Hi Bernd,

nur, um Dein Erlebnis zu relativieren: Ich fuhr im Sommer 1997 mit dem Fahrrad (im Schritttempo!!) durch meine damalige Heimatstadt, eine Provinz mit ca 12000 Einwohnern. Ich war auf dem Weg zum Fitess-Studio, und ich trug ein eng angliegendes Shirt, Sportschuhe und eine sehr knappe, noch engere Sporthose, also wirklich extrem kurz, vergleichbar mit den Pants der Marathonläufer.
Plötzlich fängt jemand an zu kreischen. Ich drehe mich um, und hinter mir steht eine Alte mit Krückstock und Einkaufsnetz: "Sauerei, so halbnackt durch die Stadt zu radeln! Hier laufen Kinners ("Kinder", Anm. d. Red.) rum, also ne, so'n Schmutzfink!"
Tja, was lernen wir daraus? In der Provinz weiß man meinen knackigen, trainierten Hintern gar nicht zu schätzen. Wie gesagt, das war 1997.
Im Juni 2003 ging ich zufällig wieder durch die Fußgängerzone, diesmal mit eleganter Stoffhose, gepflegtem Shirt (nebenbei bemerkt, nach wie vor mit knackigem Hinterteil...) und schicken Schuhen. Allerdings ist es mir nicht entgangen, dass mir die Provinzler pausenlos, aber wirklich derart auffällig auf die Füße starrten: Schicke schwarze Zehen-Sandalen, am Zeigezeh ein Silberring und auf den Fußnägeln beige-farbener Lack... Das war wohl zuviel. Und alle naselang: Tuschel, tuschel, wisper, flüster...
So, mein Lieber, und nun wünsche ich mir, dass Du zukünftig Bemerkungen mit genau so viel Ignoranz beantwortest, wie ich es 1997 und diesen Sommer getan habe. Walk like me.

Ciao

Bernd

Hallo zusammen,
kaum sind die ersten Regentropfen seit Wochen gefallen und die Temperaturen erreichen seit Monaten zum ersten Male nicht mehr ganz die 20 Grad, geht es schon wieder los: Leute, die selbst bis vor kurzem barfuß in Ihren Sandalen waren, tönen nun aus voller Brust, dass barfuß eine "Schweinerei" oder "Sauerei" sei und "unapetitlich" anzuschauen. Einer meinte, es sei genau so, als ob eine Frau mit so großem Ausschnitt herumlaufen würde, dass man die Busen sieht. Am Freitag hörte ich sogar den Ausspruch: "...der ist auch immer barfuß, die Drecksau...!"
Mal ganz davon abgesehen, dass ich etwas dagegen hätte, wenn jemand meine Füße für "apetitlich" halten würde und sie gleich aufessen mag, frage ich mich wieder mal, ob es eigentlich irgend jemand etwas angeht, ob ich Socken trage oder nicht.
Muss man sich beleidigen lassen, nur weil man sockenlos ist? Ich finde das genauso, als ob jemand sagt: "guck mal, die fette Sau futtert auch alles in sich rein, was sie kriegen kann!" Oder: "der dürre Spargel hat wohl kein Geld, was zum Essen zu kaufen!"
Irgendwie muss es doch eine Möglichkeit geben, sich gegen solche Beleidigungen zu wehren, auch wenn man keine "Beweise" in Form von Zeugen vorweisen kann.
Gruß, Bernd