Barfuß für Kinder im Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg (Hobby? Barfuß! 2)

Kai (WN) ⌂ @, Stammposter, Tuesday, 29.07.2003, 22:12 (vor 7733 Tagen)

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Hallo zusammen,

nachfolgender Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe des Evangelischen Gemeindeblattes für Württemberg (aus dem Verlag meines Brötchengebers) erschienen. Der Autor, Christian Badel, hat dabei einige Anleihen von Lorenz' Familienseite genommen und sich auch bei mir mit 'nem Zitat bedient. Sei ihm gegönnt, der Beitrag passt gut in den Sommer.

Grüße
Kai
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EVANGELISCHES GEMEINDEBLATT FÜR WÜRTTEMBERG, Ausgabe 30.31/2003, Seite 13, Rubrik Familie

(www.evanggemeindeblatt.de)

Wie "Heidi und Geißenpeter"

Barfußlaufen als Sommererlebnis für Kinder

Das ganze Jahr über sind die Füße einpackt in Schuhe aus Leder, Gummi oder Stoff. Eingezwängt und verschnürt in solche Behälter, bekommen die Füße nur selten Luft. Dabei hat jeder Mensch auch in den Fußsohlen Sinneszellen. Für die meisten Menschen ist Barfußlaufen eine sehr ungewohnte Angelegenheit. Außerhalb der eigenen vier Wände - und da häufig auch nur im Bad oder im Schlafzimmer - ist Barfußlaufen wenig verbreitet. Nur im Urlaub am Strand ist Barfußlaufen üblich. Das erscheint uns normal, ist es aber noch gar nicht so lange.


Der Schuh als Luxus

Zu Zeiten von Sebastian Kneipp, dem bekannten Kurdoktor und Erfinder der Kneipp-Kuren, war es noch nicht normal, dass jeder Schuhe trug. Nur die reichen Leute konnten es sich leisten, in feinen Schuhen umherzugehen.


Auf dem Lande ging man barfuß. In die Schule, zur Kirche waren die Wege sehr weit; die Eltern gaben den Kindern ein Stück Brot und einige Äpfel als Wegzehrung, und auch Schuhe und Strümpfe als Fußbekleidung. Doch diese hingen bis kurz vor der Schultür oder der Kirche über der Schulter. Zu jeder Jahreszeit liefen die Kinder lieber barfuß herum. Nur im Winter, wenn es sehr kalt wurde, dann zog man die Schuhe an. Wenn man dann doch einmal die Schuhe auszieht, kann man eine erstaunliche Entdeckung machen. Plötzlich merkt man dann, wie unterschiedlich sich Untergründe anfühlen können. Im Freien fühlt man Wärme und Kälte, Hartes und Weiches, die Spröde eines ausgetrockneten Bodens oder Feuchtigkeit.


Für Beine und Füße gibt es ganz unterschiedliche Bezeichnungen, darunter auch ziemlich lustige. Einige Beispiele gefällig? Sauerkrautstampfer, Hinterkeulen, Haxen, Gurken, Stelzen, Käsequanten, Quadratlatschen, Plattfüße, Säbelbeine, Krücken, Streichholzbeine, X-Beine, 0-Beine, Stachelbeerwaden, Latschen, Entenfüße.


Aber mit den Füßen kann man noch mehr machen als einfach nur laufen, denkt mal an die Affen im Zoo - die sind da viel geschickter als wir Menschen. Ganz so gut können wir das nicht mehr, aber ihr werdet staunen, was man mit etwas Ubung schaffen kann.


Zehenspiele für Barfußläufer

Der coole Tipp für Faule: Wenn einmal ein Gegenstand herunterfällt, brauchst du dich nicht zu bücken, du kannst ihn auch mit den Zehen aufheben. Das macht Spaß und kräftigt dazu noch die Fußmuskeln. Probier es doch einmal aus, dann wirst du feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, wie es im ersten Moment scheint. Man kann daraus auch ein Spiel machen:


1. Stöckchen weiterreichen

Gar nicht schwierig ist das Weitergeben eines Stöckchens (etwa ein Zentimeter dick) von Fuß zu Fuß. Dieses kann zwischen zwei oder auch mehr Personen hin- und hergehen, wobei man mit den Füßen abwechseln sollte. Die Teilnehmer können auch in einer Reihe stehen und das Stöckchen weiterreichen. Wenn das gut klappt, kann man auch die Schwierigkeit erhöhen. Es werden dann Gruppen gebildet, die wetteifern, welche das Stöckchen am seltensten fallen lässt.


2. Tuchziehen

Zwei Kinder sitzen sich so gegenüber, dass sie ein in der Mitte liegendes Tuch gut mit den Zehen erreichen können.. Am besten nimmt man ein dickeres Handtuch, das lässt sich besser greifen. Auf Kommando greifen beide mit den Zehen danach und versuchen, es jeweils auf die eigene Seite zu ziehen. Noch ein Tipp:


3. Die Gehschule

Wenn man barfuß geht, dann merkt man, wie empfindlich unsere Fußsohlen eigentlich sind. Man kann den Untergrund genau erspüren. Probier es einfach einmal aus. Versuch doch einmal ohne Hinzusehen zu erraten, worauf du läufst. Dazu wird eine kleine Laufstrecke vorbereitet. Man nennt das auch ,,Gehschule".

Und so geht es: Der Weg wird jeweils etwa 40 Zentimeter breit mit verschiedenen Dingen (Gras, Tannennadeln, Rinde, Steinchen, Blätter, kleinen Asten, Sand, Erde usw.) bestreut. Dann werden einem Kind beide Augen verbunden. Vorsichtig wird es über die Gehschule geführt. Ändert sich der Untergrund, muss man nur durch Tasten der Füße erraten, worauf man läuft. Du kannst auch flache Schalen oder Schüsseln aus Plastik verwenden. Dann lässt sich die Reihenfolge leichter verändern. Du wechselst dann einfach nur die Schüsseln aus. In eine Schüssel kannst du auch Wasser oder feuchte Erde füllen.

Barfußlaufen macht Spaß, erfordert aber auch Sorgfalt. Achtet unbedingt darauf, dass der Untergrund frei von Scherben, Nägeln oder sonstigem Unrat ist. Allzuschnell kann sonst aus dem Spaß eine unliebsame Verletzung werden!

Autor: Christian Badel, Berlin

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