Barfuß in Italien (Reisebericht) (Hobby? Barfuß! 2)

Harald (2), Saturday, 20.09.2003, 01:01 (vor 7679 Tagen)

Hi!
Gerade komme ich von einer 6-tägigen Italienreise zurück, die ich mir gegen Ende dieses wunderbaren, aber auch arbeitsreichen Sommers gegönnt habe. 6 Tage barfuß total - ohne Schuhe im Gepäck! Schön war's!
Vor der Abreise war ich eigentlich ziemlich aufgeregt. Es war gerade ziemlich kühl geworden. Sollte ich nicht doch ein paar Schuhe in meinen Rucksack packen? Oder zumindest Flipflops? Doch nein, in Neuseeland war ich doch auch konsequent barfuß unterwegs, auch als es kühler wurde, und es war angenehm. So kalt ist es jetzt doch gar nicht. Und in Italien wird es doch wärmer sein. Und außerdem kündigt der Wetterbericht schönen "Altweiersommer" an. Unbeschreiblich das Gefühl, als ich dann mit nackten Sohlen zum Wiener Südbahnhof fahre. 10 Grad, der Straßenbelag fühlt sich kühl an, aber doch irgendwie gut. Den Wasserlacken weiche ich aus. Wie angenehm ist das Gefühl an den Stellen, wo schon die Morgensonne hinscheint. Es ist ein klarer Morgen nach dem gestrigen Regentag. Dann das Gefühl im Zug: Es gibt kein Zurück mehr: Barfuß ohne Wenn und Aber, 6 Tage lang, weil ich das so will!
Mein erstes Ziel ist Venedig. Was für eine schöne Stadt! Am schönsten ist es, ziellos durch die Stadt zu schlendern. Noch ein Kanal, noch eine enge Gasse, noch ein anderer Platz, wie gut fühlt sich dieses Pflaster unter meinen Füssen an, ab und zu eine Pause bei einem köstlichen Kaffee... Am Nachmittag ist es einfach herrlich warm.
Natürlich fühle ich mich allein unter Leuten, deren Sprache ich nicht verstehe, mitunter auch einsam. Sicher tragen meine nackten Füsse auch noch dazu bei. Aber es ist dann da dieses Gefühl von Freiheit und von Selbstbestimmtheit. Noch intensiver barfuß, weil's jetzt einfach nichts mehr darüer nachzudenken gibt, ob nicht doch vielleicht Schuhe angebracht wären.
Ein besonderes Gefühl ist es, barfuß nach Assisi zu kommen, in die Stadt der heiligen Franziskus und Klara, denen Barfußsein auch so viel bedeutet hat. Feigenbäume und Olivenhaine vor der Stadt, es riecht so richtig nach Süden. Natürlich gehe ich auch barfuß in die Kirche von Assisi, besuche dort sogar eine Abendmesse. Niemand stören meine nackten Füsse. Manchmal denke ich, die Italiener sind einfach nur froh, wenn die Touris aus dem Norden nicht in der Badehose in die Kirche kommen;-) Eine Wanderung auf einen Berg in der Nähe von Assisi führt mich auch über groben Schotter. Ich hab schon gelernt, mit so etwas umzugehen - Gewicht auf die Fußballen! - und eigentlich freue ich mich sogar ein wenig, die Nacktheit meiner Füße noch intensiver wahrzunehmen.
Der letzte Stop auf meiner Reise ist Florenz. Wieder laufe ich barfuß durch die Stadt, bewundere den Dom, sitze unter der Loggia. Herrlich! Leider ist die Zeit viel zu kurz...
Barfüßige Enttäuschungen gab es eigentlich nur zwei kleine: Ich hab (fast) keine anderen Barfüßigen gesehen. Und: Eigentlich hätte ich mir erwartet, dass meine nackten Füsse der Ausgangspunkt für so manches Gespräch sein könnte. Doch es hat einfach niemand interessiert. Fast, als ob es ganz normal wäre. So soll's auch sein!


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