Flipflop-Trend = weniger barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Christine, Friday, 15.08.2003, 07:34 (vor 7717 Tagen) @ Lotsi

Hi Lotsi!

Ich glaub, das hast Du ganz richtig beobachtet, wie auch unten Andi schreibt: Flipflops sind so barfußähnlich, daß sie normalerweise das Bedürfnis nach echter Barfüßigkeit vergessen lassen, zumal sie den Bedürfnis der meisten Leute nach Schutz für die doch sensiblen Fußsohlen entgegenkommen (Du kennst solche Probleme offenbar nicht; haben Dir die Füße noch nie auf unebenem Untergrund wehgetan?). In früheren, ärmeren Zeiten, als jedes Kind nur ein Paar fester Halbschuhe hatte, war es für Kids selbstverständlich, im Sommer diese zu schonen und die Füße nicht dem Schwitzen auszusetzen, sondern barfuß zu gehen. Heute steigen sie denn im Mai eben auf Flipflops um. Aber die Sache hat doch auch ein Gutes: Früher gingen im Sommer 60% der Leute mit festen Schuhen, 39,9% mit Sandalen oder Schlappen und vielleicht 0,1% barfuß: Jetzt sind es schätzungsweise 20% mit festen Schuhen, 79,99% mit Schlappen/Flipflops und 0,01% barfuß. Kein Mensch fragt sich mehr (wie auch ich zugegebenermaßen früher), ob man mit "Badelatschen" zum Einkaufen oder gar in ein Restaurant gehen kann. Auch orthopädisch sollen die Dinger ja gut sein, weil sie den Fuß zum "Arbeiten" zwingen, obwohl ich sie nicht ganz so gut leiden kann, weil ich immer das Gefühl habe, sie zu verlieren, und den Fuß in einer etwas verbogenen Haltung halten muß, um sie "festzuhalten" und dabei etwas verkrampfe.
Eine Bestätigung des von Dir beobachteten Anti-Barfuß-Trend kann ich Dir noch aus folgender Erfahrung geben: Ich geh im Sommer ziemlich viel in Freibäder, und dort kamen früher bestimmt die Hälfte der Leute barfuß aus der Umkleide, heute gehen (von Kids abgesehen, selbst bei Teenagern dominiert der Flipflop) bestimmt 95% mit Schlappen. Dem entspricht das Verkommen der Liegewiesen: Früher achteten Bademeister peinlichst darauf, daß kein Müll oder Glasscherben rumlagen, und der Rasen wurde gepflegt; heute dagegen müllt jeder munter um sich rum, Metalldosen werden zusammengetreten und im hochwachsenden Gras liegengelassen, so daß man froh sein darf, wenn man mit nackten Füßen nur -wie ich zuletzt- in den Ketchuprest des Wurstdeckels latscht, und alles ist zugewuchert von Unkraut und einem distelartigen Zeugs. Da kann einem die Freude am Barfußlaufen - was doch im Schwimmbad ohne Zweifel das natürlichste ist - wirklich vergehen. Wenn man dann einen der Badaufseher drauf aufmerksam macht, daß der Rasen ein wenig Pflege vertragen könnte, um angenehmer für nackte Füße zu sein, wird man darauf verwiesen, daß das doch ganz überflüssig sei und daß der Kiosk im Schwimmbad Flipflops für ein paar Euro verkauft (das zwingendste Argument gegen das naheliegende Prinzip "Schuhe ins Schließfach und ganz barfuß" sind aber erst die vollgesifften Toiletten). Eine Frau mittleren Alters stand zuletzt unmittelbar vor dem Becken, wo fast alle ihre Schuhe ausziehen, qualmte Zigaretten und entsorgte die Kippen einfach auf den Boden - ohne sie auszutreten, obwohl sie hochhackige Sandalen trug. Auf meinen dezenten Hinweis meinte sie nur, daß im Schwimmbad ja wohl kein Waldbrand drohe, und als ich dann sagte, daß hier doch ein paar Leute barfuß wären, meinte sie nur: "Das ist halt das natürliche Risiko des Barfußlaufenden". Ich sehe eigentlich nicht ein, daß ich auf dem nassen Boden bis zum Beckenrand Schuhe tragen soll, damit solche Leute ungestört rummüllen können. Die sollte man wirklich ein halbes Jahr zwangsweise barfuß durch den Müll von ihnen und ihresgleichen laufen lassen. Aber das alles ist meiner Meinung nach auch eine indirekte Folge des Flipfloptrends.

Grüße von Christine
(die sich zumindest in der eigen Wohnung,wo keiner rummüllt das Barfußlaufen nicht vermiesen läßt)


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