Positive Überraschung (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Tuesday, 07.10.2003, 06:48 (vor 7664 Tagen) @ barfussbln

"Ungewöhnlich war allerdings, dass ich zweimal nach dem Weg gefragt wurde. Die Leute dachten wohl: Wenn der Typ barfuß unterwegs ist, dann muss er hier in der Nähe wohnen."

Dem ist wirklich so: Man muß nicht unbedingt barfuß laufen. Bereits der Aufenthalt ohne Jacke oder in kurzen Hosen bei vergleichsweise niedriger Temperatur reichen aus, daß Leute annehmen, daß man in der Nähe wohnt, und "nur mal kurz" rausgegngen ist, um zum Briefkasen oder zum nahen Supermarkt zu gehen. Mir passierte so etwas schon häufiger beim Radfahren in einer Stadt, wenn ich kaum Gepäck dabei hatte. Mit viel Gepäck auf dem Fahrrad wird man weniger oft nach dem Weg gefragt, weil die Leute glauben, man sei auf Tour und kein Einheimischer.
Ein drolliges Beispiel möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen: Ich war dienstlich für mehrere Tage in der englischen Stadt York, es war Mitte Mai. Zum Glück war ich nicht rund um die Uhr im Dienst und hatte auch Zeit, die schöne Stadt zu besichtigen (Münster, Stadtmauer, Eisenbahnmuseum, fürs Wikingermuseum hat die Zeit nicht gereicht). Um "freier" zu sein, ließ ich Krawatte, Socken und lange Hosen im Hotel zurück und ging durch die Stadt. Vor einem Stadtplan standen zwei ältere Damen, die sich in einer Sprache unterhielten, die in England nicht üblich ist, aber die ich ausgezeichnet verstand. Eine Dame kam auf mich zu und fragte mich auf englisch nach irgendeiner Sehenswürdigkeit, worauf ich antwortete: "Sie können ruhig deutsch mit mir reden, das kann ich besser als englisch, und Sie vermutlich auch!" Worauf die andere Dame antwortete: "Und wir haben Sie für einen Engländer gehalten! Bei so frischen Temperaturen laufen nur Engländer in kurzen Hosen und Sandalen herum!"
Ich sagte damals nicht, welches Gefühl ich damals zum Tragen von kurzen Hosen in England hatte. Irgendwie reagiert man dort anders als in Deutschland oder der Schweiz bei gleicher Witterung und in der gleichen Situation. Tagsüber, etwa beim Wandern oder beim Besichtigen von Museen (auch Kirchen) habe ich keinen Unterschied festgestellt. Wenn man aber nach Einbruch der Dunkelheit noch in kurzen Hosen unterwegs ist, dann reagieren Jugendliche der "Null-Bock-Generation" in England anders: Es wird häufiger gelästert und man wird auch häufiger tätlich angegriffen als hier. Warum ist es nur bei Dunkelheit so? Ich vermute, daß diese Leute tagsüber schlafen und die Nacht zum Tag machen. Eventuell liegt es auch am Alkohol. Das merkwürdige daran ist: Die männlichen Jugendlichen, die lästern, wenn ein Mann in T-Shirt und kurzen Hosen unterwegs ist, sind selber eher dick vermummt (Lederjacke, dicker Pullover), sie sind aber in Begleitung von jungen Frauen, die oftmals sehr leicht bekleidet sind, speziell oberhalb der Gürtellinie und unterhalb des Hosensaums. Hat jemand anders in England auch schon diese Beobachtung gemacht? Lästern die Jugendlichen etwa deswegen, weil ich durch Tragen von eher leichter Kleidung gegen ein ungeschriebenes britisches Gesetz verstoßen habe und in einen Bereich vorgedrungen bin, der eigentlich für Frauen "reserviert" ist?

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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