Am 2. 11. Siegwanderung und barfuß im Zauberwald (Hobby? Barfuß! 2)

Eugen, Monday, 13.10.2003, 18:50 (vor 7657 Tagen) @ Georg

Hallo Georg,

bin wohl am 2.11. entlang Rhein und Sieg dabei. Ich kenne die Strecke wahrscheinlich auch von meinen Radtouren entlang der Sieg. Noch vor einer Woche wollte ich die Sieg durchwaten, war aber wegen des zunehmenden Wasserstandes nicht mehr so einfach möglich wie noch vor einem Monat.

Möchte Euch noch kurz von meiner letzten Wanderung im Oberkasseler Wald am letzten Sonntag (12.10.2003) erzählen:

Am Mittag hielt mich nichts mehr zuhause. Strahlender Oktobersonntag. Fast 20 Grad in Bonn. Also barfuß aufs Fahrrad (mit Pedalen von einem Hometrainer). Auch Mitnahme eines großen Badetuches (Option schwimmen offenhalten). Anfahrt zum Wald über die Rheinbrücke etwa 7 km. Am Waldrand Fahrrad am Baum festgeschnallt und dann hinein auf einsamen Pfaden in den herbstlichen Zauberwald. Barfuß über Blätter unterschiedlicher Farbe-- über Bucheckern und Eichel, die am Fuß ein bisschen zwicken. Manchmal wird es glitschig.

Erreiche einen See. Fast absolute Stille. Einsamkeit. Die Seerosen blühen nicht mehr. Auch der Graureiher ist nicht mehr da. Kein Mensch in der Nähe. Wate durch den Ufermatsch am See entlang. Gegenüber eine Steilwand von einem ehemaligen Steinbruch. Das Wasser ist kalt, aber nicht zu kalt um schnell einzutauchen. Es ist einfach herrlich, trotz Kälte. Habe das Gefühl, als ob der See mich verschlingen will. Mit der Natur eins sein. Nach wenigen Minuten wieder aus dem Eismeer raus und abtrocknen. Mir wird plötzlich sehr warm. Höre Stimmen - Sonntagssparziergänger. Setze meine Wanderung im Wald fort. Erreiche ein oberes Plateau mit Blick über den See. Die Sonne schmeichelt mir im Gesicht und an den Füssen. Setze mich auf das Wurzelwerk eines pitoresk gestalteten toten Baumes, der über die Steilwand hinausragt. Abenteuer pur. Herrliches Moos auf dem Baumstumpf, der meine schmutzigen Füsse streichelt.

Eine letzte Wespe summt um mich herum. Doch wo sind all die Schmetterlinge und Libellen des Sommers geblieben? Melancholie. Hinter mir seltsame Geräusche im Wald. Fallen da Bucheckern oder Eicheln oder sonst etwas von den Bäumen? Unter mir der See, geschmückt mit einem Teppich bunter Blättern. Manchmal ein glucksendes Geräusch von unten, als ob der See nach mir seufzt. Komme mir vor wie der Taugenichts in Eichendorffs Erzählung. Am Horizont glitzert das Wasser des Rheins.

Die Sonne steht schon tief. Schnell heißt es wieder hinabsteigen und mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Der sinnliche Zauber ist vorrüber.

Mit besten Barfuß-Grüßen,

Eugen


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