Barfuß im Stubaital (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 31.07.2003, 22:06 (vor 7731 Tagen) @ Franz (S)

Hi Franz!

Auch für mich war es früher illusorisch, barfuß in den Bergen herumzukraxeln. Wenn ich in den Bergen war, waren auf jeden Fall entweder feste Wanderschuhe an den Füßen montiert oder im Winter Schistiefel, Moonboots oder sonstiges Schuhwerk - selbstverständlich mit Socken.
Heute muß ich sagen, daß ich es wirklich bedauernswert finde, niemals einen Barfußausflug in den Bergen unternommen zu haben. Nun kann es daran liegen, daß niemand in meinem Bekanntenkreis dabei ist, der auch wie ich so narrisch auf das Barfußlaufen abfährt.

Mir geht es genauso; in meiner Heimat bin ich schier der einzige! Alle meine Barfußbekanntschaften sind ausschließlich über das Forum zustande gekommen.

Heute ist es mir wurscht, ob man mir wieder gutgemeinte Ratschläge à lá Hans der Besockte geben will. Hans hatte mir letztes Wochenende wieder einiges über das Barfußlaufen erzählt. Dann meinte er auch noch, daß er meinen Fußschmuck nicht mag. Nun, ich mag auch seinen Geschmack in puncto Kleidung nicht so sehr, halte ihm das allerdings niemals so vor wie er mir mein "Barfußtick". Ich lasse ihn halt reden.

Die Menschen sind halt verschieden. Ich wiederum war von Deinem Fußschmuck so angetan, daß ich ihn mit Ausnahme der Zehenringe von Dir übernommen habe.

Samstag in der Frühe kam Markus zu mir und wir fuhren gleich los. Natürlich hatte er wie auch ich keine Schuhe oder sonstige Fremdkörper an den Füßen - abgesehen von unserem Fußschmuck.

Wenn man erst gar keine Schuhe mitnimmt und sich mehrere hundert Kilometer von ihnen entfernt, ist es am allerbesten: Man läuft so selbstverständlich barfuß, als trüge man niemals Schuhe!

So ist auch meine Einstellung. Meine Schuhe sind schön verstaut, so daß ich erst gar nicht darüber stolpern kann. Das einzige "Schuhwerk" sind meine Flip Flops, welche ich stets im Kofferraum meines Luxusschlittens liegen habe.
Für mich ist es sowieso das Normalste auf der Welt, barfuß zu laufen und dabei denke ich überhaupt nicht mehr nach, weil es eben das Normalste auf der Welt für mich ist.

So geht es mir auch. Barfuß fühle ich mich am wohlsten; in Schuhen empfinde ich hingegen Unbehagen - was allerdings auch zur Folge hat, daß ich mir bei starkem Unbehagen lieber Schuhe anziehe! Barfuß ist bei mir jedoch der Normalzustand, und wenn ich nicht doch hin und wieder Kompromisse mit den gesellschaftlichen Konventionen eingehen müßte, hätte ich vielleicht gar keine Schiuhe mehr!

Wir nahmen also Platz in einer Gondel. Wir saßen ganz alleine dort drin und genießten das wunderbare Panorama.

Ich war auch noch niemals zuvor barfuß einen Berg hinauf gegondelt, obwohl ich anders als Franz auch früher schon nicht im Winter, sondern nur im Sommer in den Bergen gewesen war.

Ebend! Ich auch nicht, auch nicht in der wärmeren Jahreszeit.
Die Gondelfahrt hatte an diesem Samstag ebenfalls Premiere. Aber es war einfach geil!

Von nun an werde ich nur noch barfuß gondeln (wozu ich ohnehin nicht oft Gelegenheit habe).

Wir stiegen dann an der Mittelstation aus und begaben uns auf dem Weg Richtung Schlicker Alm. Der Weg führte über Wiesen und war zumeist ganz angenehm zum laufen. Zum Glück sind Markus und ich schon sehr geübte Barfußläufer, so machten uns die vereinzelten Disteln, welche meistens recht klein und nicht gleich zu sehen waren. Ab und zu stupfte es etwas unangenehm an den Zehen und man mußte sogar einige Male vereinzelte Stacheln von den Zehen entfernen, aber sonst war das Barfuß gehen dort herrlich. Vereinzelte Wanderer - ausgerüstet mit Bergstiefeln, Stöcken und Rucksäcken - schauten auch immer sehr verwundert zu uns und der Blick richtete sich natürlich auf unsere nackten Füße, vor allem Kinder, welche meistens dabei waren. Wir vermißten beide irgendwelche Kommentare der Leute. Ich denke, daß sie sich mit unseren nackten Füßen beschäftigt hatten, als sie schon eine gewisse Entfernung zu uns erreicht hatten.

Das denke ich mir auch. Franz und ich hatten großen Spaß, als wir uns ausmalten, was diese Leute wohl bei ihrem nächsten Kaffeekränzchen darüber erzählen könnten...

