Hi Olaf!

Ich denke gar nicht drüber nach, ob der Artikel, den ich gerade lese, gefaked ist oder nicht. Schlimmer finde ich, daß es Schreiber gibt, die sich über völlig triviale, lächerliche und banale Dinge unterhalten, wie z.B. den Grad der Schwärze ihrer Sohlen, wie sie diesen möglichst lange erhalten können oder wieviele Minuten sie heute wieder barfuß gewesen sind, also aus dem Barfusslaufen einen Wettbewerb mit ihrer eigenen Persönlichkeit machen. Noch schlimmer sind die Leute, die auf diese Themen auch noch interessiert eingehen und sich offenbar daran ergötzen, weil sie selber selbst diese Banalitäten nicht erleben.

Wenn jemand neu zum Barfußlaufen kommt, dann ist alles interessant und abenteuerlich: der erste barfüßige Gang über eine belebte Straße, der erste barfüßige Einkauf - und sei es nur mal eben zum Bäkker oder zum Kiosk - Dinge also, die für "geübte" Barfußläufer selbstverständlich sind. Für den "Wettbwerb mit der eigenen Persönlichkeit", wie Du es nennst, habe ich deshalb vollstes Verständnis. Die meisten von uns einschließlich meiner selbst sind doch von Kindesbeinen auf das Tragen von Schuhen als Selbstverständlichkeit konditioniert und darauf, daß "man" in der Öffentlichkeit nicht barfuß geht, von besonderen Örtlichkeiten und Gelegenheiten wie Strand, Schwimmbad, Kampfsporttraining etc. abgesehen. Im Forum entdeckt so mancher dann mit Staunen, wie viele "barfüßige Freiheiten" möglich sind und daß man sogar im Winter barfuß gehen kann. Aber durch die Konditionierung auf Schuhe ist es für Neulinge gar nicht so leicht, sich spontan ihrer Lust zum barfüßigen Dasein hinzugeben: Da sind die eigenen Vorurteile ("davon erkältet man sich"), die inneren Widerstände (Hemmungen) und die erwarteten Reaktionen der Außenwelt ("was werden die Leute denken, wenn sie mich so sehen") Da kann es sich so mancher schon als Erfolg anrechnen, wenn er zwei Stunden lang barfuß unterwegs gewesen ist, ohne daß Schuhe in Reichweite gewesen wären, oder wenn jemand zum ersten Male Ende September barfuß draußen war - Sachen also, über die ich mir längst keine Gedanken mehr mache.
Ich kann mich noch gut an meine eigene Anfängerphase erinnern: Feinschotter war für mich zunächst durchaus keín angenehmer Untergrund, aber wenn ich immer deshalb davor zurückgewichen wäre, weil es "piekste", könnte ich noch heute nicht darauf laufen. heute ist Feinschotter für mich einer der angenehmsten Untergründe (angenehmer als loser feiner Sand, in dem man nur schwer vorwärts kommt). Man muß eben beim barfüßigen Training vor allem zu Beginn immer wieder den "inneren Schweinehund" überwinden.
Zum Thema "Schwarze Sohlen" kann ich nur sagen, daß es mich selber nicht sonderlich interessiert, daß aber so mancher schwarze Fußsohlen möglicherweise als "Ausweis für einen echten Barfußläufer" ansieht und sich deshalb so angelegentlich erkundigt, wo und wie man sich am schnellsten schwarze Fußsohlen mit möglichst lange anhaltender Wirkung holt. Mich stören solche Diskussionen nicht, denn ich bin ja nicht gezwungen, mich daran zu beteiligen.

An MarinaK hat mich daher nicht interessiert, ob sie tatsächlich ihre sehr ungewöhnlichen Praktiken auch so auslebt, sondern vielmehr darüber geärgert, wieviel positive Resonanz und Interesse diese Schreiberin im Forum zunächst bekam. Dabei kam von ihr NICHTS, was uns am schlichten Barfusslaufen interessierten Menschen in irgendeiner Form helfen könnte. Sie hat nur dadurch Eindruck zu schinden versucht, daß sie sich als Exot präsentiert hat.

Es fällt schwer zu glauben, daß jemand sich zu Hause einen Fühlpfad aus Glasscherben baut und genüßlich zum Abhärtungstraining darüber läuft, aber das ist kein Beweis dafür, daß diese Aussage nicht vielleicht doch der Realität entspricht. Ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe an, diesen Sachverhalt aufzuklären. Vor mehr als fünfhundert Jahren fiel es den meisten Menschen schwer zu glauben, daß die Erde keine flache Scheibe, sondern eine Kugel sei, aber es hat noch niemand behauptet, die ursprünglich flache Erdscheibe sei quasi durch Mehrheitsbeschluß zur Kugel geworden.
Anfang 2001 hat jemand gepostet, er gehe das ganze Jahr über, also auch im Januar, als Angestellter täglich barfuß zur Arbeit, habe schwarzlakkierte Zehennägel und an jedem Fuß einen Zehenring, kurzum, es war ein ziemlich "phantastischer" Beitrag, und so mancher hielt ihn für unglaubwürdig. och es hat sich dann jemand mit diesem Menschen getroffen und herausgefunden, daß es sich wirklich so verhielt. Später habe auch ich diesen Mann kennengelernt.
Ich finde es auch nicht verwerflich, wenn sich jemand als Exot präsentiert. In einem anderen Forum wurden auch die in unserem Forum organisierten Wintertreffen, zu denen man sich verabredet, um gemeinsam barfüßig einen Weihnachtsmarkt "unsicher zu machen", als abwegig charakterisiert, na und? Ich nehme gerne an den Wintertreffen teil und freue mich schon aufs nächste.

Ich finde es peinlich für das Forum insgesamt, daß MarinaK aufgrund dessen hier tagelang Unsinn verbreiten konnte. Ihre Themen waren das Problem, nicht ihre mutmassliche Unglaubwürdigkeit. Zur Beurteilung ihrer Themen sollte man aber nicht mehrere Tage benötigen - für das Herausfinden eines evtl. Fakes natürlich schon.
Um nicht missverstanden zu werden: Dieser Vorwurf geht nicht an die Moderatoren. Ich meine damit nicht, daß die Beiträge von MarinaK früher hätten gelöscht werden sollen - es geht mir um die Schreiber, die sich so angeregt mit MarinaK über diesen Schwachsinn positiv ausgetauscht haben. Wäre keine Resonanz auf ihren geistigen Schrott erfolgt, hätte sich auch jede Fake-Diskussion erledigt.

Das Ungewöhnliche erregt bei den meisten Menschen Interesse - oder auch Widerspruch bzw. Zweifel an der Glaubwürdigkeit. Deshalb stieß Marina K. auf soviel Resonanz. Andererseits war Marina K. äußerst aktiv, im Gegensatz zu manchen "Frauengestalten", die eine Frage ins Forum warfen, in kurzer Zeit mehr als dreißig Antworten erhielten und nie wieder gesehen wurden.

Leute, lauft barfuß oder nicht, benutzt das Forum, um Euch sinnvolle Tipps dafür zu holen, wegen mir auch Selbstvertrauen, wenn es Euch an diesem mangelt, knüpft Kontakte zu Gleichgesinnten und veranstaltet Wanderungen, aber hört doch bitte auf, Euch über Kindergarten- und Pubertätsthemen zu unterhalten. Ich finde es jedenfalls hochgradig offtopic, sich über die Attraktivität schwarzer Sohlen zu unterhalten oder darüber, wo man diese am besten bekommt.

Das ist Deine Sicht der Dinge, aber Toleranz besteht darin, auch Themen zu akzeptieren, die einen selber nicht interessieren. Niemand zwingt Dich, eine Stellungnahme zum Thema der schwarzen Fußsohlen abzugeben, oder einen Beitrag dazu zu schreben. Du brauchst die betreffenden Beiträge nicht einmal zu lesen, wenn sie Dich nicht interessieren.

Barfüßige Septembergrüße,
Markus U.