Streiflicht aus der SZ von gestern (Hobby? Barfuß! 2)

Ludwig fun, Friday, 27.06.2003, 00:36 (vor 7765 Tagen)

Hallo Leute,

allen Streitereien zum Trotz und wegen des anhaltenden Interesses an FLIP FLOP's habe ich das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung vom 26.06.2003 durch die miese Texterkennung meines HP-Scanners gejagt. Und hier ist es:

(SZ) Dieser Sommer, wie ruhig er dahin-
fließt. Keine Schritte hallen auf dem
Asphalt der Städte, kein spitzer Ton
wird zurückgeworfen, obwohl doch die
Menschen, wie immer, den harten Boden
berühren, ohne Zweifel, sie bewegen
sich, wie man es von ihnen kennt. Und
doch laufen sie lautlos, als entstammten
sie einem gigantischen Stummfilm, ja,
wir befinden uns in diesem Sommer im
längsten, geheimnisvollsten Stummfilm
aller Zeiten. Nur wer genau hinhört, wer
seine Ohren ganz weit aufsperrt, ver-
nimmt ein leises, wie aus der Ferne herü-
berwehendes Schmatzen, ein sanftes,
köstliches Schnalzen. Dringt es aus äthe-
rischen Mündern? Ach Gott, nein, profa-
ner Gummi ist das Material, aus dem jene
feine Musik gemacht wird; die größten
Geheimnisse bergen oft den simpelsten
Kern, die Menschen spazieren auf Flip-
Flops, auf Badelatschen durch die
Städte. Sie laufen auf Arbeit, in die Be-
hörden und in die Geschäfte, als streiften
sie durch den Ostseesand, als kraulten
sie den Karibikstrand, leicht und ent-
spannt, so scheinen sie sich über die einst-
mals mühevollen Verrichtungen, über
alle Qualen zu erheben, denn wo kein Ge-
räusch ist, wo soll da noch Schwere sein?
Welch Trugschluss! Welch Illusion!
Wie bei jeder Illusion ist es nur eine
Frage der Zeit, bis sie auffliegt, bis sie
sich erledigt hat. Die Menscheh müssen
ja nach wie vor Maschinen bedienen,
müssen Steuererklärungen ausfüllen,
müssen Büroklammern und Klopapier
kaufen. Und gleichen sie, die eben noch
feenhaft über die Straße huschten, in ih-
rer Geräuschlosigkeit nicht doch eher Ge-
spenstern, armseligen blutleeren Gestal-
ten, die keine Abdrücke, keine Spuren
hinterlassen? Ja, genau, wir wollen Blut,
wollen Abdrücke, Spuren, Töne, Disso-
nanzen, wir wollen, wieder einmal, nach
Italien, denn dort sind gerade Sandalen
mit dicker Holzsohle Mode, dort bebt das
Pflaster, wie schön, dort unterscheiden
sich die Menschen mit jedem Tritt, den
sie setzen. Man kann die Augen schließen
und ihre Geschichten hören: Diese Frau
hier, dem Gang nach muss es eine Frau
sein, entlädt irgendeinen Zorn, so häm-
mert sie. Und diese da, sie zieht ihre
Schritte genussvoll in die Länge, etwas
muss sie durchströmen, Liebe vielleicht?
Unsere Wahl ist getroffen. Jeder, der
halbwegs bei Troste ist, wählt die Liebe
und nicht das Klopapier. Wählt jetzt und
immerfort Italien. Bloß nach Scario darf
er nicht fahren, vor Scario, Badeort im
Süden, muss gewarnt werden! Gerade le-
sen wir: der Bürgermeister habe dort das
abendliche Tragen von Schuhen mit
Holzsohlen verboten, da es zu viel Lärm
verursache. Zuwiderhandlungen werden
von ihm mit Bußgeldern geahndet. Wie
heißt der Mann? Wer ist er? Ein seltsamer
Leisetreter, ein Zwitter dem Vernehmen
nach, ein Wesen zwischen Mensch und
Badelatsch, mit Fußsohlen aus Gummi,
sein Name sei Filippo Flippo.

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ich hoffe, euch hat dieser text genauso amüsiert wie mich. ich verbleibe mit freundlichen grüßen, "echtem" namen und fehlender streit- und missionssucht,

euer stets treu ergebender ludwig fun.

p.s. werft mal einen blick auf das posting vom erfahrungsfeld - mich interessiert, was ihr von sowas haltet (vor allem auch die leute mit kindern unter euch!)


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