Hi Franz!

Wie ich ja schon geschrieben habe, trage ich derzeit noch Zeitungen aus - auch sonntags. Am heutigen Sonntag erlebte ich folgendes:
Ich bin auch jetzt noch grundsätzlich barfuß unterwegs. Unter der Woche treffe ich immer wieder eine Kollegin, welche es nicht fassen kann, daß ich noch immer barfuß unterwegs bin. Zuletzt standen wir eine ganze Weile zusammen und quatschten.
Nach bestimmt einer Viertelstunde fragte sie mich, ob es mir denn nicht zu kalt wäre,
zumal ich auch noch ständig an einer Stelle gestanden bin. Ich verneinte das natürlich, denn ich hatte keinerlei Probleme damit.
Nun aber zurück zum heutigen Sonntag:
Ich habe für das Krankenhaus in Eßlingen ein komplettes verschnürtes Paket mit Zeitungen abzugeben. Diese muß ich an der Rezeption des Krankenhauses abgeben. Der Angestellte an der Rezeption nahm das Päckchen entgegen, als von einem Nebenraum plötzlich seine Kollegin auftauchte. Sie sagte, daß sie sehen möchte, ob ich heute auch noch barfuß war. Ich bewies ihr das, indem ich eines meiner Beine fast wie ein "Funkenmariechen vom Karnevalsverein"[ ) ] hochgehoben hatte und somit meine Fußnacktheit bewies. Sie war fassungslos.

Ich habe nur einmal etwas Ähnliches erlebt. Im letzten Winter zupfte einmal eine schöne Georgierin in der Kirche an meinem Hosenbein, weil sie sehen wollte, ob ich sokkenlos sei - was natürlich der Fall war.

Ich nahm mir die Zeit und erzählte, was das Barfußlaufen bei mir bewirkt hatte - also daß es einen ganz neuen Menschen aus mir gemacht hatte. Sie konnte das kaum glauben.

Aber es stimmt ja offenkundig! Vielleicht läuft sie ab jetzt auch des öfteren barfuß? Das wäre schön!
In der letzten Woche war ich wegen eines von der Uni veranstalteten Seminars im schönen Venezia. Dort war ich zwar nicht barfuß, aber immerhin sokkenlos in meinen Flipflops, und wurde immer wieder sowohl von den Professoren als auch von den Kommilitonen gefragt, ob das nicht zu kalt wäre, was ich zum Glück stets verneinen konnte.

Der Angestellte, welchem ich die Zeitungen übergab, erzählte mir, daß er auch bei dieser Witterung gerne und viel barfuß läuft, allerdings nur auf dem Land über Wiesen usw., über das mit Tau oder Reif bedeckte Gras zu gehen und dann nahm er etwas in den Mund, was ich hier noch von keinem anderen Menschen gehört hatte: er erwähnte den Kneipp - Effekt. Das hatte mir wirklich sehr gut gefallen. Also gibt es hier in Esslingen doch noch Leute, welche barfußlaufen, auch wenn es schon recht kühl ist. Er sagte, daß er in der Stadt nicht laufen will, da es dort stets recht schmutzig ist und die Verletzungsgefahr durch Glasscherben gegeben ist.

Wenn er so positiv dem Barfußlaufen gegenüber eingestellt ist, könntet ihr ja zusammen mal über Land laufen, beispielsweise durch den Schurwald oder so. Das wäre bestimmt angenehmer als die Gesellschaft besockter Sandalenfüße )

Ich sagte darauf, daß mir Scherben eigentlich gar nicht so viel ausmachen, da ich eine recht kräftige Lederhaut an den Fußsohlen besitze, aber Scherben wie zersplitterte Flaschenböden sind auch für mich eine Gefahr. Ich will nicht laut schreien, aber manchmal meine ich, daß man als intensiver Ganzjahresbarfüßer, wie ich mich bezeichnen kann, irgendeinen "Instinkt" entwickelt und dadurch solchen Gefahren nicht begegnet. Ab und zu eine kleine Scherbe, welche sich mehr in die Haut hineindrückt, ohne sie zu durchstoßen oder die eine oder andere Reißzwecke,
welche ich mir stets in die Ferse stieß. Diese zog ich dann einfach wieder hinaus und lief weiter, als ob nichts gewesen wäre.

Das kann ich bestätigen! Als Barfüßer enwikkelt man, auch ohne ständig auf den Boden zu schauen, einen "siebten Sinn" bezüglich bestimmter Gefahren. Auch ich trete nurn ganz selten mal in eine klitzekleine Glasscherbe, die sich dann unangenehm bemerkbar macht, ohne mich wirklich zu verletzen, und wenn ich sie dann gefunden und herausgeholt habe, ist alles wieder in bester Ordnung, als sei nichts gewesen!

Im Übrigen habe ich gestern in der Stadtmitte von Eßlingen folgendes erlebt:
ich mußte für meinen Drucker eine Farbpatrone besorgen. Dafür mußte ich mich in die neue Einkaufspassage in Eßlingen (das ES) begeben. Als ich dann wieder diese Passage verließ, traf ich ganz unverhofft und unerwartet einen Mann ín Begleitung einer Frau. Er war doch tatsächlich barfuß. Ich war es natürlich auch, was man aufgrund meiner Schlaghose nicht immer eindeutig erkennen kann. Vielleicht hätte er mich dann angesprochen, denn ich hatte es blöderweise nicht getan.

Ja, das ist schade, daß Du ihn nicht angesprochen hast, denn das wäre sicher sehr interessant gewesen. Ich muß freilich sagen, daß ich auch noch nie den Mut hatte, jemanden wegen seiner Barfüßigkeit anzusprechen, auch wenn ich selber barfuß bin. Freilich ist mir im Winter auch noch kein Barfußläufer "einfach so über den Weg gelaufen", wie Dir das am Samstag in Eßlingen passiert ist. Aber vielleicht hast Du ja Glück und begegnest ihm wieder?

Vielleicht besucht er dieses Forum auch und könnte sich melden. Das würde mich freuen. Gibt es übrigens Barfüßer in Eßlingen?

Das weiß ich leider nicht, aber anscheinend gibt es, wie ich Deinem sehr gelungenen Bericht entnehme, außer Dir in Eßlingen zumindest Leute, die zeitweise gern barfuß sind. In Ratingen oder auch in München kenne ich leider keine solchen, aber wer weiß, vielleicht begegne ich mal welchen...

Barfüßige und kühle, dafür aber sonnige Barfußgrüße
Franz

Ebenfalls barfüßige und kühle herstgrüße bei bedecktem Himmel aus München,

Markus U.

An Markus U.:
heute habe ich endlich Deinen Beitrag auf meinen Bericht über das Volksfest mit Dir beantwortet. Kannst ja mal lesen...

Habe ich gelesen, mich darüber gefreut und einige Gedanken hinzugefügt.

Hallo Franz,

Dank Dir für den interessanten Bericht. Ja ich mußte auch schon feststellen daß wenn man selbst barfuß ist das Thema von anderen auch angesprochen wird und oft sympathisiert wird, nur trauen sich viele dies in der Öffentlichkeit nicht (zu). Von barfüßigem Schneetreten nach der Sauna, von Barfußlaufen zu Hause und einmal sogar von einem komlett barfüßigen zweiwöchigen Urlaub auf den Malediven haben mir Arbeitskollegen schon erzählt und im Sommer habe ich auch schon mal eine Kollegin barfuß auf dem Flur angetroffen.

Barfüßige herbstliche Grüße
Rainer L.

P.S. : Deinen Bericht vom Cannstatter Wasen habe ich auch gelesen und fand Ihn auch sehr interessant.