Barfüßige Begegnung in nordischer Einsamkeit (Hobby? Barfuß! 2)

unci @, Monday, 11.08.2003, 10:37 (vor 7720 Tagen) @ Bernd A

Ich startete meine Wandertour in der norwegischen Kleinstadt Röros, ca. 50km von der schwedischen Grenze, südöstlich von Trondheim und wanderte durch den Femundmarka-Nasjonalpark nach Schweden durch das Rogens-Naturreservat zur Fjällstation Grövelsjön.

Röros war ich auch schon mal, aber bei schnürlregen, das war nur ein 2-stunden-aufenthalt oder so.

Der Nachtzug über Köln-Dortmund Bremen nach Hamburg hatte in Mainz bereits 20 Minuten Verspätung. Kein Problem, dachte ich! Ich habe in Hamburg ja 45 Minuten Zeit zum Anschluss nach Kobenhagen.
Aber der Reihe nach, der Zug war hoffnungslos überfüllt, die Leute lagen teilweise übereinander gestapelt in den Gängen - das ist nicht übertrieben! Nachdem ich eine Frau von meinem reservierten Sitzplatz "vertrieben" hatte, konnte ich mich wenigstens etwas zurücklehnen, wenn auch nicht schlafen.

Ich reserviere sonst nie, wenn ich nicht muss, bei nachtzügen jedoch immer und im allgemeinen liegewagen.

So bekam ich praktisch einen vollen Tag, um mir auf Bahnkosten Hamburg anzuschauen - auch nicht schlecht!

Ist doch auch was, wenn du es nicht eilig hast :)

Doch dann begann das, was man sich gerne unter entspanntem Bahnfahren vorstellt. Zügiges dahingleiten, zurücklehnen, die vorbeiziehende Landschaft genießen, kleine Ortschaften, weite Wälder und Seen. Und man glaubt es kaum - bis Oslo hatte der Zug die ganze Verspätung aufgeholt, lief auf die Minute pünktlich in den Bahnhof ein. Sind die skandinavischen Fahrpläne womöglich besser durchdacht, als die unsrigen??

Habe ich auch schon erlebt. Es scheint jedenfalls sehr viel reserve in den fahrplänen Malmö - Oslo zu stecken. Ich war einmal per tagzug, zweimal per nachtzug dort (davon einmal mit dem "Alfred Nobel" aus Hamburg, der leider nur wenige jahre fuhr).

Bei meiner letzten reise nach Oslo habe ich mich aus tariflichen gründen für das schiff entschieden (ColorLine Kiel - Oslo), was nur den einzigen nachteil hat, dass das ColorLine Terminal in Oslo ziemlich weit von allem anderen entfernt war. Mangels busanschluss, der auch fährt, wenn das schiff anlegt, schloss sich eine wanderung bis zur nächsten straßenbahnhaltestelle an.

Der Nachtzug nach Trondheim stand in Oslo schon am Gleis, man hatte also jede Menge Zeit, sich gemütlich im Schlafwagenabteil einzurichten. Nicht so wie bei uns, wo man noch in der Tür klemmt, wenn der Zug schon abfährt, weil er Verspätung aufholen muss, die eine Hand im Zug am Haltegriff, die andere mit dem Koffer flattert noch irgendwo draußen im Fahrtwind...

Kann ich in Graz auch haben, der EN Zürichsee wird zwei stunden vor abfahrt bereitgestellt :) Wenn ich allerdings woanders als nach Zürich über nacht will, wird das sehr mühsam.

Nun weiß ja jeder: "Ingenting er billig i norge!" (Nichts ist billig in Norwegen) Doch! Bahnfahren! Zumindest im Schlafwagen. Ein Platz im 3-Bett-Schlafwagen-Kupe kostet zum Beispiel knapp die Hälfte, als in einem 6-Bett-Liegeabteil bei uns!

In der tat, hoffen wir, dass es so bleibt - es gibt gerüchte, dass die NSB ihre nachtzüge deutlich einschränken wolle.

(Um die Ehre deutscher Bahnhöfe zu retten: Der von Kobenhagen ist so ziemlich der schmutzigste, den ich bisher gesehen habe, Stockholm ist ein einziges Menschengewimmel)

Kopenhagen gefiel mir eigentlich; Oslo S war dagegen bei meinen meisten besuchen eine großbaustelle. Oder sind sie inzwischen fertig?

So konnte ich die 1,5 Stunden Wartezeit müßig verbringen, bevor der Regionalzug auf die 3-stündige Fahrt nach Röros abfuhr, durch eine traumhaft schöne Landschaft.

Oslo - Røros geht auch schneller als über Trondheim .... Allerdings ist Trondheim mehr als 1,5 stunden wert.

Einige Zeit später höre ich hinter mir wieder Schritte, es sind die beiden Wanderer von vorhin. Es sind zwei junge Frauen. Beim näher kommen höre ich, dass es Deutsche sind und als sie mich überholen sehe ich, dass eine der Frauen ebenfalls barfuß wandert. Natürlich kommen wir ins Gespräch, sie machen nur Tagestouren vom Auto aus und die eine zieht es eben vor, wie ich, wo es angenehm erscheint, barfuß zu wandern. "In jedem Falle besser, als Blasen von den Schuhen", meinte sie.

Ich habe in Norwegen auch viele deutsche getroffen - einmal sogar einen schulfreund, mit dem ich mich *nicht* verabredet hatte :) Aber wenn die wege so barfußfreundlich sind, möchte ich sie auch gerne mal ausprobieren. Welche saison hat denn nicht so viele mücken?

Danke für den schönen bericht!


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