Barfuß im Stubaital (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 24.07.2003, 23:36 (vor 7738 Tagen) @ Franz (S)

Hi Franz!

Markus U. und ich verbrachten vergangenen Samstag einen sehr schönen Tag in den Bergen Tirols, worüber ich hier berichten möchte:
Wir beide hatten einen sehr schönen und herrrlichen Samstag erleben und genießen dürfen. Wir machten eine kleine Barfußwanderung im Stubaital.

Herzlichen Dank für den tollen Bericht - und natürlich noch viel mehr für den Tag, auf den er sich bezieht!
Früher bin ich genauso wenig wie Du auf den Gedanken gekommen, jemals in den Alpen barfuß zu gehen. Als ich den Tag im Stubaital noch einmal in Gedanken Revue passieren ließ, drängte sich plötzlich die Erinnerung an ein in Österreich entstandenes Urlaubsfoto aus meiner Kindheit, welches ich kürzlich betrachtet hatte, dazwischen. Auf dem Foto sind meine Schwester und ich zu sehen, wie wir (in Sandalen und scheußlichen bunten Sokken mit Ringelmuster - so bin ich vor 23 Jahren tatsächlich in der Öffentlichkeit rumgelaufen) gerade so tun, als kraxelten wir gerade an einer Steilwand hoch. Ich weiß noch genau, was ich in dem Augenblick, als jenes Foto entstand, dachte: "Um diese Steilwand wirklich zu erklimmen, bräuchte man gescheites Schuhwerk statt dieser ollen Sandalen!" Heute weiß ich, daß es barfuß sicherlich am besten gegangen wäre, aber damals wäre mir dieser Gedanke niemals gekommen.
Und erst seit dem letzten Samstag weiß ich wirklich, was ich in den letzten drei Jahren nur ahnen konnte: Barfuß in den Bergen ist es wunderschön!

Samstag in der Frühe kam Markus zu mir und wir fuhren gleich los. Natürlich hatte er wie auch ich keine Schuhe oder sonstige Fremdkörper an den Füßen - abgesehen von unserem Fußschmuck.

Wenn man erst gar keine Schuhe mitnimmt und sich mehrere hundert Kilometer von ihnen entfernt, ist es am allerbesten: Man läuft so selbstverständlich barfuß, als trüge man niemals Schuhe!

Wir stellten unser Auto auf einem Parkplatz unterhalb der Talstation der Kreuzjochbahn ab und überlegten, ob wir nun mit der Gondel hochfahren oder zu Fuß hochgehen wollten. Wir entschieden uns dann für die erste Variante. Wir gingen zur Kassa und bezahlten das Ticket. Dann die Treppen hoch zu den Gondeln. Ein Mitarbeiter dieser Kreuzjochbahn stand auf der Seite und lehnte sich gegen die Wand, dabei sah er sichtlich verwundert unsere nackten Füße an. Einen Kommentar gab er keinen ab. Sicherlich wird er den Anblick von Leuten mit schweren Wander- und Bergstiefeln gewohnt gewesen sein, aber als wir beide dann barfuß in eine Gondel stiegen, war das sicherlich eine ganz neue Erfahrung für ihn.
Für mich persönlich war das auch eine neue Erfahrung, denn zuvor war ich schon oft dort gewesen, ausgestattet mit Schi- oder auch Snowboardstiefeln. Wir nahmen also Platz in einer Gondel. Wir saßen ganz alleine dort drin und genießten das wunderbare Panorama.

Ich war auch noch niemals zuvor barfuß einen Berg hinauf gegondelt, obwohl ich anders als Franz auch früher schon nicht im Winter, sondern nur im Sommer in den Bergen gewesen war.

