschloß ich mich, Krawatte und lange Hosen zu Hause zu lassen. Böse Bemerkungen erntete ich deswegen nicht, man fragte mich höchstens, ob ich nicht friere. Ich benutzte auch den kostenlosen Dampfzug nach Solothurn, eine romantische Fahrt mit fröhlichen Leuten. Eine Stunde Zeit hatte ich, um mir die schöne Ambassadorenstadt (hier erregte meine Kleidung mehr Aufsehen) anzusehen, dann (um 13.20 Uhr) ratterte der Dampfzug, bestehend aus 2 herzigen Dampfloks und 2 historischen Salonwagen der Oensingen-Balsthal-Bahn, wieder zurück. Kaum hatte ich den überheizten Wagen betreten, mußte ich meine Jacke ausziehen, worauf ein älterer Herr rief: "Nicht mehr abziehen!" Ein Mädchen, das mit den Eltern den Zug bestieg (und meine Schuhe nicht sehen konnte, weil mein Rucksack davor stand), betrachtete meine eher sommerliche Kleidung und rief erstaunt: "Der Mann ist ja BARFUSS!" Worauf der Vater korrigierte: "Nein, er ist nicht barfuß, er trägt T-Shirt und kurze Hosen!" "Wieso friert er nicht?" "Weil der Zug geheizt ist", war die zweifellos richtige Antwort.
Eine neue "Definition" für "barfuß", die ich erstmalig aus einem Kindermund erfahren habe.
Übrigens: An diesem Tag sah ich keinen einzigen Barfüßer, dafür jede Menge Leute mit Handschuhen und Mützen! Der Tag im Zeichen der Bahn hat mir jedoch gefallen. Viel zu schnell verging die Zeit. Um 16 Uhr fuhr der Bauzug zurück nach Rothrist, von wo ich zurück nach Zofingen radelte.
Mit sonnigen Wintergrüßen
Michael aus Zofingen
