Flipflop-Trend = weniger barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Friday, 15.08.2003, 16:49 (vor 7716 Tagen) @ Christine

Diesen Flipflop-Trend habe ich auch beobachtet. In London fiel mir das ungefähr ein Jahr eher auf als in der Schweiz. Besonders in der Londoner U-Bahn ist mir das aufgefallen. Da ich vorher noch nicht in London gewesen war, habe ich die Schuhmode als "typisch britisch" angesehen, quasi als Ablösung der noch früheren "Schirm-Charme-und Melonen-Ära". Aber offensichtlich war England der Schweiz nur ein wenig voraus.
Früher kannte ich diese Flipflops nur unter dem Begriff "Badelatschen". 1977 bis 1986 habe ich sie getragen, aber nur unter der Dusche! Warum gerade dort? Nicht etwa wegen Fußpilz. Während dieser Zeit war ich jeweils in den Sommersemesterferien in einem Hamburger Unternehmen als Aushilfslaborant im Schichtdienst beschäftigt. Hergestellt wurde das, was beim Barfußlaufen auf der Straße zumindest teilweise für eine "Vermohrung" der Fußsohlen sorgt, nämlich das schwarze Pigment im Gummireifen: Ruß! Beim Arbeiten in diesem Betrieb wurde man trotz Schutzkleidung überall schwarz, Laboranten natürlich weniger als Lagerarbeiter. Trotzdem mußte auch ich mich nach Schichtende jeden Tag duschen. Eine Woche lang glaubte ich, ohne Latschen auszukommen, aber es ging nicht. Wer barfuß aus dem Duschraum zum Umkleideschrank ging, holte sich wieder schwarze Füße. Danach lief auch ich ebenso wie die ständigen Mitarbeiter nur noch mit Schlarpen zum Duschen. Es dauerte übrigens ein halbes Jahr, bis ich meine Füße total vom "Mohr" befreit hatte. Falls jemand jetzt Lust verspürt, bei dem Rußwerk als Lagerarbeiter barfuß die Arbeit zu verrichten, den muß ich enttäuschen. Nicht etwa, weil die Betriebsordnung es nicht zuläßt (Es gab zwar ein Helm-, jedoch kein Schuhobligatorium im Betrieb), sondern weil das Werk vor einigen Jahren abgerissen wurde.
Meine heutigen Flipflops habe ich mir übrigens nicht gekauft, sondern sie sind mir beim Baden im Aabach regelrecht zugeschwommen, vermutlich aus einem Boot, von denen es dort viele gibt, gefallen. Nachdem ich sie am Ufer deutlich sichtbar abgestellt hatte und eine Woche später sie noch keiner abgeholt hatte, nahm ich sie mit (das ist kein Diebstahl, sondern höchstens Fundsachenunterschlagung, meines Erachtens aber "eigenmächtige Säuberung der Umwelt"). Bloß wozu sollte ich sie tragen? Bewährt haben sie sich etwa beim Radfahren, auch bei Strecken über 100 km, etwa zur EXPO, bei längeren Spaziergängen auf Asphalt und auch beim Überqueren von Bächen, wenn der Untergrund etwa mit Scherben übersät ist. Nicht geeignet waren sie dagegen beim Wandern in den Bergen.; bergauf rutschte man heraus, und bergab schmerzte doch der Steg in der "Schwimmhaut" zwischen den Zehen. Trotzdem habe ich sie auch in den Bergen dabei, speziell im Tessin. Wenn man etwa im Schlafsack (ohne Zelt, wie ich es öfters tue) irgendwo im Freien übernachtet und nachts aufwacht und nach einer "Toilette" verlangt, dann sind Flipflops sicher vorteilhaft, sehr schnell hat man sie an. Wenn man keine dabei hat, sondern nur Wander- oder Turnschuhe, die man im Dunkeln nur umständlich anziehen kann, dann unterbleibt es. Barfuß in einen "Maroni-Igel" (Stachelschale der echten Kastanie) treten ist sicher kein Vergnügen. Und im Tessin gibt es dergleichen viele! Andererseits kann man Flipflops auch sehr schnell ausziehen. Seitdem ich sie habe, laufe ich auch etwas häufiger "richtig" barfuß als früher und nicht etwa seltener, weil Flioflops barfußähnlicher sind als andere Schuhe. Wenn etwa ein Feldweg halbwegs trocken, halbwegs matschig ist, würde ich die Flipflops in die Hand nehmen und durch den Matsch "stiefeln". Wenn dann der Weg barfußfeindlich wird, ziehe ich die Flipflops wieder an, ohne mir die Füße abtrocknen zu müssen. Hätte ich andere wasserempfindliche Schuhe angehabt, so hätte ich mich bemüht, auf dem trockenen Teil des Weges mich durchzubalancieren. Schuhe ausziehen und (da ich längst nicht immer ein Handtuch parat habe) dann wieder naß in die Schuhe zu steigen, unterbleibt. Blasen wären vorprogrammiert. Mit Flipflops habe ich mir noch nie Blasen geholt, mit "richtigen" Schuhen, auch Sandalen, oft.
Wenn ich mich früher in einem Fluß treiben ließ und dann durch unwegsames Gelände zurückmußte (oder auch umgekehrt), trug ich ausrangierte Turnschuhe, auch beim Schwimmen. Wie sollte ich auch anders, außer ich täte die Schuhe in einen Sack. Mit Flipflops an den Füßen kann ich zwar nicht schwimmen, aber sie lassen sich mühelos zwischen Bauch und Badehose klemmen. Somit übernehmen sie beinahe die Funktion einer Schwimmweste. Weiterhin kann man beim Liegen in der Sonne als Ersatz für ein Kopfkissen einen Flipflop unter den Kopf legen. Wer hätte gedacht, daß man Schuhe derart sinnvoll zweckentfremdet einsetzen kann! Das ist sicher nichts für einen "Immerbarfüßer". Wenn er mit einem "Flipflop-Kopfkissen" beobachtet wird, könnte er verdächtigt werden, heimlich doch einmal Schuhe zu tragen.
Ich möchte mich mit niemanden darüber streiten, ob Flipflopträger Halbbarfüßer, Fast-Barfüßer oder So-gut-wie-Barfüßer sind, dann hätte ich Jura studieren müssen statt Chemie. Trotzdem möchte ich daran erinnern, daß es einen Zustand gibt, wo man barfüßiger ist als in Flipflops aber längst noch nicht ganz barfuß, und auf den Zustand bewege ich mich, wenn ich nicht rasch handle: Der Zustand ist dann erreicht, wenn man mit Flipflops unterwegs ist, bei denen die Sohle durchgewetzt ist. Ich werde mir wohl neue Schlarpen anschaffen. Ich möchte nicht mit dem "Cowboy" in Verbindung gebracht werden, der "meilenweit für einen bestimmten Glimmstengel geht" und sich in der Werbung mit Stiefeln zeigt, bei deren Sohle derart löchrig ist, daß man es dem guten Mann glaubt. Immerhin bin ich Nichtraucher.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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