Allgemeines Blabla zum Thema Barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Berni (N) @, Stammposter, Thursday, 28.08.2003, 22:44 (vor 7703 Tagen) @ Mercator

Liebe Leute,
da sich die Temperaturen allmählich wieder in einen Bereich bewegen, der das Barfußlaufen in den Köpfen der Mehrheit zu einer extrem bekloppten Idee bzw. einer Extremsportart werden läßt, und da ich in diesem Jahr mehr denn je entschlossen bin, mich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen und meine Barfüßerei auch gegen fühlbarere gesellschaftliche Widerstände durchzusetzen, sammel ich schon mal wieder pfiffige Argumente für den Alltag. Was in diesem Forum schon diskutiert wurde, brauche ich nicht zu wiederholen, und wirklich neu sind die Ideen da unten ehrlich gesagt auch nicht. Aber warum soll ich nicht auch mal schreiben, was mir gerade so zum Thema Barfuß durchn Kopp geht.
1. Hygiene
Spruch eines Kollegen, der mich (=barfuß) neulich auf dem Flur beiläufig fragt "Hasse keine Angst Dir da was einzufangen?"
O.K., reden wir über Mikrobiologie. Machen wir uns bitte mal die ekelerregend hohe Dichte von Keimen auf Computertastaturen, Türgriffen, Telefonen, Lichtschaltern und piepapo bewußt. Es ist leider keine Übertreibung, dass die vielzitierten Bahnhofsklos im Schnitt weniger fiese kleine Bakterien und Pilze aufweisen als Tastaturen.
Warum klagen dann aber so viele Menschen (zurecht) über die Gefahren des Fußpilz, aber niemand über "Handpilz"? Antwort: Unsere Hände sind VOLL mit Keimen of any color and any kind. Die Viecher haben aber kaum eine Chance, sich zu anständigen Krankheiten zu entwickeln, weil sie sich in dem relativ trockenen und kühlen Ambiente der Haut unserer Hände nicht optimal entwickeln können.
Nächste Frage: Warum werden Leute krank, wenn sie über einen langen Zeitraum nicht mal ein bißchen "frische Luft schnappen" können? Was unterscheidet die gesunde "frische Luft" eigentlich von krankmachender "nicht-frischer Luft"? Antwort: Es ist nicht der Sauerstoffanteil. Frische Luft enthält allerlei Keime, mit denen sich das Immunsystem unseres Körpers auseinandersetzen kann. In den meisten Fällen gewinnt das Immunsystem diesen Kampf und macht dann nicht nur den Krankheitserreger platt, sondern lernt auch gleichzeitig, wie es nächstesmal mit Eindringlingen dieser Art kurzen Prozess machen kann. Wer lange Zeit unter sterilen Bedingungen gelebt hat, hat ihr/sein Immunsystem nicht trainiert. Das nichttrainierte Immunsystem ist mit der Vielzahl der "neuen" Keime überfordert und macht die Grätsche. Der Mensch wird krank.
Klar, dass wir über die nackten Sohlen mehr und andere Keime aufnehmen, als in luftdichter Fußverpackung. Aber wehe dem stets beschuhten Fuß, wenn er denn dann doch einmal mit Keimen in Berührung kommt - was sich definitiv nicht vermeiden läßt.
Also, lieber Kollege, ich werde mir mit Sicherheit "was einfangen" - wahrscheinlich sogar etwas mehr als Du. Aber meine Füße sind stets trocken und angenehm kühl, und die Immunabwehr funktioniert ganz natürlich und perfekt. Wenn ich mir was einfange, gipps kurz Haue für die Bazillen und dann ist Ruhe. Wenn Du Dir was einfängst, hast Du ein Problem.

2. Kälte
Meine Mami befürchtete in natürlicher mütterlicher Sorge stets, man könne sich von zuviel Barfußlaufen eine Blasenentzündung holen (Inzwischen ist sie auch schlauer geworden.) Lange Zeit habe ich mir immer die Frage gestellt, warum ich dann bei kaltem Wetter keine Lungenentzündung bekäme, wenn ich ohne Handschuhe rumlaufe: Der Weg von der Hand zur Lunge ist doch wesentlich kürzer, als der vom Fuß zur Blase.
Mein kindlicher Erklärungsversuch lautete, dass es wohl in unseren Beinen eine ganz besondere Art von Adern geben müsse, die die Kälte des Bodens besonders gut von unten nach oben und direkt zur Blase leiten würde, ohne dass das dazwischenliegende Gewebe davon betroffen wäre. Ein Biologiestudium später und einige gegenteilige Erfahrungen reicher, mußte ich diese Hypothese leider verwerfen: Ich kann mich stundenlang bei relativ niedrigen Temperaturen barfuß draußen bewegen, ohne überhaupt kalte Füße zu bekommen, geschweige denn, dass die Beine und erst recht nicht sonstige Teile abfrieren.
Da viele Mitmenschen aber immer noch der Überzeugung sind, hier noch mal ganz deutlich: Die Blase entzündet sich, wenn Ihr Euch in der Körperregion nicht warm genug anzieht! Dann kühlt ihr da aus. Dann könnt’s auch `ne Entzündung geben. Um aber die Blase von den Füssen aus soweit runterzukühlen, dass sie sich entzündet, müßt Ihr Euch aber erstmal richtig tüchtig den A.... abfrieren. Vielleicht hilft’s, sich ein paar Stunden in einen kalten Gebirgsbach zu stellen.

3. Schutz/Sicherheit
Als ich radfahren gelernt habe, bin ich ein paarmal heftig auf die Fresse gefallen. Inzwischen (35 Jahre später) weiß ich, wo mögliche Gefahrenquellen liegen und gondel elegant drumrum. So ähnlich ist’s beim Barfußlaufen auch: Du bist einfach wacher und meidest Gefahrenquellen mit schlafwandlerischer Sicherheit, tritts leichter auf, reagierst schneller, wenn da was Spitzes ist.
Mein jüngste Erfahrung: Ich habe vorgestern zum ersten Mal einen Umzug barfüßig erledigt - nicht nur ohne Verletzung, sondern auch mit einem ungeahnten Gefühl der Sicherheit. Es ist nämlich toll, wenn man eine Waschmaschine treppab wuchtet und mangels Sicht die Treppenstufen und ihre je unterschiedliche Rutschfestigkeit direkt, online, unbewußt und gerade deshalb völlig sicher wahrnimmt. Schuhe sind viel gefährlicher!
Glücklicherweise ist das hier aber nur das Forum für barfüßige Lebensart, nicht das Forum für militante, dogmatische barfüßige Idioten. Die meisten Barfüßer hier sind schlau genug, zu entscheiden, wann Schuhe zweckmäßigen Schutz bieten können und müssen.
Mist, die Pflicht ruft, ich muß aufhören.
Ha luego
Mercator

*LOL* Einfach Klasse, Dein Bericht!!

Gruß Berni(N)


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