...ja, man kann!

Aber was es mir gerade diesen Sommer besonders einfach machte, eine Gruppe männlicher Teilnehmer barfuß zu unterrichten, das waren natürlich die ungewöhnlich hohen Temperaturen Anfang August. Das Firmen-Seminar, das ich im Sommer 2002 (Mai bis Oktober) leitete, bestand gottlob aus weltoffenen Diplom-Ingenieuren, die vielleicht über meine nackten Füße verwundert waren, sich aber nicht groß darum scherten. Da ich als Freelancer im Namen meiner Auftraggeber arbeite, kann ich mir natürlich nicht alles "erlauben" und habe ein entsprechendes gepflegtes Äußeres und natürlich angemessene Kleidung, zwar ohne Schlips, aber trotzdem schick. Wenn mich mein Auftraggeber barfuß irgendwo im Gebäude gesehen hätte, wäre wohl eine Erklärung fällig gewesen - somit musste ich mich darauf beschränken, im Seminarraum meine Sandalen auszuziehen.
Es ist auf jeden Fall ein wunderbares, befreiendes Gefühl, barfuß zu unterrichten, mit dem Filzteppich, dem Parkett oder Linoleum unter den nackten schwarzen Sohlen. Ja, ich geb's zu, ich hab's genossen, dass mir die Teilnehmer auf die nackten Füße geschaut haben, aber noch schönes war es, als sich herausstellte, dass meine schuhlose Mode bald Nachahmer fand, denn zwei Teilnehmer zogen sich wenige Minuten nach Unterrichtsbeginn Schuhe und Strümpfe aus. ...bei *dem* Duft, der sich daraufhin im Raum ausbreitete, stellte ich den Nutzen von Schuhen im Sommer grundsätzlich (zum tausendsten Mal) in Frage.
Besonders schön empfand ich die Tage, an denen ich mit meiner Gruppe allein im Gebäude war. Also: Schuhe im Auto lassen, aufschließen, barfuß rein, Vorbereitungen treffen, kopieren... und nacktfüßig unterrichten, mit freiem Kopf, ohne Auftraggeber im Nacken...

Natürlich habe ich mir - besonders im Nachhinein - Gedanken darüber gemacht, dass barfuß im Job eine andere Qualität hat als barfuß in der Freizeit, doch wenn ich mich in die Lage eines Teilnehmers versetze, dann käme es mir persönlich ganz darauf an, wie der Dozent auftritt, ob er verkrampft dasteht oder sich sehr souverän gibt. Außerdem fiel mir da mein alter BWL-Lehrer aus der Oberstufe ein, ein total lieber Kerl, der sich sehr oft im Unterricht die Schuhe auszog und 90 Minuten barfuß unterrichtete. Wir als Schüler wären damals nie darauf gekommen, uns um seine Füße zu scheren, es sei denn, sie hätten fies gerochen... Seine Schuhe und Strümpfe stellte er immer außen auf's Fensterbrett. Ist doch alles ganz alltäglich, oder?

Gruß an alle Freiheits-Füßler,
und ein schönes Wochenende!

BERND