Richtig! Ich kann mir das auch recht gut ausmalen. Man sollte manchmal Mäuschen sein, um bei den Leuten zu spionieren. Ich glaube, man käme dabei voll auf seine Kosten.
"Paula, möchtest Du noch ein Stückchen Kuchen?""Ja, bitte, Evelyn, aber nicht so viel Obers, ich muß doch auf meine Linie achten. Stellt Euch vor, als ich mit meinem Mann und meinen beiden Kindern letzten Samstag...danke für den Kuchen. Kaffee? Gerne...also, am Samstag, als wir in Fulpmes im Gebirge waren, stellt Euch das vor: da sind doch zwei junge Männer... nein, bitte keinen Zucker in meinen Kaffee!...also, zwei Männer die Galtalm hochlaufen und sie waren barfuß! Wie kann man so etwas tun? Meinem Willi würde so etwas niemals einfallen. Man kann es ja auch übertreiben, aber barfuß ins Gebirge...also nee, sowas tut man doch nicht..." usw. Ich könnte noch ewig so weiterschreiben.

Vielleicht entsteht ja mal ein lustiger kleiner Band mit dem Titel: "Tante Paula und die Barfußläufer. Lustige Geschichten über Barfußbegegnungen zu ungewöhnlichen Gelegenheiten." Die Vorlagen bietet der eigene "barfüßige Alltag"!

Für das barfüßige Wandern in den Bergen gibt es leider kaum Vorbilder, und was die Leute nicht sehen, können sie sich auch nicht vorstellen. Dementsprechend kann man solch herrlich verwunderte Gesichter wie am Samstag auch nur beobachten, wenn die Leute ohne jede Vorbereitung etwas sehen, was sie sich nicht vorstellen können.

Das ist der springende Punkt. Darum wäre ich dafür, daß man auch einmal in den Alpen ein Barfußtreffen organisieren würde, um eben diesem Mißstand Einhalt gebieten zu können. Wenn ich aber an vergangene Ideen denke wie die "Barfußparade", wo absolut nichts Konstruktives dabei herausgekommen ist, kann ich mir denken, wie so ein alpiner Barfußtreff fruchten würde. Ich würde mich freuen, wenn ich ich irrte. Vielleicht könnte da auch Lorenz Tips geben.
So könnte man dieses ungewöhnliche Bild "Barfuß den Berg auffikraxln"
in den Bergen populär machen oder zumindest einen Teil dazu beitragen.
Es wäre nett, wenn sich Tiroler melden würden, die auch gerne barfuß laufen.

Vielleicht veranstaltet ja jemand das nächste Sommertreffen in Tirol oder auch in Appenzell (wo man dann barfuß auf den 2502 m hohen Säntis hinaufkraxeln könnte). Im Jahre 2002 sind ja tatsächlich ein paar Barfüßer aus dem Forum auf den Zirbitzkogel in der Steiermark gestiegen. Leider war ich nicht dabeigewesen.

Die Wanderung im Stubaital werden wir beide auf jeden Fall fortsetzen, allerdings erst irgendwann im September. Hierzu werde ich dann schauen, daß wir oben auf der Schlicker Alm ein Zimmer zum Übernachten bekommen. So hätten wir dann einen hervorragenden Ausgangspunkt zum Wandern. Hoffentlich macht das Wetter bis dahin mit.

Auf diese Fortsetzung freue ich mich schon! Zuvor möchte ich im August freilich gern eine Woche an der Ostsee verbringen.

Da möchte ich auch mal hin - Warnemünde oder so. Ich war ja schon mal mit Hans dort - ich habe Dir ja davon erzählt. Meine Zeit, welche ich leider nicht habe, macht mir diesbezüglich einen dicken Strich durch die Rechnung. Aber das Wochenende in Innsbruck und Stubaital machen wir auf jeden Fall.

Jawoll!

Diese Wanderung dort kann ich jedem empfehlen, der einigermaßen gut trainierte Füße hat - ich möchte damit sagen, daß die Lederhaut an den Fußsohlen schon gut ausgeprägt sein sollte, denn sonst hatte man dort oben sicherlich Probleme beim Gehen und dann wäre der ganze Spaß schnell vorbei.

Das ist wahr - die Wiesen sind "nicht ganz ohne" (ich bin sogar auf eine Biene getreten, was aber dank besagter Lederhaut nicht weiter schlimm war), also für Anfänger denkbar ungeeignet, und ansonsten gibt es nur solide geschotterte Wege, welche für geübte Barfußläufer allerdings ganz passabel zu begehen sind (wir zogen dennoch die Wiese vor, um schneller nach unten zu gelangen, weil wir die letzte Gondel nach unten nicht verpassen wollten).

War das tatsächlich eine Biene? Die Hauptsache war, daß Du keine Probleme hattest.

Ich spürte jedenfalls einen Stich in der Fußwölbung, konnte dann aber keinen Dorn oder so entdekken. Tags drauf wars gerötet und hat gejuckt, aber bis zum Abend war alles verschwunden.

Ich muß noch schmunzeln, wenn ich heute noch an unserem eigenen "Almabtrieb" denke, als wir zur Mittelstation zurück mußten. An einem kompletten Wochenende haben wir auf jeden Fall mehr Zeit.

Das war toll, wie schnell wir bergab liefen. Am Ende hatten wir ein fett beschuhtes Paar, das uns weit voraus gewesen war, überholt.

Übrigens habe ich die Bilder. Ich maile Dir ein paar gute Bilder per email zu. Natürlich bekommst Du auch noch richtige Abzüge davon.

Auf die Bilder freue ich mich schon riesig!

Barfüßige wolkige Sommergrüße
Franz

Nächtliche Barfußgrüße,
Markus U.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion