Keine Erkältung bei Kälte (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Monday, 08.09.2003, 13:25 (vor 7692 Tagen) @ Juergen (sf)

Hallo Jürgen,

die Anmerkungen von Rainer kann ich bestätigen. Viele Leute ziehen sich viel zu schnell viel zu warm an, wenn die Temperaturen nicht mehr hochsommerliche Werte erreichen. Am gestrigen Sonntag (7.9.2003) habe ich noch bei Schönenwerd in der Aare gebadet, war von 8 Uhr morgens bis 19 Uhr abends unterwegs, legte die 20 km dorthin mit dem Fahrrad zurück in T-Shirt, Turnhose und ohne Schuhe, ab 11 Uhr konnte ich sogar auf das T-Shirt verzichten. Die Mehrzahl der Leute aber war "winterlich" vermummt: zumindest am frühen Morgen trugen 50 % der Jogger Trainingsanzüge, Familien mit Kindern trugen Jacken, Wollpullover drunter, lange Hosen usw. Etwas erstaunt war ich, daß einige Kinder in dieser Kleidung trotzdem barfuß die Uferböschung hinunterstiegen. Des Rätsels Lösung wurde von den Eltern nachgetragen: Die Kinder waren nämlich in den Schuhen unterwegs, die sich fürs Hinabklettern von Böschungen herzlich wenig eignen, Rollerblades! Die Eltern dagegen waren in Wanderschuhen unterwegs und hatten sie entsprechend anbehalten. Zum Wetter: morgens beim Verlassen meiner Wohnung neblig bei 14°C, gegen 10 Uhr brach die Sonne durch, abends waren es noch 21°C.
Früher als Schüler habe ich mir schon Gedanken gemacht, weshalb man im Sommer, auch dann, wenn die Temperatur nicht mehr 30°C ist, in der ungeheizten Wohnung nur im Hemd herumläuft, im Winter in der überheizten Wohnung dagegen mit dickem Wollpullover. Dabei ist es im Winter in der Wohnung viel wärmer als im Sommer, abgesehen vom Hochsommer. Meine konservative Mutter meinte nur, das wäre früher schon so üblich gewesen. Das wäre nötig, da Kinder, wenn sie nur mal kurz vor die Tür gehen, etwa zum Ascheimer, nicht gleich eine Jacke überziehen. Ich mußte das mitmachen, ich war manches Mal erkältet, allerdings deutlich seltener als meine Mitschüler.
Seit ich in der Schweiz in einer eigenen 2-Zimmer-Wohnung in einem Wohnblock lebe und somit weder auf Eltern, noch auf sonstige Mitmenschen diesbezüglich Rücksicht nehmen muß, habe ich die Taktik geändert: Ich drehe die Heizung auch im Winter nie auf, die Wärme, die durch die Wände aus der Nachbarwohnung (die Nachbarin ist extrem kälteempfindlich) und dem Treppenhaus in meine Wohnung gelangt, reicht mir völlig. Die fehlende Wärme kompensiere ich nicht etwa durchs Tragen von Pelzmantel und Wollmütze, im Gegenteil. In der Wohnung trage ich nur T-Shirt und Turnhose, bisher noch Haussandalen ohne Socken. Ohne Schuhe lief ich früher nie in der Wohnung herum, erst in diesem Sommer habe ich es mir abgewöhnt. Ob ich im Winter auch wieder Schuhe in der Wohnung tragen werde. Von dieser Kleidung weiche ich in meiner Wohnung nur ab, wenn meine Eltern mich besuchen, bei anderen Besuchern (es kommen nicht viele) ändere ich meine Kleidung nicht. Es ist meine erste "Amtshandlung", nach Feierabend meine "Dienstkleidung" (Krawatte, helles Oberhemd, lange Hosen, Socken, Halbschuhe) in hohem Bogen genußvoll in die Ecke zu werfen. Sollte ich nach der Arbeit oder am Wochenende bei eher tiefen Temperaturen noch einmal hinaus müssen, so ziehe ich einfach nur eine Jacke über und Turnschuhe (in Sandalen würden mir die Zehen einfrieren). Fairerweise muß ich zugestehen, daß es sich hier um "echte" Freizeitaktivitäten handelt. Einkäufe fallen in der Regel nicht darunter, diese erledige ich nicht nach der Arbeit, sondern während der Mittagspause, während der ich die "Dienstuniform" anbehalte (Mittags sind die Läden nicht so voll, sie liegen 200 - 500 m von meiner Arbeitsstelle entfernt. Auch Zahnarztbesuche erledige ich während der Arbeitszeit (wir haben Gleitzeitregelung, ich habe sowieso mehr als genug Stunden). Freizeittätigkeiten, die "ordentliche" Kleidung voraussetzen (z.B. Theaterbesuch) oder Skilaufen sind nicht nach meinem Geschmack. Aber an einem schönen sonnigen Wintertag um 0°C in kurzen Hosen durch den Schnee zu stapfen (soweit Schnee liegt) ist ebenso wie radfahren bei ähnlicher Temperatur in gleicher Kleidung durchaus nichts seltenes. Und wie oft habe ich mich schon in der Schweiz erkältet? Nie! Leicht erkältet habe ich mich während der Zeit nur zweimal um die Weihnachtszeit, als ich meine Eltern im Hamburger Raum besucht hatte und mich die Zeit in ihrem überheizten Haus dick vermummt aushalten mußte. Am liebsten würde ich allein aus diesem Grund den Kontakt zu meinen uneinsichtigen Eltern abbrechen, aber wie? Einfach sagen, daß ich den Kontakt abbrechen möchte, würde nichts nützen, sie würden mich in der Schweiz aufsuchen. Da bleibt als einzig legale Möglichkeit noch, die Eltern wegen Hausfriedensbruch anzuzeigen, aber dazu fehlt mir der Mut. Leider kann ich ja nicht sagen, daß sie mich mit voller Absicht schikanieren (oder zumindest das tun, was ich als Schikane empfinde). Speziell meine Mutter bildet sich immer noch ein, sie müsse sich um mich sorgen, auch wenn ich bereits 47 Jahre bin. Ihre Worte, sie würde mich in Ruhe lassen, wenn ich erst einmal eine Frau habe, höre ich jedes Mal. So sind halt Mütter! Mein Vater ist weniger schlimm, jedoch kann er sich maßlos darüber aufregen, wenn andere Leuten außerhalb von Schwimmbädern barfuß laufen. Ich teile diese Meinung nicht, kann sie andererseits aber auch nachvollziehen: Obwohl mein Vater lange Zeit auf dem Bau gearbeitet hat und seit 12 Jahren Rentner ist, so hat er doch denjenigen Beruf, den er erlernt hat und nur wegen mangelnder Arbeit aufgegeben hat, sehr geliebt: Schuhmacher!
Zusammenfassend kann ich sagen, daß Kälte abhärtet, und vor Erkältungen schützt, solange man nicht übertreibt. Das trifft zu fürs Barfußlaufen zu, jedoch auch sonst für das Tragen von nicht allzu dicker Kleidung.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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