Nachtrag: Der Artikel als "nur Text"-Variante (Hobby? Barfuß! 2)

Kai (WN) ⌂, Stammposter, Sunday, 15.06.2003, 14:50 (vor 7777 Tagen) @ Kai (WN)

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Und hier die reine Textversion.
Gruß
Kai
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aus: Sonntag Aktuell, 15. Juni 2003


Ein harter Kern von Fans macht fürs Barfußlaufen auch via Internet Reklame

Schuhlose Leichtigkeit


"Iiii, Käsefüße!" Solche oder ähnliche "Schmeicheleien" wird man immer wieder hören, wenn jemand im Kino, in der Eisenbahn oder im Restaurant einfach die Schuhe auszieht, und oft mag dies sogar berechtigt sein. Dabei bewirkt Barfußlaufen genau das Gegenteil: "Käsefüße" oder "Schweißfüße" bekommt eher derjenige, der seine Füße den ganzen Tag in engen Leder- oder gar Kunststofffaserschuhen ein-zwängt, anstatt der Fußhaut den Kontakt mit Frischluft zu gönnen.

Selbst der orthopädisch 100-prozentig ausgeformte Schuh ist bei weitem nicht so gut für den Fuß wie das Laufen ganz ohne Schuh, denn Schuhe nehmen der Fußmuskulatur grundsätzlich zu viel Arbeit ab. Natürlich ist das Barfußlaufen bei minus zehn Grad auf dem asphaltierten Bürgersteig im Winter nicht jedermanns Sache. Doch dass Barfußlaufen grundsätzlich eine Erkältung zur Folge hat, gehört eindeutig in die Sparte Ammenmärchen, führen die Befürworter der Barfußkultur als Argument ins Feld. Wesentlich gründlicher und schneller als durch Barfußlaufen erkältet man sich durch das Tragen nasser Badebekleidung, nabelfreier Tops oder Sitzen auf kaltem Betonboden. Folgen des Barfußlaufens können hingegen äußerst wohltuend und gesund sein: 98 Prozent der Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt, 60 Prozent der Erwachsenen haben Fußschäden.

Jeder, der einmal mit nackten Füßen über einen weißen Sandstrand gelaufen ist oder einen frisch gemähten Rasen, kennt dieses angenehme Gefühl. Barfußlaufen erdet, und für manche Menschen wird das Schuheabstreifen fast zur Sucht.

Im Internet haben sich die Barfußläufer unter der Adresse www.barfuss.org ein Forum geschaffen. "Ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr Barfüßgängerin", bekennt Julia Fiona. Die 36-jährige Mutter eines achtjährigen Mädchens geht im Sommer und auch im Winter barfuß. "Nur wenn es sehr kalt ist, also unter null Grad, vermeide ich längere Wege im Freien gesteht sie. Barfußlaufen sei das Beste, was man seinen Füßen antun kann. Bei Julia Fiona kam erschwerend hinzu, dass sie schon als Kind große Schwierigkeiten hatte, passende Schuhe zu kaufen, da ihre Füße einfach zu schmal für handelsübliche Schuhe waren. Einlagen sollten das mildern, "aber auch damit zog ich die Schuhe immer aus, sobald meine Mutter außer Sichtweite war", erinnert sie sich. Außerdem war das Barfußlaufen in den siebziger Jahren sowieso noch verbreiteter als heute.

Julia Fiona gehört zu den konsequenten Barfußläufern und alberne Kommentare lassen die Frau, die lange Zeit als Business-Consulterin arbeitete, schon lange kalt. Ihrem Mann war es allerdings peinlich, sich mit einer barfüßigen Frau an seiner Seite zu zeigen. Die nackten Füße führten zu denkwürdigen Begebenheiten. "Der Berliner Presseball, den wir vor einigen Jahren besuchten, war lustig. Ich tanzte mit einem roten, wadenlangen Röhrenkleid, und mein Mann wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken", erzählt Julia. Natürlich gab es auch Männer, die die nackten Füße erotisch fanden, aber auch dadurch ließ sich Julia nicht im Geringsten beirren. Wer Anstoß nimmt an schönen Füßen, die gut gepflegt sind, hat ihrer Meinung nach einfach Probleme mit sich selbst und bringt diese Unsicherheit mit Hinweisen auf "nicht korrektes Verhalten" zum Ausdruck. Oder er hat "Käsefüße".


Dirk Engelhardt

[image] www.barfuss.org


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