Wir stiegen dann an der Mittelstation aus und begaben uns auf dem Weg Richtung Schlicker Alm. Der Weg führte über Wiesen und war zumeist ganz angenehm zum laufen. Zum Glück sind Markus und ich schon sehr geübte Barfußläufer, so machten uns die vereinzelten Disteln, welche meistens recht klein und nicht gleich zu sehen waren. Ab und zu stupfte es etwas unangenehm an den Zehen und man mußte sogar einige Male vereinzelte Stacheln von den Zehen entfernen, aber sonst war das Barfuß gehen dort herrlich. Vereinzelte Wanderer - ausgerüstet mit Bergstiefeln, Stöcken und Rucksäcken - schauten auch immer sehr verwundert zu uns und der Blick richtete sich natürlich auf unsere nackten Füße, vor allem Kinder, welche meistens dabei waren. Wir vermißten beide irgendwelche Kommentare der Leute. Ich denke, daß sie sich mit unseren nackten Füßen beschäftigt hatten, als sie schon eine gewisse Entfernung zu uns erreicht hatten.

Das denke ich mir auch. Franz und ich hatten großen Spaß, als wir uns ausmalten, was diese Leute wohl bei ihrem nächsten Kaffeekränzchen darüber erzählen könnten...

Leider traf man dort keinen einzigen Barfüßer. Barfuß im Gebirge wandern scheint wohl doch noch nicht so populär zu sein. Vielleicht wird noch etwas daraus, zu wünschen wäre es.

Für das barfüßige Wandern in den Bergen gibt es leider kaum Vorbilder, und was die Leute nicht sehen, können sie sich auch nicht vorstellen. Dementsprechend kann man solch herrlich verwunderte Gesichter wie am Samstag auch nur beobachten, wenn die Leute ohne jede Vorbereitung etwas sehen, was sie sich nicht vorstellen können.

Die Rückfahrt war auch schön, abgesehen davon, daß wir auf der A7 einen schlimmen Unfall mit ansehen mußten. Außerdem gab es eine Vollsperrung im Bereich der Raststätte "Allgäuer Tor", wo sich ausnahmslos alle einer Polizeikontrolle unterziehen mußten. Ich hatte barfuß zwar noch nie Probleme mit der Polizei, vor allem als Autofahrer, aber wir beide hatten schon ein recht beklemmendes Gefühl davor, wie die Polizisten wohl reagieren würden, wenn sie uns aussteigen ließen und dann unsere nackten Füße gesehen hätten. Nun ja, sie verlangten halt das Übliche und nach etwa fünf Minuten ging es weiter.

Vor solch einem Augenblick hatte ich mich immer gefürchtet: barfuß in eine Polizeikontrolle zu geraten und aussteigen zu müssen. Diese Möglichkeit bestand durchaus, zumal ich sah, daß einige Fahrzeuge genauer als andere (nämlich auch innen) kontrolliert wurden. Bei unds begnügte sich die Polizei mit der Kontrolle unserer Personalausweise sowie Franzens Führerschein und Fahrzeugschein. da es dunkel war und wir im Fahrzeug sitzen blieben, sahen die Polizisten nicht, daß wir barfuß waren.

Die Wanderung im Stubaital werden wir beide auf jeden Fall fortsetzen, allerdings erst irgendwann im September. Hierzu werde ich dann schauen, daß wir oben auf der Schlicker Alm ein Zimmer zum Übernachten bekommen. So hätten wir dann einen hervorragenden Ausgangspunkt zum Wandern. Hoffentlich macht das Wetter bis dahin mit.

Auf diese Fortsetzung freue ich mich schon! Zuvor möchte ich im August freilich gern eine Woche an der Ostsee verbringen.

Diese Wanderung dort kann ich jedem empfehlen, der einigermaßen gut trainierte Füße hat - ich möchte damit sagen, daß die Lederhaut an den Fußsohlen schon gut ausgeprägt sein sollte, denn sonst hatte man dort oben sicherlich Probleme beim Gehen und dann wäre der ganze Spaß schnell vorbei.

Das ist wahr - die Wiesen sind "nicht ganz ohne" (ich bin sogar auf eine Biene getreten, was aber dank besagter Lederhaut nicht weiter schlimm war), also für Anfänger denkbar ungeeignet, und ansonsten gibt es nur solide geschotterte Wege, welche für geübte Barfußläufer allerdings ganz passabel zu begehen sind (wir zogen dennoch die Wiese vor, um schneller nach unten zu gelangen, weil wir die letzte Gondel nach unten nicht verpassen wollten).

Barfüßige und heute etwas bewölkte Grüße
Franz

Gewittrige Barfußgrüße,
Markus U.


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