Viel neues barfuß erlebt (Hobby? Barfuß! 2)

Ralf (RHU), Stammposter, Sunday, 05.10.2003, 19:22 (vor 7665 Tagen)

Ein Hallo an alle im Forum.

Bei dem schönen Sommerwetter bin ich vor lauter Barfußlaufen überhaupt nicht an den PC gekommen.
Jetzt muss ich euch einfach mal wieder ein Paar tolle Erlebnisse zum meinem noch jungen Barfußlaufen schreiben.

Ich bin immer häufiger wann und wo es mir gerade gefällt barfuß.
So war ich bei den warmen Temperaturen auch mehrere male barfuß einkaufen und zu meiner Verwunderung gab es weder Kommentare, noch irgend welche Probleme. Auch im nahen Krämerladen verlief alles wie immer.
Meine Arbeitskollegen (Softwareentwicklung) nehmen es eher gelassen, dass ich jetzt fast immer in meinem Arbeitszimmer barfuß bin. In den heißen Tagen wahren sogar noch drei Kollegen barfuß. Als dann aber die Temperaturen unter 30 Grad fielen legte sich die Begeisterung bei ihnen schnell wieder und jetzt bin ich wieder alleine. :-(
Wenn aber die Bodentemperatur in meinem Arbeitszimmer über 20 Grad bleibt (zur Zeit 23-26 Grad) wird sich bei mir erst mal nichts daran ändern. Ich finde es beim Arbeiten barfuß einfach bequemer.

Sehr häufig bin ich aber im nahe gelegenen Wald barfuß unterwegs. Auf harten Böden wie zum Beispiel Asphalt stellt sich immer noch sehr schnell eine Überlastung meiner noch sehr undränierten Füße ein. Daher meide ich zur Zeit lange Barfußwege auf solche Böden eher.
Aber bei mir im Wald gibt es einige super zum Barfußlaufen geeignete Wege, die auch keinen groben Schotter enthalten und so richtig Spaß machen. Deshalb ist für mich der Wald jetzt zu definitiv schuhfreien Zone geworden!
Barfuß läuft es sich viel besser und bequemer auf Waldboden. Mit der geringen Geräuschentwicklung beim Barfußlaufen habe ich auch schon duzende Bekanntschaften mit Waldbewohnern aus nächster nähe gemacht. Das Ausgefallenste war ein Fuchs, der mich erst mit schief gelegten Kopf in ca 8m Entfernung musterte und dann ein ganzes Stück gemächlich vor mir her gelaufen ist. Einfach nur schön.
Als ich mal wieder auf dem Rückweg aus dem Wald wahr meinte einer der fünf Jugendlichen, die öfter am Waldrand spielen, zu den anderen: "Guck mal, ein Waldbewohner". Das fand ich an diesem Tag irgendwie passend, da diesmal meine Füße von den Waldwegen wirklich sehr schmutzig wahren. :-)

Zu meinem erstaunen stellte sich auch noch heraus, dass es im Wald einen fast geschlossenen Rundweg gibt (komplett ca. 2 km), der auch noch einiges an unterschiedlichen Böden zu bieten hat. Unter anderem einen ansteigenden Weg der sehr uneben ist. Es ist wirklich sehr anstrengend da hinauf zulaufen, weil man sein Gewicht permanent ausbalancieren muss um nicht umzufallen. Beim ersten mal hatte ich danach einen tierischen Muskelkater in den Beinen, aber bereits beim zweiten mal klappte es schon viel besser.
Auch ein kleiner Bachlauf ist auf halber Strecke vorhanden. Zum Füßewaschen ist er aber nicht geeignet, da auf der restlichen Strecke diese durch die Feuchtigkeit eher noch schmutziger werden! Der Staub erzeugt dann aber danach ein lustiges Muster auf der Oberseite der Füße. :-)))

Am Anfang dachte ich, es würden mir permanent Leute auf den Waldwegen begegnen, die vielleicht dann auch noch lästern, oder blöde Bemerkungen machen. Aber gerade das Gegenteil hat sich jetzt herausgestellt!
An einigen Tage trifft man sogar keinen an.
Wenn doch, ist die Reaktion eher freundlich, oder man wird einfach ignorieren. Die Blicke bleiben natürlich nicht aus. Ich glaube aber jetzt, dass ist eher eine Reaktion wie "Huch, da ist doch was anders als sonst". Und wenn etwas anders ist, wie man es eigentlich gewohnt ist, zieht das immer die Blicke auf sich, selbst wenn es nur ein neues Bild an der Wand ist. ;-)
Aus heutigen Sichtweiße bin ich jetzt eher enttäuscht, wenn mir niemand im Wald begegnet.

Ich beobachte fasziniert wie sich meine Füße an die neue Umgebung anpassen.
Oder sollte ich doch eher alte Umgebung sagen?
Der Vorderfuß und die Zehen werden immer gelenkiger, was ich scheinbar dem vielen Laufen/Wandern im Wald zu verdanken habe. Vor allem die großen Zehen sind dermaßen gelenkig geworden und können Kunststückchen, die ich von ihnen nie erwartet hätte.
Ja, da kommt man so richtig ins schwärmen.
Man könnte sagen, man erlernt mit 32 Jahren das Laufen zum zweiten Mal. Mir kommt da das Bild von jungen Katzen in den Kopf, die bereits aufrecht stehen können, aber immer wieder ungeschickt hintreten, bis es nach einiger Zeit mit der Koordination und der Muskelkraft klappt. Genau so tapsig bin ich auch noch barfuß unterwegs, aber es geht mit der Zeit immer besser. :-)

Es gibt bei den Waldwegen auch mal wieder eine Schattenseite. Ein Weg, der sich im Naturschutzgebiet befindet, wurde neu planiert, geschottert und mit Sand bedeckt, wo doch die Natur gerade die Schotternarben durch Erde und Vegetation beseitigt hatte. Nun ist der Weg nur noch hart und voll öde. Wie so was mit Naturschutz zu vereinbaren ist bleibt mir ehrlich gesagt ein Rätsel. :-(
Aber ich bin zuversichtlich das die anderen Wege, auf denen ich fast immer unterwegs bin, nicht zugeschottert werden. Diese werden nämlich auch von den vielen Reitern hier benutzt.
Mit den reinen Schotterwegen scheinen die Pferde auch so ihre Probleme zu haben. Aus scheinbar diesem Grund haben Reiter an einem Schotterweg mit ihren Pferden einen daneben verlaufenden Trampelpfad gemacht und der ist nicht nur mit Hufen gut zu belaufen. :-)))
(Wenn ich hier von Schotter spreche, dann meine ich die üble Sorte mit ca. 3-5 cm Durchmesser und einfach locker hingekippt. Da kann man sich selbst mit Schuhen schnell die Hachsen brechen!)

Das witzigste was ich aber in letzter Zeit erlebt habe war an einem heißen Sommertage auf dem Geburtstag meines Cousin.
Da ich nicht genau wusste, wie die Geburtstagsgesellschaft auf mein barfüßiges auftreten reagierte und ich so meine bedenken hatte, hatte ich erst mal die Sandalen an.
Als wir dann so auf der Terrasse saßen und es selbst unter dem Sonnenschirm so richtig heiß war überwog dann doch der Selbstschutzinstinkt die Zweifel. Schwupp und die lästigen Dinger standen in der Ecke. So befreit frage ich mich wie die Anderen in überwiegend geschlossenen Schuhen diese Hitze aushielten und ließ mir den gelegentlich aufkommenden Wind genüsslich zwischen den Zehen durchwehen.
Ein älterer Verwandter schaute dann nach einiger Zeit auf meine Füße und meinte "Ja, so lässt sich's aushalten". Ich zeigte auf die immer noch sichtbare Schramme an meinem Fuß und sagte: "Bevor ich mir wieder bei so einer Hitze den Fuß an den bei diesem Wetter sowieso überflüssigen Sandalen aufscheuere ziehe ich die besser aus und laufe barfuß. Auserden läuft es sich doch so viel bequemer". Ich bekam ein "Da hast du recht" zurück, aber er folgte nicht meinem Beispiel. Noch nicht...
Was aber dann passierte war der glatte Wahnsinn.
In abstand von 5 Minuten flogen noch bei 3 Anderen (unter anderem mein Cousin) die Schuhe in die Ecke. Nach einiger längeren Verzögerung glaube ich meinen Augen nicht. Da zog doch der ältere Verwandte auch die Schuhe aus und stellte sie beiseite! Das hat mich dann doch schon etwas erstaunt.
Keine Ahnung ob ich das alles direkt bewirkt habe, aber das wahr einfach super.
So liefen am Ende dann insgesamt 5 Personen barfuß. Dabei hatte ich irgendwie das Gefühl, als währen alle darüber froh, dass einer damit angefangen hat. Vielleicht muss immer einer den Mut haben die "Vorhut" zu machen, damit sich noch unentschlossene trauen.
Am Ende hätte ich doch fast meine Sandalen vergessen mitzunehmen. :-)

Bis jetzt habe ich den Sprung ins kalte Wasser des Barfußlaufens in keiner weise bereut. Ich musste sogar feststellen, dass das Wasser eigentlich sehr warm ist. Soviel tolle Erlebnisse und auch soviel Spaß, den ich in diesem halben Jahr mit dem Barfußlaufen hatte, hatte ich schon langen nicht mehr!

Viele schöne Barfußtage wünscht euch

Ralf (RHU)


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